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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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neunundzwanzig, alte U.S. Army, 4 th Infantery.» Swynyards blutunterlaufene Augen wirkten in dem Lampenlicht kränklich gelb verfärbt. Er kaute einen Löffel voll von seinem Abendessen, dann spülte er es mit einem Schluck Whiskey hinunter. «Und jetzt zum stellvertretenden Kommandanten der Brigade Faulconer ernannt.» Er deutete mit seinem Löffel auf Bird. «Was mich zu Ihrem vorgesetzten Offizier macht.»
    Bird nahm dieses Verhältnis mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis, nannte Swynyard jedoch nicht «Sir», was der Colonel vermutlich gewollt hatte. Swynyard bestand nicht darauf; stattdessen schabte er mit einem scharfen Messer über seinen Teller und löffelte sich dann den nächsten Mundvoll der unappetitlichen Mischung hinein. Sein Zelt hatte einen neuen Boden aus Kiefernbohlen, und ein Sägebock diente als Gestell für seinen Sattel. Die Einrichtung war, ebenso wie der Sattel und das Zelt, nagelneu. Vor dem Krieg wäre sie teuer gewesen, was aber eine solche Ausrüstung in dieser Zeit des Mangels gekostet haben musste, wollte sich Bird gar nicht erst vorstellen. Vor dem Zelt war ein Fuhrwagen abgestellt, in dem nach Birds Vermutung die Annehmlichkeiten transportiert wurden, die Swynyard hier genoss, und der noch ein größerer Hinweis auf all das Geld war, das für die Ausstattung des Colonels aufgewendet worden war.
    Swynyard schlang seinen Mundvoll Essen hinunter, dann ließ er einen weiteren Schluck Whiskey folgen. Regen trommelte auf die straff gespannte Zeltwand, während draußen im Dunklen ein Pferd wieherte und ein Hund bellte. «Sie gehören jetzt zur Brigade Faulconer», verkündete Swynyard förmlich, «die aus dieser Legion, dem Freiwilligenbataillon Izard County aus Arkansas, den Regimenten 12 th und 13 th Florida und dem 65 th aus Virginia besteht. Das Oberkommando führt Brigadegeneral Washington Faulconer, Gott segne ihn, der morgen unsere Ankunft beim Rappahannock erwartet. Fragen?»
    «Wie geht es meinem Schwager?», erkundigte sich Bird höflich.
    «Militärische Fragen, Bird. Militärische.»
    «Hat sich mein Schwager so weit von seiner Verwundung erholt, dass er endlich wieder seine militärischen Pflichten erfüllen kann?», fragte Bird unschuldig.
    Swynyard überging die spöttische Frage. Ein Tic ließ seine rechte Wange zucken, als er seine verstümmelte linke Hand hob, um sich durch den von grauem Haar durchsetzten Bart zu streichen, in dem sich einige Kohlstückchen verfangen hatten. Der Colonel hatte einen Batzen feuchten Kautabak neben seinem Teller abgelegt, den er nun wieder in den Mund steckte und heftig ablutschte, während er aufstand und um den Tisch herum zu dem Sägebock ging, den er als Sattelgestell verwendete. «Je einen Skalp genommen?», fragte er Bird herausfordernd.
    «Nicht dass ich wüsste, nein.» Es gelang Bird, seine Überraschung und seine Abscheu bei dieser unerwarteten Frage zu unterdrücken.
    «Es gibt einen Dreh dabei! Wie bei jeder anderen Kunst, Bird, gibt es einen Dreh dabei! Das Problem bei jungen Soldaten, ist, dass sie immer versuchen, ihn abzuschneiden, aber das geht nicht. Nein, man muss sie abschälen, abschälen! Dabei kann man ein Messer zu Hilfe nehmen, wenn es sein muss, aber nur, um die Ränder sauber abzuschneiden. Auf diese Art bekommt man etwas Schönes, Pelziges! Etwas wie das hier!» Swynyard hatte einen Strang schwarzer Haare aus der Tasche seines Hausmantels genommen und wedelte damit vor Birds Gesicht herum. «Ich habe bei den Wilden mehr Skalps genommen als irgendein anderer weißer Mann», fuhr Swynyard fort, «und ich bin stolz darauf, stolz darauf. Ich habe meinem Land gut gedient, Bird, keiner hat ihm besser gedient, wage ich zu sagen, doch mein Lohn war, dass ich mit ansehen musste, wie dieser unfähige Affe Lincoln gewählt wurde, und deshalb müssen wir jetzt für ein neues Land kämpfen.» Swynyard hielt diese Ansprache voller Leidenschaft und beugte sich dabei so dicht zu Bird, dass dieser die Mischung aus Kohl, Tabak und Whiskey im Atem des Colonels riechen konnte. «Wir werden weiterkämpfen, Bird, Sie und ich. Mann gegen Mann, was? Wie ist das Regiment? Erzählen Sie mir das.»
    «Es ist in guter Verfassung», antwortete Bird knapp.
    «Das wollen wir hoffen, Bird. Fähig und in guter Verfassung! Der General ist nicht sicher, ob es von einem Major kommandiert werden sollte, verstehen Sie?» Swynyard war mit seinem Gesicht nun bis dicht vor Birds Nase gekommen. «Also sollten Sie und ich besser gut miteinander auskommen,

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