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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mich nach Hause zu begleiten, aber ich wollte mich noch bei Ihnen entschuldigen.»
    «Bei mir?», fragte Starbuck überrascht.
    Julia sah ihn ernst an. «Für den Abend im Hospital», erklärte sie.
    «Ich bezweifle, dass es etwas gibt, für das Sie sich entschuldigen müssten», sagte Starbuck.
    «Doch, ich glaube, das müssen wir», beharrte Julia. «Man sollte doch meinen, nicht wahr, dass die Türen einer Mission für die Armen auch solchen Mädchen wie Ihrer Freundin offen stehen?»
    Starbuck lächelte. «Besonders arm ist Sally eigentlich nicht.»
    Julia gefiel diese Bemerkung, und sie erwiderte das Lächeln. «Aber sie ist Ihre Freundin?»
    «Ja, das ist sie.»
    Julia drehte sich wieder zu dem Tisch um und begann Bücher durchzusehen, während sie weitersprach. «Wir sind doch aufgefordert, nicht wahr, Christus in allen Dingen nachzueifern? Und doch glaube ich, dass an diesem Abend unserem Heiland Ihr Verhalten besser gefallen hätte als unseres.»
    «Ach nein», sagte Starbuck beschämt.
    «Ich denke doch. Adam hat mir verboten, jemals wieder über diesen Abend zu sprechen. Mir verboten, Mr. Starbuck!» Über diese Anordnung war sie offenkundig pikiert. «Adam ist die Geschichte überaus unangenehm. Er fürchtet, meine Mutter zu kränken, verstehen Sie? Das fürchtet er, glaube ich, mehr, als mich zu kränken.» Sie wischte Staub von einem Buchrücken. «Macauleys
Essays
? Ich denke, darauf kann man verzichten. War ihre Freundin sehr verletzt?»
    «Nicht lange.»
    «Baynes’
Christliches Leben
. Ich bezweifle, dass uns dieses Werk an jenem Abend eine besondere Orientierungshilfe gewesen wäre. Sehen Sie mal, die Seiten sind noch nicht mal aufgeschnitten, aber es hat ohnehin keinerlei Wert. Bis auf seinen spirituellen Rat, aber dafür könnte ich vom General bestimmt keinen Dank erwarten.» Sie ließ das Buch auf den Tisch zurückfallen. «Würde Ihre Freundin es mir wohl übel nehmen, wenn ich sie besuche?»
    Diese Frage kam völlig überraschend, aber es gelang Starbuck, sein Erstaunen zu verbergen. «Ich glaube, dass sie sich darüber freuen würde.»
    «Ich habe mich so weit vorgewagt, Adam vorzuschlagen, dass ich sie besuche, aber diese Idee hat ganz eindeutig nicht seinen Gefallen gefunden. Er hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Kontakt mit solchen Niederungen den guten Ruf schädigt, und ich bin ihm für diese Information außerordentlich dankbar, aber ich konnte mich doch nicht gegen den Gedanken wehren, dass der Kontakt mit solchen Niederungen viel eher den Ruf eines Mannes schädigen kann als den einer Frau. Würden Sie mir darin zustimmen?»
    «Das mag sehr wohl so sein, Miss Gordon», sagte Starbuck mit vollkommen ernster Miene.
    «Mutter würde es missbilligen, wenn sie wüsste, dass ich über einen solchen Besuch nachdenke, und ihre Missbilligung kann ich nachvollziehen. Aber warum sollte es denn Adam so viel ausmachen?»
    «Sollte das Weib Cäsars nicht über jedes Misstrauen erhaben sein?»
    Julia lachte. Sie hatte ein bereitwilliges Lachen, das ihr Gesicht strahlen ließ und Starbuck bis ins Herz drang. «Sie halten Adam für einen Cäsar?», fragte sie spöttisch.
    «Ich glaube, er will das Beste für Sie», sagte Starbuck taktvoll.
    «Und glauben Sie auch, er weiß, was das ist?», fragte Julia leidenschaftlich. «Ich selbst scheine jedenfalls nicht zu wissen, was das Beste für mich ist. Ich würde gern Krankenschwester werden, aber Mutter sagt, das sei keine passende Beschäftigung, und Adam ist ihrer Meinung.» Sie warf ein Buch auf den Tisch, dann schien ihr die Heftigkeit ihrer Geste leidzutun. «Ich bin nicht ganz sicher, ob Adam überhaupt weiß, was für ihn selbst das Beste ist», fügte Julia hinzu, dann nahm sie ein schmales, in dunkelrotes Leder gebundenes Buch in die Hand. «Lambardes
Eirenarcha
. Über zweihundert Jahre alt und immer noch wert, gelesen zu werden. Glauben Sie, dass Adam weiß, was das Beste für mich ist, Mr. Starbuck?»
    Starbuck wurde sich vage bewusst, dass sie sich am Rand von tiefen, dunklen Gewässern bewegten, die besser unausgelotet blieben. «Das hoffe ich doch, wenn Sie heiraten wollen.»
    «Und werden wir denn heiraten?» Sie sah ihn mit ihren dunkelbraunen Augen herausfordernd an. «Adam will noch warten.»
    «Bis der Krieg vorbei ist?»
    Julia lachte und unterbrach damit die seltsam vertraute Stimmung, die für ein paar Sekunden lang geherrscht hatte. «Das sagt er jedenfalls, und ich bin sicher, dass er damit schon recht haben

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