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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und zogen die Baumwolltücher weg, und bald waren die wundervoll gemusterten Teppiche mit schlammigen Stiefelabdrücken übersät, während der Doppelfächer aus Pfauenfedern auf dem Kaminsims des Damensalons von Souvenirjägern geplündert wurde. Der Präsident selbst stand stirnrunzelnd neben dem weißen Marmorkamin im offiziellen Speisezimmer und versicherte jedem, der ihn beglückwünschte, dass er die Feierlichkeiten des Tages als überaus ernstes Ereignis und seine Präsidentschaft als äußerst schwere Pflicht empfand. Einige Militärmusiker sollten die Gäste unterhalten, aber die Menge war so dicht gedrängt, dass der Violinist nicht genügend Platz hatte, um den Bogen über die Saiten zu streichen, daher zogen sich die Soldaten in die Küche zurück, wo die Köche sie mit gutem Madeira und kaltem Huhn in Aspik bewirteten.
    Colonel Washington Faulconer, großartig anzusehen in einer eleganten Konföderierten-Uniform, die durch die schwarze Schlinge, in der er seinen rechten Arm trug, noch schneidiger wirkte, gratulierte dem Präsidenten, machte ein bisschen Getue darum, den verwundeten rechten Arm nicht benutzen zu können, und streckte ihm stattdessen die linke Hand entgegen.
    Präsident Davis brachte ein schwaches, ungeschicktes Händeschütteln zustande, dann murmelte er, wie sehr ihn Faulconers Gegenwart bei diesem ernsten Ereignis ehre, dem Zeiten schwerer Pflichten folgen würden.
    «Schwere Pflichten verlangen große Männer, Mr. President», gab Washington Faulconer zurück, «was bedeutet, dass wir uns glücklich schätzen können, Sie zu haben.»
    Davis’ schmaler Mund zuckte in Anerkennung des Kompliments. Er hatte stechende Kopfschmerzen, die ihn noch reservierter wirken ließen, als er es normalerweise schon war. «Ich bedaure es», sagte er steif, «dass Sie sich nicht imstande gefühlt haben, die Pflicht eines Gesandten zu übernehmen.»
    «Allerdings habe ich mir damit einige Unbequemlichkeiten erspart, Mr. President», gab Faulconer leichthin zurück, bevor ihm aufging, dass im Krieg von allen Männern erwartet wurde, jegliche Unbequemlichkeit nur allzu gerne auf sich zu nehmen, selbst wenn diese Unbequemlichkeit bedeutete, von der U.S. Navy aus den komfortablen Gästekabinen eines britischen Postschiffs entführt zu werden. Die beiden Gesandten waren inzwischen wieder freigelassen worden, sodass der Norden nicht gleichzeitig gegen die Briten und die Konföderation kämpfen musste, aber die Verhandlungen der Gesandten in Europa hatten keine guten Nachrichten gebracht. Frankreich wollte den Süden nicht unterstützen, bevor die Briten nicht den ersten Schritt gemacht hatten, und die Briten wollten nicht eingreifen, wenn der Süden nicht klar signalisierte, dass er den Krieg auch ohne Unterstützung von außen gewinnen konnte, was zusammengenommen einen heillosen Unsinn ergab. Als der Präsident über diese diplomatische Schlappe nachgedacht hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass sie die falschen Männer als Gesandte ausgesucht hatten. Slidell und Mason waren ungehobelte und schroffe Charaktere, die an die groben Dielen amerikanischer Politik gewöhnt, aber wohl kaum geeignet waren, um sich auf dem glatten Parkett des misstrauischen Europas mit seinen hinterhältigen Wortfechtereien zu bewähren. Ein eleganterer Gesandter, so glaubte der Präsident nun, hätte wohl größeren Erfolg gehabt.
    Und Washington Faulconer war unbestreitbar eine beeindruckende Erscheinung. Er hatte flachsblondes Haar und ein offenes, ehrliches, überaus attraktives Gesicht. Er besaß breite Schultern, eine schlanke Taille und eines der größten Vermögen in ganz Virginia. Ein Vermögen, das so groß war, dass er mit seinem eigenen Geld ein Regiment aufgestellt und es mit einer der besten Ausrüstungen in beiden Armeen ausgestattet hatte, und man erzählte sich, dass er diese Großzügigkeit noch ein Dutzend Mal wiederholen könnte, ohne dass ihn die Ausgabe sonderlich schmerzen würde. Er war in jeder Hinsicht ein erfolgreicher und eindrucksvoller Mann, und Präsident Davis ärgerte sich erneut darüber, dass Faulconer ein diplomatisches Amt abgelehnt hatte, weil er seinen Traum verwirklichen wollte, an der Spitze einer Brigade in die Schlacht zu ziehen. «Es tut mir leid, dass ich Sie noch nicht wiederhergestellt sehe, Faulconer.» Der Präsident deutete auf die schwarze Armschlinge.
    «Eine kleine Einschränkung der rechten Hand, Mr. President, die mich aber nicht daran hindern wird, zur Verteidigung

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