Starbuck. Der Verräter (German Edition)
brachte dem Major einen Becher Kaffee, gestreckt mit Süßkartoffelpulver, und mühte sich dann, das Feuer stärker anzufachen. Eine Handvoll Offiziere drängte sich zitternd um die armseligen Flammen, und als diese Offiziere mit aufgeschrecktem Blick an Bird vorbeisahen, wurde ihm klar, dass hinter ihm jemand herankam. Er drehte sich um und hatte den zerzausten Bart und die blutunterlaufenen Augen Colonel Swynyards vor sich, der seine gelblichen Zähne erstaunlicherweise zu einem Lächeln entblößte und Bird die Hand zum Gruß entgegenstreckte. «Morgen! Sie sind Bird, stimmt’s?», fragte Swynyard lebhaft.
Bird nickte misstrauisch, schüttelte Swynyard aber nicht die Hand.
«Swynyard.» Der Colonel schien Bird nicht wiederzuerkennen. «Wollte schon gestern Abend mit Ihnen reden, tut mir leid, ich war nicht auf der Höhe.» Linkisch zog er seine Hand zurück.
«Wir haben geredet», sagte Bird.
«Wir haben geredet?» Swynyard runzelte die Stirn.
«Gestern Abend. In Ihrem Zelt.»
«Malaria, das ist das Problem», erklärte Swynyard. Der Tic zuckte in seiner Wange, sodass es aussah, als würde er ständig mit dem rechten Auge zwinkern. Der Bart des Colonels war noch feucht von seiner Morgentoilette, seine Uniform war abgebürstet, und sein Haar war mit Öl glatt gestrichen. Er hatte sich seine Peitsche zurückgeholt und hielt sie in der verstümmelten Hand. «Das Fieber kommt und geht, Bird», erklärte er. «Aber normalerweise schlägt es nachts zu. Setzt mich komplett außer Gefecht, verstehen Sie? Wenn wir also gestern Abend geredet haben, dann weiß ich nichts mehr davon. Das Fieber, verstehen Sie?»
«Sie haben fiebrig gewirkt, das stimmt», sagte Bird schwach.
«Aber jetzt geht es mir gut. Es gibt nichts Besseres als Schlaf, um das Fieber loszuwerden. Ich bin Washington Faulconers stellvertretender Kommandooffizier.»
«Ich weiß», sagte Bird.
«Und Sie gehören jetzt zu seiner Brigade», fuhr Swynyard unbekümmert fort. «Da sind Sie, ein paar Lumpenkerle aus Arkansas, das 12 th und 13 th Florida und das 65 th aus Virginia. General Faulconer hat mich geschickt, damit ich mich vorstelle und die neuen Befehle ausgebe. Sie werden nicht die Verteidigungsstellung von Fredericksburg bemannen, sondern sich weiter westlich dem Rest der Brigade anschließen. Hier ist das Ganze schriftlich.» Er gab Bird ein gefaltetes Blatt Papier, das mit einem Klecks Siegellack verschlossen war, auf dem Bird den Abdruck von Washington Faulconers Siegelring erkannte.
Bird öffnete das Schreiben und stellte fest, dass es sich um einen einfachen Marschbefehl handelte, mit dem die Legion von Fredericksburg nach Locust Grove beordert wurde.
«Wir bilden dort die Reserve», sagte Swynyard. «Mit etwas Glück haben wir ein paar Tage, um uns in Form zu bringen, aber vorher müssen wir uns noch mit einer heiklen Angelegenheit beschäftigen.» Er nahm Birds Ellbogen und zog den erstaunten Major von den neugierigen Ohren und Augen der anderen Offiziere weg. «Es handelt sich um eine sehr delikate Sache», sagte Swynyard.
«Starbuck?», wagte sich Bird vor.
«Wie haben Sie das erraten?» Swynyard klang erstaunt, aber auch beeindruckt von Birds scharfem Verstand. «Es geht um Starbuck, in der Tat. Eine üble Sache. Ich hasse es, einen Mann zu enttäuschen, Bird, das ist nicht meine Art. Wir Swynyards waren immer geradeheraus, manchmal auch allzu sehr, denke ich, aber jetzt bin ich zu alt, um mich noch zu ändern. Also Starbuck. Der General kann ihn nicht ausstehen, wissen Sie, und wir müssen ihn loswerden. Ich habe versprochen, es taktvoll zu machen, und dachte, Sie wüssten vielleicht am besten, wie das vonstattengehen kann.»
«Wir haben es schon gemacht», sagte Bird verbittert. «Er ist gestern Abend gegangen.»
«Wirklich?» Swynyard blinzelte Bird an. «Wirklich? Gut! Erstklassig! Dafür kann ich mich bei Ihnen bedanken, schätze ich. Gut gemacht! Dann gibt es nichts weiter zu sagen, oder? Schön, Sie kennengelernt zu haben, Bird.» Er hob die Reitpeitsche, um sich zu verabschieden, doch dann drehte er sich unvermittelt noch einmal um. «Da ist noch eine Sache, Bird.»
«Colonel?»
«Ich habe etwas Lesestoff für Ihre Männer. Etwas, um Sie aufzuheitern.» Wieder zeigte Swynyard beim Grinsen seine gelben Zähne. «Sie wirken etwas missmutig, als bräuchten sie etwas, das sie in Begeisterung versetzt. Schicken Sie mir einen Mann, der die Broschüren holt, bitte. Und befehlen Sie jedem Mann, der nicht lesen kann, sich die
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