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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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des Kanoniers hatte sich dicht um den Stahl geschlossen, und die Klinge wollte sich nicht bewegen. Der Mann hatte seine eigenen Waffen fallen lassen und tastete mit schwachen Fingern nach dem Bajonett in seinen Eingeweiden. Starbuck versuchte, den Stahl mit einer Drehung zu lösen, aber die Saugkraft des Fleisches hielt felsenfest. Er zog den Abzug des Gewehrs durch, weil er hoffte, der Rückstoß würde das Bajonett freiziehen, aber es bewegte sich noch immer nicht. Der Kanonier schrie grässlich auf, als die Kugel in seinen Körper fuhr, und Starbuck gab die Waffe verloren und ließ den sterbenden Kanonier im Wald liegen. Stattdessen zog er seinen schönen Revolver mit dem Elfenbeingriff aus dem Halfter und hastete seiner Kompanie nach, nur um festzustellen, dass die Kompanie K nicht mehr allein im Wald war, sondern nur noch einen kleinen Teil einer grau und braun uniformierten Welle bildete, die gegen die Nordstaatenverteidiger anlief und die Überlebenden zu einer schrecklichen Massenflucht von der Hügelkuppe hinunter auf das schmale, schlammige Ufer des Flusses trieb. Ein Sergeant aus New York schrie, als er seinen unsicheren Halt verlor, das Steilufer hinabstürzte und sich auf einem Felsen das Bein brach.
    «Nate!» Adam war in den Wald galoppiert. «Ruf sie zurück!»
    Starbuck sah seinen Freund verständnislos an.
    «Es ist vorbei! Du hast gewonnen!» Adam deutete auf die Massen von Rebellen, die angefangen hatten, den Steilhang hinunter auf die Yankees zu schießen, die dort unten in der Falle saßen. «Befiehl ihnen aufzuhören!», verlangte er, als gäbe er Starbuck die Schuld an dieser Vorführung eines hämischen, rachsüchtigen Triumphes, dann ließ er unwillig sein Pferd umdrehen, um nach jemandem zu suchen, der genügend Autorität besaß, um dieses erbarmungslose Töten zu beenden.
    Nur dass niemand das Töten beenden wollte. Die Nordstaatler saßen unterhalb des Steilhanges in der Falle, und die Südstaatler feuerten erbarmungslos auf die sich windende, kriechende, blutende Menschenmasse dort unten. Einige Yankees versuchten zu entkommen, indem sie über die Verwundeten trampelten, um in ein frisch eingetroffenes Boot zu steigen, doch das Gewicht der Flüchtenden ließ das kleine Gefährt umkippen. Ein Mann schrie um Hilfe, als ihn die Strömung wegzog. Andere versuchten, ans gegenüberliegende Ufer zu schwimmen, aber das Wasser wurde vom Kugelhagel aufgepeitscht. Blut trübte den Fluss und wurde Richtung Meer geschwemmt. Männer ertranken, Männer starben, Männer bluteten, und immer noch wütete die unbarmherzige Schlacht, und die Rebellen luden und feuerten, luden und feuerten, luden und feuerten, und die ganze Zeit über brüllten sie ihren Triumph zu ihren besiegten, verängstigten, unterworfenen Gegnern hinunter.
    Starbuck schob sich bis zum Rand des Steilhangs vor und starrte auf die infernalische Szene hinab. Der Fuß des Steilhangs wirkte wie eine einzige sich krümmende Masse; ein enormes Tier, das sterbend in der langsam heraufziehenden Dämmerung lag, allerdings hatte dieses Tier noch nicht alle Reißzähne verloren, denn noch immer wurde von unten geschossen. Starbuck schob den Revolver unter seinen Gürtel, legte die Hände um den Mund und rief zu den Yankees hinunter, sie sollten das Feuer einstellen. «Ihr seid Gefangene!», rief er, doch die einzige Antwort war das Aufzucken von Mündungsfeuer aus Gewehrläufen und das Pfeifen einer Salve über seinem Kopf. Starbuck zog seinen Revolver und leerte die Trommel hügelabwärts. Truslow war neben ihm, nahm geladene Gewehre, die ihm von hinten gereicht wurden, und schoss auf die Köpfe von Männern, die sich schwimmend in Sicherheit bringen wollten. Der Fluss schäumte, es sah aus, als würde ein Schwarm Fische wild kämpfen, um einer Gezeitenuntiefe zu entkommen. Leichen trieben flussabwärts, andere verfingen sich in Ästen oder blieben auf Sandbänken liegen. Der Potomac war ein Fluss des Todes geworden, blutdurchströmt, von Kugeln gepeitscht und angeschwollen vor Leichen. Major Bird verzog das Gesicht bei dem Anblick, tat aber nichts, um seine Männer zur Einstellung des Feuers zu bewegen.
    «Onkel!», protestierte Adam. «Gib Befehl, dass sie aufhören!»
    Doch statt das Gemetzel zu beenden, schaute Bird darauf hinab wie ein Entdecker, der gerade auf eine seltsame Naturerscheinung gestoßen ist. Es war Birds Überzeugung, dass der Krieg Blutbäder mit sich brachte, und sich an einem Krieg zu beteiligen und dann gegen Blutbäder zu

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