Stardoc 01 - Die Seuche
hektisch den Raum. Nichts. Die Katzen schliefen. Ich war allein.
Nein, war ich nicht.
Ich öffnete die Tür und ging nach draußen.
Der Flur war leer.
Wie ist das möglich?
In diesem Moment wurde ich von einer unglaublichen Gedankenwelle getroffen. Ich sackte zu Boden, kauerte mich zusammen und schlang die Arme mich. Ein unfassbarer Strom an Energie kam aus meinem Kopf und blendete mich mit einer Reihe von kurzen, unzusammenhängenden Bildern.
Karas' vom Husten verkrampftes Gesicht. Die Stelle, an der sich Reever zum ersten Mal mit mir verbunden hatte. Dalton auf dem Untersuchungstisch. Die Baustelle. Eclas ruhiges Gesicht hinter der Ambulanzkonsole. Reever bei der zweiten Verbindung.
Ein Bild meiner Heimatwelt. Wo du hingehörst.
Nein , wehrte ich mich gegen dieses Bild. Ich gehöre hierher, nach K-2. Hierher, zu den Leuten, um die ich mich sorge. Hierher, zu dem Mann, den ich liebe.
Zurückkehren, zurückkehren, zurückkehren …
Die Gedanken verstummten, wie von einem mitfühlenden inneren Schalter ausgeschaltet. Mir stieg etwas in die Kehle, und ich schaffte es gerade noch wieder hinein, bevor ich mich übergab. Nachdem die Krämpfe abgeklungen waren, glitt ich auf den Boden und ruhte mich aus, bis ich meinen Beinen wieder trauen konnte. Das Becken der Entsorgungseinheit war mit etwas gefüllt, das wie ein ganzer hochgewürgter Liter von Lisettes Bestem aussah.
Ich spülte es weg und war eher von mir selbst als von meiner körperlichen Reaktion angewidert. Ich hatte mich lang genug in Selbstmitleid gewühlt.
»Er wird nicht sterben«, sagte ich, zog meine beschmutzte Kleidung aus und stellte mich unter die Reinigungseinheit. »Ich werde es nicht zulassen.«
Ich kehrte binnen einer Stunde in die Isolation zurück. Doktor mu Cheft beobachtete Kaos Zustand genau und gab einen Statusbericht.
»Alle gängigen Behandlungsmethoden haben sich bei diesem Koma als nutzlos erwiesen«, sagte er. Tiefe Falten der Anstrengung hatten sich in seine Haut gegraben, die sich übel schuppte, vor allem um seine tiefliegenden Augen. »Ich werde Sie nicht anlügen, Doktor. Es sieht nicht gut aus. Und die Flüssigkeitsmenge in der Lunge nimmt zu.«
»Irgendein Zeichen der Flüssigkeit, die ich Ihnen beschrieben habe?«
»Nein.«
»Ich bin in meinem Labor. Bitte rufen Sie mich … rufen Sie mich, wenn …« Ich konnte meine schlimmste Angst nicht aussprechen, aber mu Cheft verstand auch so und nickte. »Danke, Daranthura.«
Zurück im Labor schaute ich mir meine Aufzeichnungen vom Vortag an und warf das Pad dann voller Abscheu weg. Ich musste an diese Krankheit anders herangehen. Ich stellte die Krankenakten um und suchte nach Gemeinsamkeiten im Aktenprofil. Gemeinsamkeiten, die der Datenbank nicht auffallen würden, mir aber möglicherweise schon.
»Komm schon, komm schon«, murmelte ich, während ich eine Akte nach der anderen aufrief. »Irgendwas muss es doch geben.«
Männer, Frauen und andere Geschlechter sind betroffen. Die Symptome unterschieden sich von Spezies zu Spezies, aber nach der Verteilung der Ansteckungen musste es ein aerosoler Erreger sein.
»Das kann nicht sein«, widerlegte ich meine eigene Theorie. »Dann musste die ganze Kolonie mittlerweile Symptome zeigen.«
Was hatten die Fälle gemeinsam? Alle könnten es eingeatmet haben, aber nur Karas war gestorben.
Ich versuchte eine andere Hypothese, indem ich die Spur der Infektionen chronologisch verfolgte. Der erste Fall war Alun Karas gewesen. Über den Kontakt mit ihm waren Ecla und ich dem Erreger ausgesetzt gewesen. Durch Ecla dann Rogan. Hier trat bereits der erste Bruch in der Reihe auf: Rogan hatte sich angesteckt, Ecla und ich nicht. Rogan hat daraufhin Paul Dalton infiziert, der es an die Bauarbeiter weitergegeben hatte. Kao Torin könnte es sich bei einem von ihnen zugezogen haben …
Meine Spur-Theorie war voller Unstimmigkeiten. Rogan hatte beispielsweise neben Dalton auch Dutzende anderer Patienten behandelt – warum war von denen keiner erkrankt?
Ich überprüfte die Schichtpläne. Dalton war nach der Behandlung durch Rogan nicht wieder zur Arbeit gegangen. Das bedeutete, dass er infiziert worden sein musste, bevor er wegen seiner Rückenprobleme in die Klinik kam. Ich hatte keine Ahnung von Kao Torins Kontakten in der davor liegenden Woche. Wer hatte ihn angesteckt? Ich? Hatte mich mein verbessertes Immunsystem zu einem Überträger gemacht?
Um die Fehler in meiner Theorie ausmerzen zu können, musste ich wissen, ob ich
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