Starbuck. Der Verräter (German Edition)
lassen?»
Starbuck zog an seiner Zigarre. «Er schlägt vor, Sir, dass ich nach Richmond zurückgehe und Sie mich einsetzen, wie Sie Webster eingesetzt hätten. A–» Gerade noch rechtzeitig unterbrach er sich, bevor er Adams Namen ausgesprochen hatte. «Allerdings weiß ich, dass ich vielleicht nicht der ideale Mann für diese Aufgabe bin, ich denke aber, dass ich es schaffen könnte. Niemand in Richmond weiß, dass ich die gegnerischen Linien überquert habe.»
Pinkerton sah Starbuck schweigend an. «Welche Stellung haben Sie bei den Rebellen, Nate? Sie wurden aus dem Gefängnis entlassen, aber sind die Südstaatler dumm genug, Sie wieder in ihre Armee aufzunehmen?»
«Ich habe um Urlaub gebeten, Sir, und den haben sie mir gewährt, aber sie wollen, dass ich Ende des Monats wieder im Passamt sitze. Dort habe ich gearbeitet, als ich verhaftet wurde, verstehen Sie?»
«Bei meinem Wort, Sie könnten uns in diesem Büro mächtig nützlich sein, Nate! Ja wirklich, das wäre äußerst nützlich!» Pinkerton erhob sich aus seinem Sessel und schritt aufgeregt im Zimmer auf und ab. «Aber Sie gehen mit Ihrer Rückkehr ein gewaltiges Risiko ein. Wollen Sie das wirklich tun?»
«Ja, Sir, wenn es notwendig ist. Ich meine, falls Sie den Krieg nicht vorher gewonnen haben.»
«Sie sind ein tapferer Mann, Nate, ein tapferer Mann», sagte Pinkerton und ging dann weiter auf und ab, während Starbuck seine erloschene Zigarre wieder anzündete und den Rauch tief in die Lungen zog. De’Ath, überlegte er, wäre wohl stolz auf ihn gewesen. Pinkerton blieb stehen und richtete seinen Pfeifenstiel auf Starbuck. «Möglicherweise will der General Sie sprechen. Halten Sie sich bereit, ja?»
Starbuck ließ sich nicht anmerken, dass ihn der Gedanke an ein Treffen mit dem Kommandanten der Nordstaatenarmee erschreckte. «Selbstverständlich, Sir.»
«Also!» Pinkerton nahm den gefälschten Brief, der auf dem Tisch vor James lag. «Ich mache mich auf den Weg zu Ihrer Lordschaft. Ich überlasse Sie beide Ihrem Gespräch.» Er rauschte hinaus und rief nach einer Ordonnanz, die ihm Mantel und Hut bringen sollte.
James, mit einem Mal verlegen, setzte sich auf den Sessel, auf dem zuvor Pinkerton gesessen hatte. Schüchtern suchte er den Blick seines Bruders, dann lächelte er. «Ich habe immer gewusst, dass du im Herzen kein Kupferkopf bist.»
«Kein was?»
«Kupferkopf», sagte James. «Das ist ein Schimpfwort für Nordstaatler, die mit dem Süden sympathisieren. Abgeleitet von der Giftschlange, die hier im Norden vorkommt. Die Journalisten benutzen den Ausdruck.»
«Unangenehme Biester, diese Kupferköpfe», sagte Starbuck leichthin. Einer seiner Männer war im Jahr zuvor beinahe von einem Kupferkopf gebissen worden, und er erinnerte sich daran, wie Truslow einen Warnschrei ausgestoßen und der Schlange ihren bräunlichen Kopf mit einem glatten Hieb seines Jagdmessers abgeschlagen hatte. Die Schlange hatte, wie Starbuck wieder einfiel, süßlich nach Geißblatt gerochen.
«Wie geht es Adam?», fragte James.
«Er ist ernst wie immer. Und verliebt. Sie ist die Tochter von Reverend John Gordon.»
«Von der ASPGP ? Ich habe ihn nie kennengelernt, aber nur Gutes über ihn gehört.» James nahm die Lesebrille von der Nase und putzte die Gläser mit seinem Jackenärmel. «Du siehst mager aus. Haben Sie dich wirklich mit Brechmitteln gefoltert?»
«Ja, das haben sie.»
«Schrecklich, schrecklich.» James runzelte die Stirn und lächelte seinen Bruder mit unbeholfener Zuneigung an. «Jetzt waren wir beide im Gefängnis, Nate. Wer hätte das je gedacht? Ich muss zugeben, dass ich in Richmond großen Trost aus der Apostelgeschichte gezogen habe. Ich habe gedacht, wenn der Herr Paulus und Silas aus dem Kerker befreit hat, dann wird er gewiss auch mich befreien. Und er hat es getan!»
«Mich auch», sagte Starbuck und wand sich vor Beschämung. Pinkerton hinters Licht zu führen, machte ihm auf eine gewisse Weise sogar Vergnügen, aber James zu hintergehen ganz gewiss nicht.
James lächelte. «Adam hat mich darin bestärkt zu glauben, dass du wieder auf unsere Seite kommst.»
«Das hat er?», fragte Starbuck, außerstande, seine Überraschung darüber zu verbergen, dass ihn sein einstiger Freund so falsch verstanden haben konnte.
«Er hat mir erzählt, dass du zu Gebetstreffen gegangen bist», sagte James, «und da wusste ich, dass du dem Herrn deine Sorgen bekannt haben musst, und dafür habe ich Gott gedankt. Hat Adam dir die Bibel
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