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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seine Enttäuschung und senkte seinen Blick stirnrunzelnd wieder auf Adams Brief.
    «Ihr Mann hat recht gehabt», fuhr er fort, «und alle anderen haben sich geirrt. Ihr Mann hat uns die Wahrheit geschrieben, oder etwas, was der Wahrheit sehr nahekommt. Er hat bei Johnstons Truppenstärke falsch gelegen, wir wissen definitiv, dass die Rebellenarmee mindestens zwei Mal so groß ist, wie er angibt, aber alles andere trifft es ganz genau, auf den Punkt, und das ist Gold wert!» Was Pinkerton beeindruckt hatte, war Adams Beschreibung der hölzernen Quäker-Geschütze. Er hatte ihre genaue Zahl und Position angegeben, und als Pinkerton in der regnerischen Dämmerung auf die Attrappen gestoßen war, war ihm der Brief wieder eingefallen, und er hatte befohlen, ihn aus der Ablage herauszusuchen. Es gab Hunderte solcher abgelegten Berichte, viele die Erzeugnisse phantasiebegabter Patrioten, einige reine Vermutungen, die auf Zeitungsberichten basierten, und andere waren zweifellos von Südstaatlern geschickt worden, die den Norden in die Irre führen wollten. «Hat Ihr Mann Ihnen noch weitere Briefe geschickt?»
    «Nein, Major.»
    Pinkerton lehnte sich in seinem Stuhl zurück, sodass die Stuhlbeine bedrohlich knarrten. «Glauben Sie, er wäre bereit, uns mit weiteren Informationen zu versorgen?»
    «Ich bin sicher, dass er das tun würde, ja.» Von James’ Uniformmantel tropfte es auf den Boden des Salons. Er zitterte vor Kälte, trotz des kleinen Kaminfeuers, das wütend fauchte, den schäbigen Raum jedoch nur mit wenig Wärme versorgte. Ein helles Rechteck auf dem Verputz über dem Kamin zeigte, wo vor der Ankunft der Nordstaatenarmee hastig ein Bild abgehängt worden war; möglicherweise ein Portrait von Jefferson Davis oder vielleicht von Beauregard, dem Sieger von Manassas und Lieblingsgeneral des Südens.
    Wieder betrachtete Pinkerton den Brief und fragte sich, warum er ihn früher nicht ernst genommen hatte. Die gute Qualität des Papiers war ihm aufgefallen, offenkundig stammte es aus einem Vorrat aus der Vorkriegszeit, es war viel sorgfältiger hergestellt worden als das verfärbte, faserige und schäbige Zeug, das jetzt im Süden produziert wurde. Der Schreiber hatte Großbuchstaben verwendet, um seine Handschrift zu verbergen, doch Grammatik und Wortschatz verrieten einen hochgebildeten Mann, und die Informationen verrieten ihn als einen Mann, der sich im Zentrum der Rebellenarmee bewegte. Pinkerton wusste, dass er mit der anfänglichen Nichtbeachtung des Briefes einen Fehler begangen hatte, doch er tröstete sich damit, dass der Verlust einiger Perlen im allgemeinen Chaos des Krieges unausweichlich war. «Würden Sie mir noch einmal ins Gedächtnis rufen, wie Sie an diesen Brief gekommen sind?», fragte Pinkerton.
    James hatte die Umstände in einem Begleitschreiben zu Adams Bericht erläutert, das schon lange verlorengegangen war. «Er hat mir den Brief in Richmond gegeben, Major, als ich ausgetauscht wurde.»
    «Und wie sollen Sie mit ihm Verbindung aufnehmen?»
    «Er sagte, Briefe sollen im Vestibül der St. Paul’s Church in Richmond hinterlassen werden. Dort gibt es ein Anschlagbrett, das mit einem Gitter aus Bändern bespannt ist, und wenn ein Brief, der an den Ehrenamtlichen Sekretär des Konföderierten Armee-Bibelversorgungsvereins adressiert ist, unter eines dieser Bänder geschoben wird, dann wird er ihn finden. Ich glaube nicht, dass es solch einen Verein gibt», sagte James und hielt inne. «Und ich muss zugeben, dass ich nicht wüsste, wie man einen Brief nach Richmond schaffen kann», setzte er bescheiden hinzu.
    «Da ist gar nichts dabei, Mann. Das machen wir fast jeden Tag», sagte Pinkerton lebhaft, dann klappte er eine lederne Reisetasche auf und nahm eine Schreibmappe heraus. «Wir werden in den kommenden Wochen die Hilfe Ihres Freundes benötigen, Major.» Er zog einen Bogen Papier aus der Mappe, nahm dazu ein Tintenfässchen und eine Feder und schob alles zusammen über den Tisch. «Setzen Sie sich.»
    «Sie wollen, dass ich ihm hier und jetzt schreibe, Major?», fragte James erstaunt.
    «Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, Starbuck. Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist, so geht doch der Spruch, oder? Säume nicht! Erklären Sie Ihrem Freund, dass seine Informationen von höchstem Wert sind und dass sie in den allerhöchsten Ebenen der Unionsarmee außerordentlich geschätzt werden.» Pinkerton hatte festgestellt, dass man bei Geheimagenten mit ein

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