Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
versengt worden.
    Denn der Teufel hatte Amerika gepackt und zerrte das ehrenhafteste Land der Welt hinab in seinen verderbten Pfuhl, und Adam, der sich davon hatte überzeugen lassen, dass der Süden seinen Augenblick des Kriegsruhms brauchte, wusste, dass er an seinem eigenen Scheideweg angekommen war. Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste und dass er mit dieser Entscheidung riskierte, sich mit seiner Familie, seinen Nachbarn, seinen Freunden und sogar mit dem Mädchen, das er liebte, zu entzweien, aber, so sagte er sich, als er in der von Tod und Erbrochenem geschwängerten Luft der Kuppe kniete, es war besser, Julia zu verlieren als seine Seele.
    Der Krieg musste beendet werden. Das war Adams Überzeugung. Er hatte versucht, den Konflikt abzuwenden, bevor es überhaupt zu Kämpfen gekommen war. Er hatte mit der Christian Peace Commission gearbeitet, und er hatte erlebt, wie diese Schar frommer Biedermänner von den glühenden Befürwortern des Krieges überrollt worden war, also würde er nun selbst den Krieg benutzen, um den Krieg zu beenden. Er würde den Süden verraten, denn nur durch Verrat konnte er sein Land retten. Der Norden brauchte alle Unterstützung, die er ihm geben konnte, und als Adjutant des Kommandogenerals der Südstaaten wusste Adam, dass er dem Norden mehr Unterstützung bieten konnte als die meisten anderen Männer.
    Er betete im Dunkeln, und sein Gebet schien erhört zu werden, denn ein großer Friede stieg in Adam auf. Dieser Friede sagte Adam, dass seine Entscheidung gut war. Er würde im Namen Gottes und Amerikas zum Verräter werden und sein Land dem Gegner ausliefern.
    Leichen trieben den dunklen Fluss hinab Richtung Chesapeake Bay und auf den fernen Ozean zu. Einige der Toten wurden in die Staubecken bei Great Falls gezogen, wo der Fluss eine Biegung Richtung Washington beschrieb, doch die meisten wurden vom Wasser über die Stromschnellen getragen und schwammen durch die Nacht und stauten sich an den Pfeilern der Long Bridge, dem Ausgangspunkt der Straße von Washington Richtung Süden nach Virginia. Der Fluss wusch die Leichen rein, und als die Bürger Washingtons bei Tagesanbruch am Ufer entlanggingen und ihr Blick auf die Sandbänke vor der Böschung fiel, sahen sie ihre Söhne ganz sauber und weiß vor sich, die tote Haut glänzend vor Nässe, auch wenn die Körper nun derart von Leichengasen aufgetrieben waren, dass die Knöpfe und Nähte ihrer edlen, neuen Uniformen spannten.
    Und im Weißen Haus weinte ein Präsident über den Tod Senator Bakers, seines teuren Freundes, während der aufständische Süden, der in seinem Sieg am Fluss die Hand Gottes wirken sah, dem Herrn Dank sagte.
     
    Die Blätter färbten sich und fielen ab, trieben scharlachrot und golden über die frischen Gräber bei Ball’s Bluff. Im November zogen die Rebelleneinheiten vom Fluss weg in die Winterquartiere näher bei Richmond, wo in den Zeitungen vor Truppenaufstockungen der Nordstaaten gewarnt wurde. Angeblich ließ Major General McClellan, der neue Napoleon, seine wachsende Armee bis zum Gipfel militärischer Perfektion exerzieren. Die kleine Schlacht bei Ball’s Bluff mochte die Kirchen der Nordstaaten mit Trauernden gefüllt haben, doch der Norden tröstete sich damit, dass die Rache in den Händen von McClellans superb ausgerüsteter Armee lag, die im Frühling wie ein wahrer Donnerkeil in den Süden vorstoßen würde.
    Die Marine des Nordens wartete nicht auf den Frühling. In South Carolina, vor Hilton Head, schossen sich die Kriegsschiffe ihren Weg in den Port Royal Sound frei, und Landetruppen stürmten das Fort, das Beaufort Harbor schützen sollte. Die Marine des Nordens blockierte und dominierte die Küste der Südstaaten, und auch wenn die Zeitungen des Südens versuchten, die Niederlage bei Port Royal kleinzureden, sorgten die Neuigkeiten für Jubelgesänge in den Sklavenvierteln. Und als Charleston beinahe vollständig von einem Brand zerstört wurde – die Heimsuchung durch den Racheengel, nannten es die Pfarrer der Nordstaaten in ihren Predigten –, wurde noch mehr gefeiert. Und dieselben Pfarrer jubelten, als sie erfuhren, dass ein Yankee-Kriegsschiff gegen das Seerecht ein britisches Postschiff aufgehalten und zwei Gesandte der Konföderierten von Bord geholt hatte, die von Richmond geschickt worden waren, um mit den europäischen Mächten zu verhandeln. Einige Südstaatler bejubelten diese Nachricht ebenfalls, denn sie glaubten, dass diese Brüskierung

Weitere Kostenlose Bücher