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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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liegenden System eingewandert waren. Es waren Schwestern, die über Schmerz, anhaltenden Schwindel und eine Beeinträchtigung der meisten ihrer neun Sinne klagten. Sie waren aus einem ungenannten Grund abseits der Aufnahme isoliert worden.
    Ich fand schnell heraus, warum.
    Zwei hysterische Wesen stürmten durch die Tür. Sie sahen aus wie riesige, hellrote Seeanemonen. Auf ihrer pockennarbigen Oberfläche versuchten hunderte von Öffnungen verzweifelt zu kommunizieren.
    Alle schrien.
    »Sie müssen uns helfen …«
    »Wir leiden so …«
    »Bitte, Doktor, der Schmerz …«
    »Unerträglich …«
    Es war ohrenbetäubend. Die Münder sprachen alle einzeln, darum konnte mein Handgelenk-Kom nicht länger übersetzen. Die daraus resultierende Rückkopplung aus meinem Übersetzungsgerät passte zum Gejammer der Schwestern, das prompt um einige schmerzvolle Oktaven anstieg.
    »Beruhigen Sie sich!« Ich musste schreien, um gehört zu werden, aber die p'Kotmans ignorierten mich und drängten, sich vor Schmerzen windend, ihre weichen Körper aneinander.
    Ich trennte sie und schob sie auf unterschiedliche Seiten der Untersuchungsliege. Mittlerweile dröhnten mir die Ohren. Ich musste mich aus dem Griff ihrer aufdringlichen Ranken befreien, um den Bildschirm der Konsole mit einer Faust treffen zu können.
    »Schickt mir eine Schwester, sofort !«
    Nach wenigen Momenten erschien T'Nliqinara vor der Tür. Ich versuchte angestrengt, mein Handgelenk-Kom dazu zu bringen, den Aussagen der Patientinnen zu folgen.
    »T-jher recher attech?«, rief sie.
    »Wie bringe ich sie zum schweigen?«, rief ich, so laut ich konnte. Die schwammförmigen Schwestern schrien noch lauter.
    Die Schwester schüttelte den Kopf, denn sie konnte mich weder verstehen noch mir antworten.
    »Medsyseinheit!« Ich ahmte das Schieben eines Wagens nach.
    Die Oberschwester blickte tadelnd auf mich herab. Ich ging auf die Tür zu, und mein Handgelenk-Kom arbeitete endlich wieder.
    »Nicht verfügbar!«, dröhnte T'Nliqinara und schnaubte dann, als die Kakofonie der Patientinnen ein schrilles Crescendo erreichte. Sie atmete tief ein und konnte sich über den Lärm hinweg kaum Gehör verschaffen, als sie sagte: »Doktor Rogan hat gesagt, Sie brauchen sie nicht.«
    Touche , Phorap, dachte ich wütend.
    Die Schwester beugte sich herunter und brachte ihren Mund ganz nah an mein Kom, damit ich sie verstehen konnte. »Ich hole Hilfe.«
    Ich schüttelte den Kopf. T'Nliqinara machte eine ungeduldige Geste mit ihren verlängerten Gliedmaßen, wartete aber auf meine nächste Anweisung.
    Ich versuchte, den Lärm geistig auszublenden und die Symptome mit einer Ursache in Verbindung zu bringen. Nach Jahren der Lehre bei Dad war ich sehr gut darin.
    Schwindelgefühl und Sinneseinschränkungen, offensichtlich verbunden mit einem immensen Schmerz. Warum? Es war keine Krankheit oder Verletzung sichtbar. Man konnte sie nicht befragen, die Symptome verschlimmerten sich nur, wenn … Einen Augenblick, dachte ich. Sie drehten durch – als ich gesprochen hatte, beim Jaulen meines Koms und als die Schwester gerufen hatte. Geräusche. Konnte es eine Kontaktreaktion sein? Zu viel Geräuschen ausgesetzt zu sein, konnte den gleichen Schaden anrichten wie eine Verletzung. Meine eigenen Ohren konnten mir das bestätigen.
    Ich winkte T'Nliqinara zu und bedeutete ihr, uns allein zu lassen. Die Schwester war nur zu froh, dem Getöse zu entkommen. Ich ignoriere meine lautstarken Patientinnen, während ich ihre Krankenakte erneut überprüfte. Das musste es sein, sagte ich zu mir.
    Ich aktivierte die Quarantänesiegel des Untersuchungszimmers und stellte die Umweltkontrolle so ein, dass alle Schallwellen absorbiert wurden. Diese Methode wurde normalerweise bei neuronalen Reparaturen in der offenen Gehirnchirurgie angewandt. Wir würden alle sehr, sehr leise sein.
    Langsam sickerte das Ausbleiben jeglicher Geräusche durch die Panik der p'Kotmans, und sie beruhigten sich. Die Stimmen verstummten, eine nach der anderen, bis wir in einem Vakuum der Stille saßen.
    Es funktionierte.
    Wir führten den Großteil der Behandlung auf diese Weise durch. Ich benutzte den Bildschirm der Krankenakte, um mit ihnen zu kommunizieren, wies ihn an, das von mir Geschriebene in ihre Heimatsprache zu übersetzen. Sie machten das Gleiche. Ich erfuhr zu meinem Erstaunen, dass die Schwestern bereits wussten, dass sie unter einer allergischen Reaktion auf fremde Schallwellen litten. Sie hatten nur dem unerträglichen

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