Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
Vom Netzwerk:
an.
    »Doktor Grey Veil«, sagte mein Boss von seinem Büro aus.
    »Wie müssen eine Stufe-eins-Quarantäne einleiten«, sagte ich und machte mir keine Mühe, meiner Stimme ihre Schärfe zu nehmen. »Sofort.«
    »Das würde unweigerlich eine kolonieweite Hysterie auslösen, wegen eines Erregers, dessen Existenz wir nicht beweisen können, Doktor Grey Veil. Solange Sie keine medizinischen Beweise für Ihre Hypothese liefern, werden die Quarantäne-Protokolle nicht ausgeweitet.«
    »Was ist mit Karas' fehlendem Lungengewebe?«
    »Das ist kein Beweis.«
    »Ich sehe das anders.«
    »Das bleibt Ihnen vorbehalten.« Mayer unterbrach die Verbindung, bevor ich antworten konnte.
    Ich konnte mich jetzt darüber ärgern oder arbeiten. Also arbeitete ich.
    In der MedTech hatte ich zwei Tage am Stück ohne Schlaf geschafft, und jetzt war ich entschlossen, diesen Erreger festzunageln, und wenn ich meine Augen niemals mehr schließen würde.
    Zuerst ging ich Karas' Autopsie vollständig durch und begann dann eine Datenbanksuche nach Todesfällen mit der gleichen Todesart im Quadranten. Keine Übereinstimmung. Ich führte einen Vergleich zwischen Rogans und Daltons Krankenakten durch, da Rogan ja Halb-Terraner war. Keine Übereinstimmung. Das Gleiche mit verschiedenen Kombinationen: Karas und Kao. Rogan und Kao. Dalton und Kao. Keine Übereinstimmung.
    Mit zusammengebissenen Zähnen arbeitete ich stundenlang an einem Analyseprogramm, das alle sachdienlichen Daten aus den Akten aller vermeintlich Erkrankten für eine Vergleichsstudie nutzte, bis hinab zu so kleinen Dingen wie der Lage der jeweiligen Quartiere zueinander. Sechzehn Stunden später erhielt ich die Antwort.
    Keine Übereinstimmung.
    Ich starrte auf den Bildschirm, konnte nicht fassen, dass es zwischen den Fällen keine wie auch immer geartete Übereinstimmung gab, da erreichte mich eine Nachricht aus der Isolation. Es war ein sehr müder mu Cheft.
    »Doktor. Pilot Torin ist ins Koma gefallen.«

13 Die Verlockungen des Versagens
     
    Während der Mann, den ich liebte, auf der Isolationsstation im Sterben lag, nippte ich an einem Cafe au lait und betrachtete eine unberührte Brioche. Das war wohl der Schock in Verbindung mit der Erschöpfung, dachte ich. Sonst würde ich doch niemals Kaffee trinken. Und es machte mir nicht einmal etwas aus.
    Niemand sprach mich an, sogar Lisette spürte, dass ich nicht in der Stimmung für ihre Frotzeleien war, und ließ mich in Ruhe. Das war auch gut so. Ich hätte ihr womöglich die edle Fassade verbeult.
    Kao Torin würde sterben. Ich sah zu, wie der Kaffee kalt wurde. Meinetwegen würde er sterben. Meine Finger klammerten sich um die Tasse, bis meine Knöchel weiß wurden. Es war meine Schuld. Er würde sterben, weil es mir nicht gelang, den Erreger zu identifizieren.
    »Doktor Grey Veil.«
    In diesem höllischen Vakuum schaute ich auf und sah den Obersten Linguisten Duncan Reever neben meinem Tisch stehen.
    »Reever.« Ich nippte an dem lauwarmen Kaffee, dessen Geschmack ich gar nicht wahrnahm.
    Er setzte sich mir gegenüber. Reever war entweder ein sehr tapferer Mann oder er wollte Selbstmord begehen – ich konnte nicht erkennen, was davon zutraf.
    »Ich habe gehört, dass dein Freund, der Jorenianer, auf der Intensivstation liegt.«
    In mir erwachte etwas wieder zum Leben. »Noch ist er nicht tot, Reever.«
    Er schaute mich an, erkannte, dass ich ihn allein dafür hasste, dass er da war, gesund, atmend, lebend. Es schien ihn nicht zu stören.
    »Doktor Mayer sagte mir, dass du Forschungen durchführst, die direkt mit der Behandlung von Torins Zustand zusammenhängen.«
    »Man muss es ja versuchen.« Ich setzte die Tasse sehr vorsichtig ab, denn ich befürchtete, sie sonst kaputtzumachen.
    »Die Krankheit ist noch nicht identifiziert worden.«
    »Nein.« Ich lächelte nicht – das Blecken der Zähne ging oft einem Wutschrei voraus. »Ich habe den Erreger noch nicht gefunden.«
    Lisette kam, ersetzte den lauwarmen Kaffee durch frischen und nahm die ungeliebte Brioche wieder mit. Sie reichte dem Obersten Linguist eine Tasse, dann stemmte sie die Hände in die Hüfte.
    »Sie sind schlecht fürs Geschäft«, sagte sie zu mir. »Trinken Sie Ihren Kaffee. Und du«, wandte sie sich Reever zu. »Gibt es niemanden, für den du übersetzen musst?«
    »Nicht im Moment.«
    »Dann halt den Mund oder verschwinde.« Lisette stapfte zurück hinter ihre Theke.
    Ich schaute ihr aus matten Augen hinterher. »Ich hätte nie gedacht, dass ich diese

Weitere Kostenlose Bücher