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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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oder zwei Monate durchhalten konnte, und es war besser, das sinkende Schiff zu verlassen, als am Ende mit unterzugehen. «Nimm dein Geld mit», drängte er Sally, «und wir gehen nach Norden. Vielleicht nach Kanada. Oder Maine? Wir eröffnen deinen Kurzwarenladen. Oder sollen wir vielleicht lieber in den Westen?» Er runzelte die Stirn, weil er wusste, wie schlecht er sich ausdrückte. «Ich will sagen, dass du von vorne anfangen kannst. Ich will, dass du mit mir kommst. Ich werde mich um dich kümmern.»
    «Mit meinem Geld?» Sally lächelte.
    «Du hast auch Geld von mir. Ich weiß, dass es nicht viel ist, aber wir beide können damit auskommen. Verdammt, Sally, wir können uns niederlassen, wo wir wollen! Nur du und ich.»
    Sie zog an ihrer Zigarre und betrachtete ihn. «Soll das heißen, du willst mich heiraten, Nate Starbuck?», fragte Sally nach einer Weile.
    «Natürlich!» Hatte sie das etwa nicht verstanden?
    «Oh, Nate.» Sally lächelte. «Im Weglaufen bist du schon immer gut gewesen.»
    «Das tue ich doch gar nicht», sagte er, getroffen von der Anschuldigung.
    Sie bemerkte nicht, wie verletzt er war. «Manchmal will ich heiraten, Nate, und manchmal nicht. Und wenn ich es wollte, Honey, dann wärst du weiß Gott meine allererste Wahl.» Sie lächelte ihn traurig an. «Aber du hättest bald genug von mir.»
    «Nein!»
    «Sch!» Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. «Ich habe gesehen, wie du im Hospital dieses Bibelmädchen angeschaut hast. Du würdest dich immer fragen, wie es wäre, mit jemandem aus deinen Kreisen verheiratet zu sein.»
    «Das ist nicht fair», protestierte Starbuck.
    «Aber es ist wahr, Honey.» Sie zog an ihrer Zigarre. «Du und ich, wir sind Freunde, aber als Ehepaar wären wir eine Katastrophe.»
    «Sally!», widersprach Starbuck.
    Sie bedeutete ihm noch einmal zu schweigen. «Ich stehe diesen Krieg durch, Nate. Wenn die Yankees kommen, spucke ich auf sie, und dann ziehe ich den Bastarden das Geld aus der Tasche. Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun werde, aber ich weiß, dass ich nicht weglaufe.»
    «Ich laufe nicht weg», protestierte er, doch es klang recht schwach.
    Sie dachte kurz nach. «Du hattest es im Leben nicht schwer, Nate. Ich kenne viele Männer wie dich. Du liebst deine Bequemlichkeit.» Dieses Mal sah sie, dass sie ihn verletzt hatte, und streckte die Hand aus, um ihm über die Wange zu streichen. «Vielleicht irre ich mich auch. Ich vergesse immer, dass das hier nicht dein Land ist, aber es ist meins.» Sie schwieg eine Weile nachdenklich, dann lächelte sie ihn flüchtig an. «Es kommt der Moment, in dem du auf eigenen Beinen stehen musst, nicht auf den Schultern deines Vaters. Das hat mir mein Pa beigebracht. Ich bin kein Drückeberger, Nate.»
    «Ich bin kein …»
    «Sch!» Sie legte erneut die Finger auf seine Lippen. «Ich weiß, dass die Yankees noch nicht gewonnen haben, und du hast mir selbst erklärt, dass man fünf Yankees braucht, um einen von unseren Jungs zu töten.»
    «Ich habe doch bloß geprahlt.»
    «Wie ein Mann eben.» Sie lächelte. «Aber die Sau quiekt noch, Honey. Wir sind noch nicht geschlagen.»
    Starbuck rauchte schweigend. Er hatte sich eingeredet, dass Sally mit ihm kommen würde. Keinen Augenblick lang hatte er sich vorgestellt, dass sie lieber bleiben und den Yankee-Sieg erleben würde. Er hatte gedacht, sie würden zusammen weglaufen und sich irgendwo, weit weg von den Sorgen der Welt, einen kleinen Schlupfwinkel einrichten. Ihre Absage erzeugte bei ihm Ratlosigkeit.
    «Nate?», fragte Sally. «Was willst du vom Leben?»
    Er dachte über die Frage nach. «Vergangenen Winter war ich glücklich», sagte er. «Als ich bei der Kompanie war. Ich bin gern Soldat.»
    «Und wenn du etwas haben willst, Honey, dann geh und hol es dir. Wie mein Pa sagt, die Welt schuldet dir verdammt noch mal gar nichts, und das heißt, um das zu kriegen, was du möchtest, musst du rausgehen und es pflanzen, es bauen, es kaufen oder es stehlen.» Sie lächelte ihn an. «War das dein Ernst mit dieser Spiongeschichte?»
    Er sah sie an. «Ja. Ich schwör’s.»
    «Dann geh und schnapp den Bastard, Honey. Du hast versprochen, den Brief abzugeben, also tu es. Und wenn du danach weglaufen willst, ist das deine Angelegenheit, nur musst du es allein machen, nicht mit mir als Ausrede.» Sie beugte sich vor und küsste ihn. «Aber wenn du hierher zurückkommst, Honey, werde ich noch da sein. Ich schulde dir noch einiges.» Sally zuliebe hatte Starbuck Ethan

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