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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dorthin, wo sich die Brücke leicht über das strudelnde, schnell fließende Wasser des vom Regen angeschwollenen Flusses hob. Der Bohlenweg tauchte knarrend ein Stück ein, als sie die Schräge erreichten. Starbuck kam am ersten Ponton vorbei und sah, dass er halb voller Regenwasser stand, dann war er bei der ungewollten Wölbung der Brücke angelangt, und sein Pferd scheute zurück vor dem Wasser, das schäumend um das Treibgut und die Pontons strudelte. Starbuck zog das Tier weiter, doch es ging nur sehr langsam voran, denn das Pferd brauchte Zeit, um seine Hufe auf die schwankenden Balken zu setzen. «Bleiben Sie auf der flussauf gelegenen Seite», sagte Lassan. «Da sind die Balken dichter aneinander.» Der zweite Ponton stand beinahe komplett unter Wasser, und unter dem Gewicht von Lassans Pferd senkte sich der Bohlenweg gefährlich dicht zu den rötlich-schlammigen Strudeln des Flusses. «Colonel Ellis!», rief Lassan über die Schulter.
    «Was?»
    «Sie hätten es leichter mit der Arbeit, wenn Sie zuerst die Pontons auspumpen würden!»
    «Warum kümmern Sie sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten, verdammt?»
    «Eine gute Frage», sagte Lassan heiter zu sich selbst. Er und Starbuck waren nun halb über die Brücke, ihr Gewicht drückte die schwere Bohlenkonstruktion bis auf wenige Zoll zur Wasseroberfläche hinunter. «Sie haben sehr gute Pioniereinheiten in diesem Land», erklärte der Franzose Starbuck. «Besser als unsere. Die Franzosen lieben nun einmal die Kavallerie, schlimmstenfalls sind sie noch damit einverstanden, zur leichten Infanterie zu gehen, aber alles andere gilt als entwürdigend. Ich habe allerdings den schrecklichen Verdacht, dass künftige Kriege von der Artillerie und den Pionieren entschieden werden, von den Technikern unter den Soldaten und den mathematischen Hilfswissenschaften des Kriegshandwerks, während wir prächtigen Reiter zu Botenjungen herabgestuft werden. Trotzdem, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine richtige Frau in einen Techniker verliebt, Sie etwa? Das ist das Gute an einem Dasein als Kavallerist, es macht einem die wirklich bedeutenden Eroberungen im Leben etwas leichter.»
    Starbuck lachte, dann keuchte er auf, weil ihm der Fuß auf einem schlüpfrigen Balkenstück wegrutschte. Es gelang ihm, das Gleichgewicht zu wahren, doch die plötzliche Bewegung schien das Festhaltetau des nächsten Pontons gestrafft zu haben, sodass die ganze Brücke unter der herandrängenden Strömung schlingerte und das Wasser in einer Spalte zwischen den Balken heraufschäumte. Starbuck und sein Pferd blieben wie erstarrt stehen, bis sich die größten Schwankungen der Brücke gelegt hatten und sie vorsichtig weitergehen konnten. «Sind Sie wirklich ein Viscount?», fragte Starbuck den Franzosen und dachte daran, dass auch de’Ath einen französischen Adelstitel für sich reklamiert hatte, doch wenn der Tratsch von James stimmte, war de’Aths Abstammung sogar noch erlesener.
    «Da bin ich nicht ganz sicher», sagte Lassan unbekümmert. «Es ist ein alter Titel, bei der Revolution offiziell abgeschafft, aber mein Großvater hat ihn benutzt, und ich bin sein einziger direkter männlicher Nachkomme. Ich vermute allerdings, dass ich das Recht auf die Zugehörigkeit zum Adel in dem Moment verloren habe, in dem mich meine Mutter und mein Vater außerehelich gezeugt haben, aber ab und zu grabe ich den Titel wieder aus, um das einfache Volk zu beeindrucken.»
    «Und Sie haben gesagt, Sie sind ein General?»
    «Nur ehrenhalber. Als die Kriege gegen Österreich vorbei waren, wurde ich wieder zu einem einfachen, bescheidenen Colonel.»
    «Und Ihre Regierung hat Sie hierhergeschickt, damit Sie beobachten, wie wir kämpfen?», fragte Starbuck, der sich darüber wunderte, dass ein solcher Mann nach Amerika beordert worden war.
    «O nein. Sie wollten, dass ich ein Rekrutierungsdepot leite, nichts als grobschlächtige Feldarbeiter, klapprige Ersatzpferde und betrunkene Sergeanten. Sie haben ein paar Langweiler von der Militärakademie und eine Handvoll stumpfsinniger Infanteristen als offizielle Beobachter hergeschickt, aber ich wollte mir das mit eigenen Augen ansehen, also habe ich eine unbefristete Freistellung beantragt, und irgendwann hat die Regierung endlich zustimmen müssen, weil sie festgestellt haben, dass ich mich ohnehin nicht aufhalten lasse. Ich fühle mich, als wäre ich auf einer Vergnügungsreise, Starbuck.» Lassan zog sein Pferd weiter. «Beinahe geschafft. Ich weiß

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