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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das zusammen mit seiner Jacke an dem Zeltpfosten hing. «Sie stehen unter Arrest!», keuchte Swynyard und versuchte weiter, den Revolver freizubekommen.
    Bird nahm Starbuck am Ellbogen und schob ihn aus dem Zelt, bevor noch ein Mord geschah. «Ich glaube, er ist verrückt», sagte Bird, als er Starbuck eilig aus dem Umkreis von Swynyards Zelt wegzog. «Komplett verrückt. Nicht bei Trost. Geistesgestört. Wahnsinnig.» In sicherer Entfernung von dem Zelt blieb Bird stehen und starrte zurück, als könne er nicht glauben, was er gerade erlebt hatte. «Er ist natürlich betrunken. Aber seinen Verstand hat er schon lange verloren, bevor er seine Polypen in Fusel ersäuft hat. Mein Gott, Nate, und das soll unser neuer stellvertretender Kommandant sein?»
    «Sir?» Sergeant Tolliver war den beiden Offizieren aus dem Zelt des Colonels gefolgt. «Soll ich jetzt Mr. Starbuck verhaften, Sir?»
    «Machen Sie sich nicht lächerlich, Dan. Ich kümmere mich um Starbuck. Und Sie vergessen das Ganze einfach.» Bird schüttelte den Kopf. «Irrsinnig!», sagte er ungläubig. Im Zelt des Colonels rührte sich inzwischen nichts mehr, nur die vom Laternenlicht erhellte Zeltwand schimmerte durch den Regen. «Es tut mir leid, Nate», sagte Bird. Er hielt immer noch Daniels’ Pamphlet in der Hand, und nun riss er es in Fetzen.
    Starbuck fluchte erbittert. Er hatte Faulconers Rache erwartet, aber irgendwie immer noch gehofft, bei der Kompanie K bleiben zu können. Sie war jetzt sein Zuhause, der Ort, an dem er Freunde und eine sinnvolle Aufgabe hatte. Ohne die Kompanie K war er eine verlorene Seele. «Ich hätte bei Shanks bleiben sollen», sagte Starbuck. «Shanks» war Nathan Evans, dessen dezimierte Brigade schon lange Richtung Süden marschiert war.
    Bird gab Starbuck eine Zigarre, dann holte er ein glimmendes Holz aus einem Lagerfeuer in der Nähe, um sie zu entzünden. «Wir müssen Sie hier wegschaffen, Nate, bevor dieser Geisteskranke beschließt, Sie tatsächlich inhaftieren zu lassen.»
    «Und wofür?», fragte Starbuck verbittert.
    «Dafür, ein Staatsfeind zu sein», sagte Bird sanft. «Sie haben den besoffenen Schwachkopf doch gehört. Ich glaube, diese Idee hat ihm Faulconer eingepflanzt.»
    Starbuck starrte wütend zum Zelt des Colonels. «Wo zum Teufel hat Faulconer diesen Hundesohn aufgetrieben?»
    «Bei John Daniels natürlich», sagte Bird. «Mein Schwager hat sich einfach eine Brigade gekauft, und der Preis dafür war, was immer Daniels verlangt hat. Und das hat offensichtlich einen Posten für diesen betrunkenen Irren eingeschlossen.»
    «Es tut mir leid, Pecker», sagte Starbuck, der sich für sein Selbstmitleid schämte. «Der Bastard hat auch Ihnen gedroht.»
    «Das überstehe ich», sagte Bird selbstbewusst. Er wusste genau, dass Washington Faulconer ihn hasste und ihn degradieren wollte, aber Thaddeus Bird wusste auch, dass er den Respekt und die Zuneigung der Legion besaß und es seinem Schwager äußerst schwerfallen würde, diese Anhänglichkeit zu zerstören. Starbuck dagegen war für Faulconer ein viel leichteres Angriffsziel. «Es ist wichtiger, Nate», fuhr Bird fort, «dass Sie sicher von hier wegkommen. Was wollen Sie anschließend machen?»
    «Machen?», echote Starbuck. «Was könnte ich denn schon machen?»
    «Möchten Sie in den Norden zurück?»
    «O Gott, nein.» In den Norden zurückzugehen, bedeutete, sich dem grimmigen Zorn seines Vaters zu stellen. Es bedeutete, seine Freunde in der Legion zu verraten. Es bedeutete, als reuiger Versager nach Hause zurückzukriechen, und das würde sein Stolz nicht zulassen.
    «Dann gehen Sie nach Richmond», sagte Bird. «Suchen Sie Adam. Er wird Ihnen helfen.»
    «Das wird ihm sein Vater nicht erlauben.» Wieder klang Starbuck bitter. Er hatte den ganzen Winter nichts von Adam gehört, und er glaubte, sein früherer Freund habe ihn fallenlassen.
    «Adam kann seine eigenen Entscheidungen treffen», sagte Bird. «Gehen Sie noch heute Abend, Nate. Murphy begleitet Sie bis nach Fredericksburg, von dort aus können Sie den Zug nehmen. Ich gebe Ihnen einen Urlaubsschein, damit sie nach Richmond durchkommen.» Niemand konnte ohne offiziell ausgestellten Passierschein in der Konföderation umherreisen, nur Soldaten hatten die Genehmigung, sich mit Urlaubsscheinen ihrer Regimenter von der Truppe zu entfernen.
    Die Neuigkeit von Starbucks Entlassung hatte sich wie Kanonenrauch in der Legion verbreitet. Kompanie K wollte Protest einlegen, doch Bird überzeugte die

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