Starcraft II - Flashpoint (German Edition)
eines davon –, als eine Gestalt neben Valerian auf die Sitzbank der Nische glitt. Eine Kapuze verhüllte ihre Züge zunächst, doch dann hob sie den Kopf, und Jim erhaschte einen Blick auf einen schneeweißen Schnurrbart und Koteletten.
„So sieht man sich wieder, Doktor“, begrüßte er Emil Narud.
„Ich brauche Ihnen sicher nicht zu sagen, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden sollten, oder?“, fragte der Doktor.
„Da haben Sie recht, aber wir können nicht gleich aufbrechen. Das wäre zu auffällig“, sagte Horner.
„Dann will ich die Zeit nutzen, Sie so weit zu informieren, wie es mir möglich ist, bevor wir gehen“, sagte Narud. Sie sprachen alle leise, damit niemand sie belauschen konnte. Narud wandte sich an Jim. „Ich weiß, das wird Ihnen nicht gefallen, aber ich muss ein paar Tests an … der Versuchsperson vornehmen. Sie hat immer noch das Zerg-Mutagen in ihren Genen, wie die unvollständige Verwandlung beweist, von der Valerian mir berichtet hat. Wir müssen herausfinden, ob sie so weit menschlich ist, dass wir ihr trauen können, andernfalls sehe ich mich gezwungen, sie einzusperren, um ihrer eigenen Sicherheit willen und auch …“
„Nein.“
Narud schaute Jim perplex an. „Aber Sie müssen doch verstehen …“
„ Sie müssen mich verstehen, und ich sage Ihnen, Sie werden keine Tests an ihr vornehmen, um herauszufinden, ob Sie sie wie einen Menschen oder wie ein Tier behandeln sollen. Und schlagen Sie mir gegenüber nicht diesen überlegenen Ton an! Sie haben doch sicher nicht vergessen, wie wir Ihnen auf Tyrador VIII den Arsch gerettet haben, oder?“
Narud blickte unbehaglich drein. „Äh, nein, natürlich nicht.“ Wären die Raiders nicht gewesen, hätte die Königin der Klingen möglicherweise wichtige Informationen über jenes Artefakt erhalten, das sie letztlich in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelte. Und ganz nebenbei hätte sie die Wissenschaftler auf dem Planeten ausgelöscht.
Valerian ergriff das Wort. „Infolge der Schäden an unseren Schiffen und der Verletzungen unserer Crews sind unsere Vorräte an medizinischem Material bereits drastisch geschrumpft. Mira konnte uns bei einigen Reparaturen behilflich sein, aber wenn sie uns zu viel hilft, würden wir auffliegen. Wir müssen Sarah auf einen geheimen Moebius-Stützpunkt schaffen, damit sie wenigstens angemessen versorgt werden kann.“
„Das ist richtig“, sagte Matt. Jim sah ihn wütend an. Matt hob nur die Schultern. „Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen unsere Vorratslisten und die Löcher in den Schiffen zeigen, Sir. Mir gefällt das genauso wenig wie Ihnen, aber hier können wir nicht bleiben. Mira hat schon genug getan, und ich will nicht, dass ihr etwas zustößt, weil sie uns geholfen hat.“
Jim stierte in seine Flasche, dann zupfte er eine Zigarette aus der Packung, die er in seinem Ärmel aufbewahrte, riss ein Streichholz an und entzündete sie. Er nahm einen Zug und dachte an Sarah, die auf der Krankenstation im Bett lag. Ihr inneres Feuer war fast erloschen, sie wollte nicht essen und wirkte beängstigend schwach und zerbrechlich, sie , die Frau, die einst so flink und geschmeidig gewesen war.
Auch er wollte Mira nicht in Gefahr wissen. Jim ließ den Rauch durch die Nase ausströmen. Seine Augen wurden nachdenklich schmal, als er Narud musterte.
„Sie werden ihr nichts tun, Sie werden sie nicht einmal ansehen , wenn ich nicht dabei bin“, sagte Jim. Er sprach leise, aber mit einem Nachdruck, der keinen Zweifel daran ließ, dass er es todernst meinte. „Und wenn sie nicht selbst in der Lage ist, eine Behandlung abzulehnen, dann habe ich das letzte Wort. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, dann werden wir einen anderen Weg finden, um ihr zu helfen. Kapiert?“
Narud setzte zu einer Antwort an.
Sarah Kerrigans Augenlider schnappten auf. Irgendetwas stimmte nicht. Jim … Jim war in Gefahr. Oder war es nur ein Traum? Mit all den Medikamenten, den Albträumen und den Lücken, die in ihrer Erinnerung klafften, wusste Sarah nicht mehr, was wirklich war und was nicht. Sie versuchte, die Benommenheit zu verscheuchen und sich zusammenzureißen, öffnete den Mund und krächzte: „Doktor …“
Yeats war augenblicklich bei ihr. „Was ist, Sarah?“
„Jim … er ist nicht hier … Er ist nicht einmal auf der Hyperion , oder?“
„Nein. Er ist mit Captain Horner und Mr. V unterwegs.“
Ein zur Hälfte mit Wasser gefülltes Glas flog scheinbar wie von selbst quer
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