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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vertrauensseliger Mann, die Cobb-Zwillinge dagegen waren träger als Katzen.
    «Sie sollen Murphys Kompanie unterstützen!» Noch immer hielt sich Lieutenant Moxey dicht bei Starbuck.
    Starbuck drehte sich zu ihm um. «Gehen Sie und überbringen Sie Pecker meine Nachricht! Himmel noch mal, Mox, wenn Sie schon Laufbursche sein wollen, dann seien Sie wenigstens ein guter. Und jetzt beeilen Sie sich!» Moxey wich zurück, und Starbuck sah zu Adam hinauf. «Würdest du bitte zu Pecker reiten und ihm erklären, was wir machen? Ich vertraue Moxey nicht.»
    Adam galoppierte davon, und Starbuck drehte sich wieder zu seinen Männern um. Er hob die Stimme über den Lärm der Musketenschüsse und sagte der Kompanie, was er von ihr erwartete. Sie würden die Lichtung im Sturmlauf überqueren und würden, auf der anderen Seite angekommen, nach rechts abschwenken und eine Angriffslinie bilden, die wie ein Kamm durch den Wald ziehen würde, bis sie die offene Flanke der Yankee-Linie erreicht hatten. «Feuert erst, wenn ihr es nicht mehr vermeiden könnt», sagte Starbuck, «schreit einfach, so laut ihr könnt, und lasst sie eure Bajonette sehen. Die werden abhauen, das verspreche ich euch!» Er wusste instinktiv, dass die Yankees flüchten würden, wenn plötzlich eine Horde kreischender Rebellen auftauchte. Die Männer grinsten nervös. Einer von ihnen, Joseph May, der beim Ersteigen des Hügels gebetet hatte, starrte angestrengt auf sein Bajonett, um festzustellen, ob es auch richtig aufgepflanzt war. Starbuck sah ihn blinzeln. «Wo ist Ihre Brille, Joe?»
    «Hab ich verloren, Captain.» May schniefte unglücklich. «Ist mir kaputtgegangen», gestand er dann.
    «Wenn einer von euch einen toten Yankee mit Brille sieht, dann gebt sie Joseph», instruierte Starbuck seine Männer und steckte sein eigenes Bajonett über den Gewehrlauf. Bei Manassas hatte Washington Faulconer darauf bestanden, dass die Offiziere der Legion mit Schwertern in die Schlacht zogen, aber diejenigen Offiziere, die überlebt hatten, wussten nun, dass gegnerische Scharfschützen nichts mehr liebten als ein schwerttragendes Ziel, und so hatten sie ihre eleganten Klingen gegen kampfgerechte Gewehre und ihre litzenbestickten Ärmel und Kragen gegen einfache Uniformen getauscht. Starbuck hatte außerdem einen fünfschüssigen Revolver mit Elfenbeingriff dabei, den er bei der Schlacht von Manassas erbeutet hatte, doch für den Moment würde er den wertvollen englischen Revolver im Halfter lassen und sich auf sein robustes Mississippi-Gewehr mit seinem langen, stachelartigen Bajonett verlassen. «Seid ihr bereit?», rief Starbuck.
    «Bereit!», kam es von der Kompanie zurück, deren Männer den Kampf hinter sich bringen wollten.
    «Keine Kampfrufe, während wir hinübergehen!», mahnte Starbuck. «Wir wollen die Yankees nicht wissen lassen, dass wir kommen. Geht schnell und so leise wie möglich!» Er ließ seinen Blick über ihre Gesichter schweifen und sah eine Mischung aus Aufregung und nervöser Vorfreude. Er blickte kurz zu Truslow hinüber, der ihm zunickte, als wolle er zeigen, dass er Starbucks Entscheidung billigte. «Also los!», rief Starbuck und schritt voraus in das grüngoldene Sonnenlicht, das schräg über die Lichtung fiel und durch den perlweißen Schießpulverrauch schimmerte, der wie Nebelschwaden zwischen den Bäumen hing. Es war ein wundervoller später Herbstnachmittag, und mit einem Mal überkam Starbuck die schreckliche Angst, dass er in diesem lieblichen Sonnenschein sterben könnte, und er rannte schneller, fürchtete das Krachen eines Granatenschusses aus einer Kanone oder den grässlichen Maultiertritt einer Kugel, die in seine Brust einschlug. Doch kein einziger Nordstaatler feuerte auf die Kompanie, als die Männer zu dem dichten Wald hinüberhasteten.
    Sie bahnten sich ihren Weg in das Unterholz auf der Yankee-Seite der Lichtung. Sobald Starbuck sicher zwischen den Bäumen angekommen war, sah er Wasser glitzern, wo der Fluss vom Steilufer abbog, und jenseits dieser glitzernden Biegung sah er die weiten, grünen Felder Marylands in den langgezogenen Schatten des Spätnachmittags. Der Anblick versetzte ihm einen Stich, dann rief er seinen Männern zu, sie sollten rechts abschwenken und eine Linie bilden, und er beschrieb einen Kreis mit seinem linken Arm, um ihnen zu zeigen, wie sie die neue Gefechtslinie aufstellen sollten. Doch die Männer warteten keine Befehle mehr ab; stattdessen hasteten sie schon durch den Wald auf den Gegner zu.

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