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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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Ihr Urlaub?«
    »Ereignisreich.« Ich stellte mir eine heiße Mahlzeit mit Kräutertee zusammen und servierte alles zusammen mit dem Abendessen, das Alunthri für sich und Jenner bereits programmiert hatte. »Ich erzähle euch beim Abendessen darüber.«
    Jetzt, wo ich mich mit jemandem unterhalten konnte, machte ich gerne Essenspausen. Ich berichtete der Chakakatze das meiste von dem, was auf Caszarias Mond geschehen war, und lauschte, als sie mir von ihren neuesten Kunststudien berichtete. Sie war ganz begeistert von etwas, das sich Geräuschskulptur nannte, was immer das auch sein mochte. Danach hatte Jenner mir endlich weit genug verziehen, um mir zu erlauben, ihn einen Augenblick zu drücken.
    »Sie müssen große Angst gehabt haben«, sagte Alunthri und bezog sich damit auf mein Unglück.
    »Die hatte ich.« Ich war heute zu wütend auf meinen Vater gewesen, um über meine Angst nachzudenken. »Der schrecklichste Teil war der Gedanke, dass mich jemand …« Ich schaute auf die große Katze und schloss die Augen. »… gegen meinen Willen mitnehmen könnte. Entschuldigung.«
    Hier saß ich und plapperte darüber, wie ich beinahe entführt worden wäre, dabei hatte die Chakakatze so viel mehr ertragen müssen. Darüber hatten wir vorher noch nie gesprochen. Ich war so taktlos.
    Alunthri rollte sich auf dem Sofa zusammen und spielte mit einem metallischen Gürtel, den er trug. Mit seiner Erlaubnis hatte ich Karas' Geschirr und Halsband weggeworfen und ihm die Möglichkeit gegeben, sich seine Kleidung selber auszusuchen. »Keinem Wesen sollte Gewalt angetan werden.«
    Vielleicht mussten wir darüber sprechen.
    »Würdest du mir erzählen, wie es war, als man dich einfing, Alunthri?«
    Es nickte. »Ich war der Jüngste von acht in meinem Wurf. Darum bin ich so klein. Winzlinge erzielen auf dem freien Markt einen guten Preis, erst recht, wenn sie als Haushaltsgefährte ausgebildet wurden.
    Ein Berufsjäger hat uns eingefangen. Meine Geschwister wurden sofort wegen ihrer Pelze getötet. Meine Mutter ließ man lange genug leben, damit sie mich zum Marktzentrum in der Stadt begleiten konnte.« Ich hob fragend die Augenbrauen und Alunthri erklärte: »Gerade erst von der Muttermilch entwöhnte Chakakatzen verhungern oft. Sie essen nichts, wenn ihre Mutter nicht bei ihnen ist.«
    »Das ist alles so schrecklich …«
    Alunthris nickte erneut. »Ich wurde an einen Ausbilder verkauft, und man brachte mir bei, zu sprechen und zu dienen. Die Karas-Familie kaufte mich als Geschenk für Alun zu seiner Versetzung.«
    »Ich kann nicht glauben, dass so etwas erlaubt ist.« Ich war voller Mitleid und Wut. »Erkennen denn die Chakaraner nicht, dass dein Volk intelligent ist? Dass ihr die gleichen Gefühle und Bedürfnisse habt wie sie?«
    Die große Katze machte eine hilflose Geste. »Wir sind, wie wir immer schon waren.«
    »Aber die Tatsache, dass ihr sprechen könnt, macht es doch unmöglich, euer Volk als primitiv anzusehen.«
    »Meine Art konnte nicht immer sprechen. Selektive Zucht hat die Physiologie wilder Chakakatzen verändert, die dann vor einem Jahrhundert in die Wildnis entlassen wurden, um unseren Bestand wieder aufzubauen.«
    »Und euch auf diese Weise noch wertvoller zu machen.«
    Alunthri dachte darüber einen Moment nach. »Ihre Gesellschaft hat das Gleiche getan. Sie haben einfachen Spezies beigebracht, komplizierte Aufgaben zu erfüllen. Ihre wünschenswerten Eigenschaften durch Kreuzungen gefördert.«
    Ich war empört. »Aber doch nicht, um sie zu Sklaven zu machen.«
    »Domestizierte Gefährten, landwirtschaftliche Arbeiter, Nahrungsmittellieferanten – alle gegen ihre Natur gezwungen, einer dominanten Rasse zu dienen. Sklaven.«
    »So wie Jenner«, sagte ich und schämte mich.
    Alunthri sprang vom Sofa und kniete sich rasch zu meinen Füßen hin. »Sie können die Schuld dafür, was es immer schon gab und immer geben wird, nicht auf Ihre Schultern laden«, sagte die Chakakatze. »Vergeben Sie mir, dass ich …«
    »Mach so etwas nicht, Alunthri.« Ich zog die große Katze auf die Beine und nahm seine Pfoten. »Wir sind gleich, erinnerst du dich? Und du hast Recht.« Ich schaute Jenner an und sah ihn in einem ganz neuen Licht. Ich hockte mich hin und starrte in seine großen, blauen Augen. »Ich frage mich, ob du freiwillig zu mir gekommen wärest. Hättest du dich dazu entschlossen, bei mir zu bleiben, nachdem ich dich gefunden und gefüttert hatte?«
    Jenner senkte elegant seinen Kopf, dann ging er davon.

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