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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das bedeutete, schloss Starbuck, dass sich die Yankees Sorgen um ihre Munitionsvorräte machten.
    «Der Major sagt, Sie sollen augenblicklich abrücken», drängte Moxey. Er war ein dünner, blasser Jüngling, der einen Groll hegte, weil Starbuck in den Rang eines Captains aufgestiegen, er selbst aber weiterhin Lieutenant geblieben war. Zudem war er einer der wenigen Männer in der Legion, denen Starbucks Anwesenheit missfiel, denn er war der Ansicht, dass ein Regiment aus Virginia keinen abtrünnigen Bostoner brauchen konnte. Diese Meinung behielt Moxey allerdings für sich, denn er kannte Starbucks Temperament und wusste, dass der Nordstaatler nur allzu bereit war, seine Fäuste zu gebrauchen. «Haben Sie gehört, was ich gesagt habe, Starbuck?», fragte Moxey jetzt.
    «Ich habe es gehört», sagte Starbuck, doch er rührte sich immer noch nicht. Er dachte darüber nach, dass die Yankees beinahe den ganzen Tag in diesen Wäldern gekämpft und vermutlich nahezu sämtliche Munition aus ihren Patronentaschen aufgebraucht hatten, und das hieß, dass sie nun von dem geringen Nachschub abhingen, der über den Fluss gebracht werden konnte. Außerdem dachte er, dass Truppen, die sich Sorgen über ausreichende Munition machten, Truppen waren, in denen leicht eine Panik ausbrechen konnte. Er hatte bei Manassas eine Panik erlebt und vermutete, dass sie auch hier für einen schnellen Sieg sorgen könnte.
    «Starbuck!», versuchte sich Moxey wieder Gehör zu verschaffen. «Der Major sagt, Sie sollen Captain Murphy unterstützen.»
    «Ich habe Sie gehört, Mox», sagte Starbuck erneut und unternahm immer noch nichts.
    Moxey tat so, als könne man Starbuck nur für außergewöhnlich begriffsstutzig halten. Er klopfte ihm auf den Arm und deutete zu den Bäumen auf der rechten Seite. «Dort entlang, Starbuck.»
    «Gehen Sie weg, Mox», sagte Starbuck und schaute wieder über die Lichtung. «Und unterwegs richten Sie dem Major aus, dass wir das Gelände hier überqueren und die Einheiten der Bastarde von der linken Flanke her aufrollen. Von unserer linken Flanke, haben Sie das kapiert?»
    «Sie wollen
was
tun?» Moxey glotzte Starbuck an, dann sah er zu Adam auf, der ein paar Schritte hinter Starbuck auf dem Pferd saß. «Sagen Sie es ihm, Adam», wandte sich Moxey an die höhere Autorität. «Sagen Sie ihm, dass er die Befehle befolgen muss!»
    «Wir überqueren das Feld, Moxey», sagte Starbuck langsam und freundlich, als hätte er es mit einem besonders einfältigen Kind zu tun, «und dann greifen wir die bösen Yankees dort drüben aus dem Wald heraus an. Und jetzt gehen Sie und melden Sie es Pecker!»
    Das Manöver schien die naheliegendste Entscheidung. Für den Moment feuerten die beiden Parteien blindlings von beiden Seiten der Lichtung, und auch wenn die Rebellen klar im Vorteil waren, hinderte das konzentrierte Gewehrfeuer beide Parteien am Vorrücken. Indem er die Lichtung auf der offenen Flanke überquerte, konnte Starbuck seine Männer sicher in den Wald auf der Nordstaatenseite der Kampflinie bringen, um dann gegen ihren ungedeckten Flügel vorzustoßen. «Überprüft, dass eure Gewehre geladen sind!», rief Starbuck seinen Männern zu.
    «Das können Sie nicht machen, Starbuck», sagte Moxey. Starbuck achtete nicht auf ihn. «Soll ich dem Major sagen, dass Sie seine Befehle missachten?», fragte Moxey gehässig.
    «Ja», sagte Starbuck, «genau das sollen Sie ihm sagen. Und dass wir ihre Flanke angreifen. Und jetzt gehen Sie endlich!»
    Adam, der immer noch im Sattel saß, sah stirnrunzelnd zu seinem Freund hinunter. «Weißt du wirklich, was du da tust, Nate?»
    «Ich weiß es, Adam, ich weiß es ganz genau», sagte Starbuck. Und tatsächlich war die Gelegenheit, in die Flanke der Yankees einzubrechen, so offensichtlich, dass sie auch der stumpfsinnigste Narr erkennen musste, allerdings hätte ein kluger Mann wohl zuvor die Genehmigung für das Manöver eingeholt. Aber Starbuck war so sicher, recht zu haben, und so davon überzeugt, dass die Verteidigung der Yankees unter diesem Flankenangriff zusammenbrechen würde, dass er die Einholung einer Genehmigung für reine Zeitverschwendung hielt. «Sergeant!» Damit rief er Truslow zu sich.
    Und wieder sah Truslow den Befehl Starbucks voraus. «Bajonette aufpflanzen!», rief er der Kompanie zu. «Prüft genau, dass sie auch fest sitzen! Denkt daran, die Klinge zu drehen, wenn ihr zugestochen habt!» Truslows Stimme war so gelassen, als wäre es nur einer der vielen Tage

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