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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als sie ihre Pferde aus der Deckung des Waldes führten. Der Pionier war ein Mann mittleren Alters, seine Hosen waren mit Schlamm verschmiert, und über das schnurrbärtige Gesicht lief ihm der Schweiß, der auch schon sein weißes Hemd dunkel gefärbt hatte. «Ich bin Colonel Ellis, Pionierkorps», stellte er sich Lassan vor. «Die Brücke ist nicht sicher. Der Sturm hat ihr verdammt zugesetzt.» Ellis sah Starbuck kurz an, zeigte aber kein besonderes Interesse an ihm. «Eine Meile flussauf ist noch eine Brücke.»
    Lassan verzog das Gesicht. «Wie kommen wir zu dieser Brücke?»
    «Reiten Sie den Weg zurück, auf dem Sie gekommen sind. Nach einer halben Meile gibt es eine Abzweigung nach links, die nehmen Sie. Eine halbe Meile weiter folgt eine T-Kreuzung, da biegen Sie wieder links ab.» Ellis schlug nach einem Moskito. Im Fluss hängte sich gerade eine Reihe Männer an eines der Taue, und Starbuck sah, wie die instabile Bohlenbrücke etwas untertauchte und bebte, als sich das dicke Seil straffte. Das Tau hob sich aus dem Wasser, und tropfende Pflanzen hingen daran herunter, und dann schrie einer der Männer im Fluss auf, weil er eine Schlange an dem neu gespannten Tau hängen sah. Er ließ los, und die Panik verbreitete sich unter seinen Kameraden, die nun ebenfalls alle das Tau losließen und ans Ufer flüchteten. Knarrend wölbte sich die Brücke wieder stromab.
    Ein Sergeant brüllte die Pioniere an, nannte sie Feiglinge und Bastarde. «Das ist nur eine Mokassinschlange! Die bringt euch nicht gleich um! Jetzt wieder ans Tau! Ziehen, ihr Bastarde, ziehen!»
    «Wissen Sie, dass ein Korps darauf wartet, diese Brücke überqueren zu können?», fragte Lassan Colonel Ellis ernst, als wäre der Colonel der Pioniere persönlich dafür verantwortlich, dass sich der Vormarsch des Korps verzögerte. «Sie warten hinter dem Wald.»
    «Hier überquert keiner irgendwas, solange die Brücke nicht repariert ist», sagte Ellis schlecht gelaunt.
    «Ich glaube, wir sollten selbst feststellen, ob die Brücke sicher ist», sagte Lassan leichthin. «Die Zukunft der Union könnte davon abhängen. Im Krieg, Colonel, müssen Risiken eingegangen werden, die in Friedenszeiten undenkbar wären, und wenn eine instabile Brücke der einzige Weg zum Sieg ist, dann muss das Risiko in Kauf genommen werden.» Er verkündete diesen Unsinn, während er mit seinem Pferd am Zügel entschlossen auf die Brücke zuging, die unter der starken Strömung schwankte. Starbuck sah, dass das Unwetter zwei Pontons aus ihrer Vertäuung gerissen hatte, sodass sich der Bohlenweg aufgefächert hatte und fußbreite Lücken in der oberen Balkenschicht entstanden waren.
    «Wer sind Sie?» Der schlammbespritzte Colonel der Pioniere hastete dem Franzosen nach. Lassan beachtete ihn nicht, stattdessen warf er im Vorübergehen einen Blick in ein kleines Zelt, das gefährlich nahe an einem Tümpel mit stehendem Wasser aufgestellt worden war und in dem ein Telegraphengerät einsam vor sich hin ratterte. «Ich frage Sie, wer Sie sind!», wiederholte der Colonel, der vor Wut rot angelaufen war.
    «Ich bin General Lassan, Viscount Seleglise des Herzogtums Normandie und Chasseur Colonel der Kaiserlichen Leibwache, derzeit zum Stab Major General George McClellans gehörig.» Lassan ging weiter voraus, und Starbuck ging an seiner Seite.
    «Von mir aus sind Sie der König von Siam», sagte Ellis. «Sie kommen trotzdem nicht rüber.»
    «Vielleicht nicht, falls ich bei dem Versuch den Tod finde», sagte Lassan großartig. «Wenn meine Leiche gefunden wird, Colonel, dann bitte ich darum, sie in die Normandie zurückzuschicken. Mein Begleiter dagegen stammt aus Boston, also können Sie seine Leiche ruhig dort verrotten lassen, wo auch immer in diesem verseuchten Sumpf sie liegen bleibt. Komm schon, Junge!» Diese letzte Aufforderung galt seinem Pferd, das unruhig den Kopf zurückwarf, weil der Tritt immer unsicherer wurde, je näher sie an die Brücke kamen. Die Balken des Bohlenwegs sanken unter dem Gewicht des Pferdes ein, und blasiger Schlamm stieg in den Spalten hoch.
    «Kommen Sie zurück, zum Teufel!», rief der Sergeant, der bis zur Hüfte im Wasser stand und das Ende eines Taus in den Händen hielt.
    «Ich gehe weiter. Es ist mein Risiko, nicht Ihres!», rief Lassan zurück, dann grinste er Starbuck verschmitzt an. «Vorwärts, immer vorwärts.»
    «General! Bitte!», versuchte es Colonel Ellis ein letztes Mal, doch Lassan beachtete ihn nicht und ging über die Balken

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