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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wenig Schmeichelei sehr weit kam. Er hielt inne, während James eine Kerze zu seinem Blatt zog und mit schneller, geübter Hand zu schreiben begann. Die Spitze der Feder war gespalten und versprühte winzige Tintentröpfchen, als sie schnell über das Papier kratzte. «Schreiben Sie etwas Persönliches», fuhr Pinkerton fort, «damit er weiß, dass Sie es sind.»
    «Das habe ich schon getan», sagte James. Er hatte der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass Adam eine Gelegenheit gefunden hatte, Nate die Bibel zu geben.
    «Und jetzt schreiben Sie, dass wir Ihrem Freund sehr dankbar wären, wenn er uns bei dem angeschlossenen Ersuchen helfen könnte.»
    «Angeschlossenen Ersuchen?», fragte James verwundert.
    «Sie wollen mir nicht sagen, wer er ist», sagte Pinkerton, «also werde ich Ihnen wohl kaum erzählen, was wir von ihm wollen.»
    James legte die Feder an der Tischkante ab. Er runzelte die Stirn. «Wird er in Gefahr kommen, Sir?»
    «Gefahr? Selbstverständlich wird er in Gefahr kommen! Wir sind im Krieg! Gefahr ist schon die Luft, die wir atmen!» Pinkerton blickte mürrisch vor sich hin und zündete seine erloschene Pfeife wieder an der Kerze an. «Tut Ihr Mann das für Geld?»
    James versteifte sich bei dieser Andeutung. «Er ist ein Patriot, Major. Und ein Christ.»
    «Dann ist doch wohl der Lohn des Himmels noch ein Grund mehr für ihn, ein Risiko einzugehen, oder?», wollte Pinkerton wissen. «Glauben Sie vielleicht, wir wollen Ihren Mann verlieren? Natürlich nicht! Ich verspreche Ihnen, ihn um nichts zu bitten, das ich nicht von meinem eigenen Sohn erwarten würde, da können Sie sicher sein, Major. Aber lassen Sie sich etwas anderes von mir sagen.» Pinkerton nahm die Pfeife aus dem Mund und wischte sich mit dem Ärmel die feuchten Lippen ab, um die Bedeutung seiner nächsten Worte zu betonen. «Was ich von Ihrem Mann erbitte, könnte uns den Kriegsgewinn bringen. Jetzt wissen Sie, wie wichtig es ist, Major.»
    Pflichtbewusst nahm James die Feder wieder auf. «Sie wollen einfach, dass ich ihn bitte, die beigefügte Liste mit Fragen zu beantworten.»
    «Aye, Major, genau das. Außerdem behellige ich Sie noch damit, den Umschlag für mich zu adressieren.» Pinkerton lehnte sich zurück und zog an seiner Pfeife. Er würde Adam um Informationen zu den Verteidigungsstellungen der Rebellen östlich von Richmond befragen, denn es war in dieser feuchten, menschenleeren Landschaft, in der General McClellan jetzt jederzeit seinen Überraschungsangriff auf die Hauptstadt der Rebellen starten wollte. Der gegenwärtige langsame Vormarsch auf die Ruinen von Manassas hatte lediglich den Zweck erfüllen sollen, die konföderierte Armee nördlich der Hauptstadt festzuhalten, während McClellan heimlich die größte Flotte der Geschichte zu Wasser ließ, um seine eigentlichen Angriffseinheiten um die östliche Flanke der Rebellen zu bringen. Richmond im Mai, sagte sich Pinkerton, Frieden im Juli, und der Lohn des Sieges für den Rest seines Lebens.
    Er nahm den Brief und den Umschlag von James entgegen. Der Umschlag war aus grobem, braunem Papier, das einer von Pinkertons Agenten von einem geheimen Besuch in der Konföderation mitgebracht hatte, und James hatte ihn an den Ehrenamtlichen Sekretär des Konföderierten Armee-Bibelversorgungsvereins, St. Paul’s, Grace Street, Richmond adressiert. Pinkerton förderte eine der billig aussehenden grünen Fünf-Cent-Briefmarken zutage, die Jefferson Davis’ eingesunkenes Gesicht zeigten, und klebte sie auf den Umschlag. «Ich gehe davon aus, dass dieser Informant ausschließlich Ihnen vertrauen wird, oder?», fragte Pinkerton.
    «So ist es», bestätigte James.
    Pinkerton nickte. Wenn dieser merkwürdige Spion nur James vertraute, wollte Pinkerton sicher sein, dass er James immer in der Nähe hatte. «Und vor dem Krieg, Major», fragte er, «was für ein Handwerk haben Sie da ausgeübt?»
    «Ich hatte einen Beruf», korrigierte James Pinkerton ernst, «ich war Anwalt in Boston.»
    «Ein Anwalt, was?» Pinkerton stand auf und ging hinüber zu dem schwächlichen Kaminfeuer. «Es war der Wunsch meiner lieben Mutter, dass ich Anwalt werde, was in Schottland Siegelschreiber genannt wird, aber leider hat das Geld für die Ausbildung nie gereicht. Trotzdem denke ich gern, dass ich ein guter Anwalt geworden wäre, wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte.»
    «Da bin ich ganz sicher», sagte James, obwohl er in dieser Sache keineswegs sicher war.
    «Und als Anwalt, Major, sind Sie doch

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