Stardoc 01 - Die Seuche
mich an, dass meine biologische Reaktion sie getötet hat. Das ist richtig. Ich habe mich niemals infiziert, obwohl ich dem Erreger permanent ausgesetzt war. Aber wenn ich für mein Immunsystem verantwortlich gemacht werden soll, dann muss das für den Kern ebenfalls gelten.«
»Erklären Sie uns das bitte genauer«, sagte Douglas.
Ich starrte Reever an. »Der Kern hat vorsätzlich Gewebe infiltriert, zerstört und ersetzt, um sich vor der Entdeckung zu schützen.
Sie haben Symptome einer Lungenentzündung hervorgerufen, um ihre Position zu stärken und sich Fluchtwege aus dem Körper des Wirtes zu schaffen.« Ich lächelte bitter. »Diese biologische Reaktion tötete über siebentausend Kolonisten. Klingt das vertraut?«
Ana kam mit Negilst herein, als ich mich gerade wieder setzte. Sie wandte sich sofort an den Rat. »Ich habe diese Anhörung überwacht und möchte hinzufügen, dass die PSQGO alle Handlungen Doktor Grey Veils – freiwillige und andere – während der Epidemie gutheißt.«
Das rüttelte die Ratsmitglieder auf, die sich erneut leise berieten. Ana schaute auf Reever, bevor sie sich zu mir beugte. »Tut mir Leid, dass ich so spät dran bin. Sie werden die Quarantäne aufheben, und die Verwaltungsarbeit dabei ist ein echter Albtraum.«
»Verrate mir eins«, sagte ich. »Wie ist Reever in all das hineingeraten?«
»Duncan wurde vom Kern selbst gestern zum botanischen Projekt gerufen. Er hatte keine Wahl, er musste ihm als Repräsentant dienen.«
»Er hatte keine Wahl. Sicher. Das erklärt alles.«
Ana stupste mich an. »Joey, ich spüre, was du denkst, aber du liegst falsch. Er macht nur seinen Job.«
»Sein Job stinkt.«
Der Rat beendete seine Besprechung, und alle fünf standen auf.
»Wir befinden die Anklage der Auslöschung von Kern-Lebensformen für zulässig, aber ebenso wird auch der Kern für schuldig befunden, das Gleiche mit den Opfern der Epidemie getan zu haben. Beiden Anklagen kann gemäß der Verfassung stattgegeben werden.«
»Was heißt das?«, fragte ich.
»Das heißt«, sagte Reever und berührte die Oberfläche des Harzes erneut, »dass der Kern ebenfalls für schuldig befunden wird, wenn du es wirst. Ich werde das dem Kern mitteilen.«
Nach einer kurzen Weile des Schweigens sprach der Kern erneut durch Reever. »Wir werden die Anklage gegen Doktor Grey Veil zurückziehen, wenn sie das Gleiche tut.« Reevers Stimme zitterte. »Wir verlangen, dass Doktor Grey Veil jeder weitere Kontakt mit unseren Unterkünften untersagt wird.«
»Klar«, grollte ich. »Ich bin am Boden zerstört. Als wenn ich im Dreck wühlen oder diese hässlichen, lila …«
Ana legte mir die Hand auf den Mund. »Sie ist einverstanden.«
»Die Anklage wird fallen gelassen, Doktor Grey Veil.« Douglas lächelte mich an. »Sie dürfen gehen.«
Ich eilte zu Reever, um ihn zu untersuchen. »Rufen Sie die Me-Evak, sie sollen einen Wagen schicken. Sofort.« Ich drückte ihn auf seinen Stuhl und beugte mich zu ihm hinab. »Sag nichts, oder ich schwöre, ich betäube dich.«
Ich winkte nach einem der Sicherheitsleute und drückte ihm den Behälter mit dem Harz in die Hände. »Bringen sie diesen Glibber weg von mir, bevor ich mir eine weitere Anklage wegen Völkermord einfange.«
Dhreen trieb sich noch vor der Ambulanz herum, als ich mich endlich in den Feierabend schleppte. Ich wollte nach Hause und eine Woche durchschlafen und konnte kaum winken, als ich ihn sah. Er benutzte immer noch Krücken beim Laufen, würde es auch weiterhin müssen, bis seine gebrochenen Beine ausgeheilt sein würden.
»Dhreen.« Ich versuchte zu lächeln, aber meine Gesichtsmuskeln verweigerten die Mitarbeit. So müde war ich. »Was machst du hier? Du solltest immer noch im Bett liegen. Moment …« Ich hob die Hand und imitierte damit die Geste, die er vor langer Zeit in einer Kneipe gemacht hatte. »Sag's mir nicht, ich müsste sonst vielleicht gegen dich aussagen.«
Der Oenrallianer versuchte verletzt auszusehen. »Wollte nur meine Lieblingsterranerin sehen. Die übrigens pflichtbewusster ist, als ihr gut tut.«
»Die dich übrigens zu gut kennt«, sagte ich. »Ich bin auf dem Weg nach Hause. Schaffst du es, mit mir zum Gleiter gehen? Ich muss in Bewegung bleiben, oder ich falle auf der Stelle um.«
»Ich kenne das Problem.« Dhreen verschob ungelenk die Krücken unter seinen Armen. »Bin direkt hinter dir, Doc.«
Wir mussten nicht weit laufen, denn ich hatte mir einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs der
Weitere Kostenlose Bücher