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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das stimmt.» Starbuck nippte an seinem Tee, und es gelang ihm, trotz des bitteren Geschmacks nicht das Gesicht zu verziehen.
    «Ein bedeutender Gottesmann», sagte Gordon recht verdrießlich. «Ein eifriger Verfechter der Sache des Herrn.»
    «Aber blind für die Bedürfnisse der Missionare!», verkündete Mrs. Gordon mit scharfer Zunge.
    «Ich finde es merkwürdig, wenn ich das sagen darf, dass Sie eine Südstaatenuniform tragen, Mr. Starbuck», merkte Reverend Gordon zurückhaltend an.
    «Ich bin sicher, dass Mr. Starbuck das Werk Gottes verrichtet, Gordon.» Mrs. Gordon, die Starbucks Entscheidung für den Süden bei ihrer ersten Begegnung ebenso unerklärlich gefunden hatte, beschloss nun, ihren Gast gegen die bescheidene Neugier ihres Ehemannes zu verteidigen.
    «Gewiss, gewiss», sagte der Missionar eilig. «Aber auch so ist es tragisch.»
    «Was ist tragisch, Sir?», fragte Starbuck.
    Reverend John Gordon hob die Hand in einer hilflosen Geste. «Gespaltene Familien, eine gespaltene Nation. Es ist so traurig.»
    «Es wäre überhaupt nicht traurig, wenn der Norden einfach seine Truppen zurückziehen und uns in Frieden leben lassen würde», sagte Mrs. Gordon. «Finden Sie nicht auch, Miss Royall?»
    Sally lächelte und nickte. «Ja, Ma’am.»
    «Sie werden sich nicht zurückziehen», sagte Adam düster.
    «Dann müssen wir sie einfach zur Hölle fahren lassen», sagte Sally, ohne nachzudenken.
    «Ich habe mir gedacht» – Julia schlug eine Taste auf dem Klavier an, um die plötzliche Stille auszufüllen, die sich nach Sallys Worten im Zimmer ausgebreitet hatte –, «dass wir auf der Station heute vielleicht lieber nicht zu traurige Lieder spielen sollten, was meinst du, Vater?»
    «Da hast du ganz recht, meine Liebe, ganz recht», sagte ihr Vater. Er erklärte Sally und Starbuck, dass er seinen Gottesdienst in der Krankenstation mit einer Auswahl von Liedern und einem Gebet anfing. Danach würde einer aus ihrer Gruppe Gottes Wort verkünden. «Vielleicht möchte Miss Royall gern aus der Bibel lesen?», schlug er vor.
    «O nein, Sir, nein.» Sally errötete bei dieser Absage, im Bewusstsein, dass sie schon ihren zweiten Schnitzer gemacht hatte. Sie war dabei, lesen zu lernen, und ihre Fortschritte des vergangenen Jahres erlaubten es ihr inzwischen, ein Buch zum Vergnügen aufzuschlagen, aber ihren Fähigkeiten als Vorleserin vertraute sie noch nicht.
    «Sind Sie errettet worden, Miss Royall?», fragte Mrs. Gordon misstrauisch und musterte ihren Gast.
    «Errettet, Ma’am?»
    «Sind sie mit dem Blut des Lamms gewaschen worden? Haben Sie Jesus in Ihr Herz gelassen? Ihre Tante hat Sie doch bestimmt mit Ihrem Erlöser bekannt gemacht, nicht wahr?»
    «Ja, Ma’am», sagte Sally ängstlich, denn sie hatte keine Ahnung, was Mrs. Gordon meinte.
    «Ich würde sehr gern für Sie lesen», sagte Starbuck schnell zu Reverend John Gordon.
    «Mr. Samworth liest sehr gut aus der Bibel», sagte Mrs. Gordon.
    «Caleb, möchten Sie vielleicht Gottes Wort vorlesen?», fragte Reverend John Gordon, «und danach» – er wandte sich an seine Gäste, um den weiteren Verlauf des Gottesdienstes zu erklären – «haben wir Zeit für Gebete und Glaubenszeugnisse. Ich ermutige die Männer zu bezeugen, wie sie die Macht Gottes zur Seelenrettung in ihrem Leben erfahren haben, und dann singen wir noch ein Lied, und ich spreche ein paar Worte, bevor wir unseren Gottesdienst mit einem letzten Lied und einem Segen abschließen. Dann geben wir den Kranken Gelegenheit zum Einzelgespräch oder Gebet. Manchmal brauchen sie uns auch, um Briefe für sie zu schreiben. Ihre Unterstützung», er lächelte zuerst Sally und dann Starbuck an, «wird außerordentlich geschätzt werden, da bin ich sicher.»
    «Und wir brauchen Hilfe, um die Gesangbücher zu verteilen», sagte Mrs. Gordon.
    «Das mache ich sehr gerne», sagte Sally herzlich, und zu Starbucks Erstaunen schien sie den Nachmittag zu genießen, denn als sich die Unterhaltung allgemeineren Themen zuwandte, klang ihr Lachen oft und unbeschwert durch den kleinen Raum. Mrs. Gordon quittierte das Lachen mit Stirnrunzeln, aber Julia fühlte sich in Sallys Gesellschaft sichtlich wohl.
    Um fünf Uhr räumte das blasse Dienstmädchen das Teegeschirr weg, und danach sprach Reverend John Gordon ein Gebet, in dem er den Allmächtigen darum bat, ihren Gottesdienst an diesem Abend mit seinem Segen zu erfüllen, und dann holte Caleb Samworth den Pferdewagen, den er in einem Hof in der Charity

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