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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fadenscheinigen Uniformrocks, den er dem toten Mann aus South Carolina verdankte, und zog die Bibel heraus, die ihm James gegeben hatte. Er sah Adam an und stellte fest, dass sein Freund das Buch erkannte.
    «Vater», schaltete sich Adam leise ein.
    «Nein, Adam!», sagte der General entschlossen. «Ich kenne dich, ich weiß, dass du für deinen Freund eintreten willst, aber meine Entscheidung steht fest.» Faulconer starrte Starbuck wütend an. «Steck deine Bibel weg und geh. Sonst rufe ich die Militärpolizei.»
    «Adam?», forderte Starbuck seinen Freund heraus.
    Adam wusste, was Starbuck meinte. Die Bibel war ein Symbol für James, und James war Adams Verbindungsmann als Spion, und Adams schlechtes Gewissen stellte sofort die Verbindung zwischen der Bibel und seinem Verrat an der Sache seines Vaters her. «Vater», sagte Adam erneut.
    «Nein, Adam!», beharrte Faulconer.
    «Doch!» Adam blaffte das Wort so laut, dass sein Vater vollkommen erstaunt war. «Ich muss mit Nate reden», sagte Adam, «und danach werde ich mit dir reden.» Er klang elend.
    Washington Faulconer spürte seine Selbstsicherheit dahinschwinden wie eine Gefechtslinie unter Kanonenbeschuss. Er leckte sich über die Lippen. «Was habt ihr zu bereden?», fragte er seinen Sohn.
    «Bitte, Vater!»
    «Was geht hier vor?», wollte Faulconer wissen. Swynyard draußen an der Zeltklappe kroch näher heran, um zu lauschen. «Was ist los?», insistierte Faulconer. «Sag es mir, Adam!»
    Adam, der immer noch blass und krank aussah, schüttelte nur den Kopf. «Bitte, Vater.»
    Doch Washington Faulconer wollte noch nicht kapitulieren. Er legte sein Hand wieder auf den Pistolengriff und funkelte Starbuck böse an. «Es reicht jetzt», sagte er. «Ich sehe nicht tatenlos zu, wie du uns wieder das Leben zur Hölle machst, also scher dich zum Teufel. Auf der Stelle!»
    «General?», sagte Starbuck so gelassen und respektvoll, dass Washington Faulconer einen Moment lang sprachlos war.
    «Was ist?», fragte er dann misstrauisch.
    Starbuck schenkte seinem Gegner die Andeutung eines Lächeln. «Alles, worum ich Sie bitte, Sir, ist die Erlaubnis wieder in die Legion einzutreten. Sonst nichts, Sir, das ist alles, was ich möchte.»
    «Ich rufe die Militärpolizei», sagte General Faulconer knapp und drehte sich zum Zelteingang um.
    «Und für wen?», fragte Starbuck so kalt, dass Washington Faulconer stehen blieb. «Wenn ich jetzt nicht mit Adam reden kann», fuhr Starbuck unbarmherzig fort, «dann verspreche ich Ihnen, dass der Name Faulconer neben dem von Benedict Arnold in die Geschichte Virginias eingehen wird. Ich ziehe Ihre Familie so tief in den Dreck, dass sich danach nicht mal mehr ein Schwein in Ihrem Bett suhlen will. Ich zerstöre Ihren Namen, General, und eine ganze Nation wird auf ihn spucken.»
    «Nate!», flehte Adam.
    «Faulconer und Arnold.» Starbuck bekräftigte seine Drohung, und als er den Namen des Verräters aussprach, fühlte er den Rausch eines Spielers, und es war das gleiche Gefühl, das in ihm aufgebrandet war, als er bei Ball’s Bluff den Yankees in die Flanke gefallen war. Er war allein hierhergekommen, bewaffnet nur mit einem wirkungslosen Stück Papier, und er war dabei, einen General zu besiegen, der von seiner gesamten Brigade umgeben war. Bei dem Gedanken an den anmaßenden Triumph dieses Augenblicks hätte Starbuck laut auflachen können. Er war ein Soldat, er forderte einen mächtigen Gegner heraus, und er triumphierte.
    «Komm, lass uns reden!», sagte Adam zu Starbuck, und er drehte sich zum Zelteingang um.
    «Adam?», rief ihm sein Vater nach.
    «Bald, Vater, bald. Zuerst müssen Nate und ich uns unterhalten!», sagte Adam, als er sich ins Sonnenlicht hinausduckte.
    Starbuck lächelte. «Schön, wieder bei der Legion zu sein, General.»
    Eine Sekunde lang glaubte Starbuck, Washington Faulconer würde das Halfter aufschnallen und den Revolver ziehen, doch dann wandte sich der General von ihm ab und ging mit langen Schritten aus dem Zelt.
    Starbuck folgte ihm. Der General und Swynyard gingen zusammen weg, sprengten die Gruppe Neugieriger, die sich vor dem Zelt zusammengedrängt hatte, um zu lauschen. Adam zog Starbuck am Arm. «Komm», sagte er.
    «Willst du denn nicht hier reden?»
    «Wir gehen ein Stück», sagte Adam und führte Starbuck durch den Kreis verwirrter und schweigender Offiziere. Sie durchquerten das Feldlager und stiegen auf eine bewaldete Anhöhe, auf der Judasbäume und Hainbuchen wuchsen. Die Cercisbäume

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