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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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daran gewöhnt, Beweise zu sieben, nicht wahr? Die Spreu der Lüge vom Weizen der Wahrheit zu trennen.»
    «Allerdings», sagte James.
    «Ich frage Sie», erklärte Pinkerton, «weil es diesem Büro in jüngster Zeit etwas an Ordnung fehlt. Wir waren zu beschäftigt, um die Akten so zu führen, wie ich es gerne sehe, und ich brauche einen Stabschef, Major, jemanden, der zu Beurteilungen imstande ist und Beweise ordnen kann. Ich versichere Ihnen, dass General McClellan diese Umbesetzung sofort genehmigen wird, also würde es keine Schwierigkeiten mit Ihrem derzeitigen Kommandooffizier geben. Ist es anmaßend von mir, Ihnen diesen Posten anzubieten?»
    «Es ist überaus großzügig, Sir, überaus großzügig», sagte James und vergaß ganz seinen unbeugsamen Entschluss, diesen Mann nicht «Sir» zu nennen. «Es wäre mir eine Ehre, für Sie zu arbeiten», fuhr er hastig fort, weil er kaum glauben konnte, dass er wirklich aus den hallenden, feuchten Lagerschuppen der Verpflegungseinheit gerettet wurde.
    «In diesem Fall: Willkommen an Bord, Major.» Pinkerton streckte James die Hand entgegen. «Wir legen hier nicht so viel Wert aufs Zeremoniell», sagte er, als er James’ Hand fest gepackt hatte und sie energisch auf und nieder schwang, «also können Sie mich von jetzt an Bulldogge nennen.»
    «Bulldogge?», stotterte James.
    «Das ist nur ein Spitzname», sagte Pinkerton beruhigend.
    «Sehr gut», James zögerte, «Bulldogge. Und ich würde mich geehrt fühlen, wenn Sie mich mit James ansprechen.»
    «Ich habe mehr an Jimmy gedacht! Wir fangen also morgen früh mit der Arbeit an, nicht wahr. Möchten Sie noch heute Abend ihre Siebensachen holen? Sie können in der Spülküche schlafen, wenn sie nichts gegen eine oder zwei Ratten einzuwenden haben.»
    «Ich habe mich im Gefängnis an Ratten gewöhnt», sagte James, «und Schlimmeres.»
    «Dann machen Sie sich auf den Weg, Major! Wir müssen morgen früh sehr zeitig mit der Arbeit anfangen», sagte Pinkerton. Und dann, als James gegangen war, setzte sich der Leiter des militärischen Geheimdienstes an den Schreibtisch und schrieb einen kurzen Brief, der zusammen mit James’ Verschleierungsmitteilung in den Süden geschickt werden sollte. In dem Brief bat er um detaillierte Informationen über die Verteidigungsstellungen der Rebellen im Osten Richmonds und erkundigte sich besonders danach, wie viele Truppen diese Stellungen bemannten. Dann ersuchte Pinkerton darum, dass die Informationen an einen Mr. Timothy Webster gegeben werden sollten, wohnhaft im Ballard House Hotel in der Richmonder Franklin Street.
    Timothy Webster war Pinkertons fähigster Spion, ein Mann, der schon drei Ausflüge in die Konföderation hinter sich gebracht hatte und nun bei seinem vierten war. Dieses Mal gab sich Webster als blockadebrechender Händler aus, der in Richmond Geschäfte machen wollte, während er in Wahrheit Geheimdienstgelder einsetzte, um sich bei indiskreten Rebellenoffizieren und Politikern einzuschmeicheln. Websters Auftrag bestand darin, die Verteidigung Richmonds zu erkunden und an den Norden zu verraten, es war ein unglaublich riskanter Einsatz, doch nun, mit dem Hinzukommen von James Starbucks’ Informanten, war Pinkerton sicher, dass Webster Erfolg haben würde. Er siegelte die beiden Papierbögen in den Umschlag ein, entkorkte eine Flasche seines kostbaren schottischen Whiskys und brachte für sich allein einen Toast aus. Auf den Sieg.

Fünf
    C olonel Griffin Swynyard schlang gierig einen Teller voll gebratenem Kohl und Kartoffeln hinunter, als Bird und Starbuck bei seinem Zelt ankamen. Es hatte angefangen zu regnen, und die schweren Wolken brachten eine verfrühte Dämmerung, sodass im Zelt des Colonels zwei Laternen angezündet worden waren, die an der Firststange hingen. Der frisch beförderte Colonel saß zwischen den beiden Laternen in einem enormen Hausmantel aus grauer Wolle über Uniformhosen und einem schmutzigen Hemd. Er zuckte immer wieder zusammen, wenn ein Bissen ihm einen stechenden Schmerz an einem seiner gelben, fauligen Zähne bescherte. Sein Diener, ein verängstigter Sklave, hatte Major Bird und Captain Starbuck angekündigt und war dann augenblicklich wieder in die Dunkelheit hinausgehuscht, wo die Lagerfeuer der Nachhut gegen Wind und Regen kämpften. «Sie sind also Bird», sagte Swynyard und ignorierte Starbuck absichtlich.
    «Und Sie sind Swynyard», gab Bird mit ebensolcher Knappheit zurück.
    «Colonel Swynyard. West Point, Jahrgang

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