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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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um dann wieder einen Menschen zu suchen?
    Im Inneren eines unbenutzten Behandlungsraums saß ein normal großer, sehr übergewichtiger humanoider Mensch mit dem Rücken zur Tür und fummelte an den Kontrollen einer veralteten Medsyseinheit herum, die auf einem fahrbaren Wagen montiert war. Sein Kittel war weiß und blau, genau wie der von Doktor Mayer, jedoch keineswegs so sauber. Blutspritzer, Galle und andere unidentifizierbare Flüssigkeiten hatten Flecken auf dem Stoff hinterlassen. Der Kittel war zerknittert und wies so darauf hin, dass der schlampige Kerl die gleiche Kleidung schon seit Tagen trug, ohne sie zu desinfizieren.
    Als er sich umdrehte, zuckte ich leicht zusammen. Sein Kopf hatte die gleiche Form wie meiner, aber da endeten die Gemeinsamkeiten. Der Blick hervorstehender, lidloser Augen zuckte zur Schwester, dann wanderte er mit schlüpfriger Begierde über mich. Um diese hervorquellenden Kugeln herum war sein Gesicht von langen, parallel verlaufenden Gräben zerfurcht. Am Rand jeder dieser Vertiefungen befanden sich tausende kleiner, wogender Polypen.
    Igitt, dachte ich. Meine Ekel-Toleranzschwelle war soeben um einige Stufen gesunken.
    Rogans Haut war kränklich gelb, aber auf seinem Kopf wuchs eine ordentliche Menge dunklen, menschlich wirkenden Haars. Er schmückte sich sogar mit einem fleckigen Schnurrbart über seinen vier Lippen. Das spärliche Ding teilte sich, als sein Mund sich über gelben Zähnen öffnete.
    »T'Nliq!«, sagte er mit einer so ordinären menschlichen Stimme, dass ich erneut zurückschreckte. »Dieses verdammte Ding ist wertlos. Ich finde bei den Sonnen einfach nicht heraus, was mit den Sensoranschlüssen nicht stimmt.«
    »Doktor Phorap Rogan, Doktor Cherijo Grey Veil.« Die Schwester vollführte eine weitere ihrer schwungvollen Gesten.
    Er nickte mir zu. »Hey, Doktor. Wem haben sie ans Bein gepinkelt, dass man sie hierher versetzt?«
    T'Nliqinara schaute sichtlich verärgert auf Rogan hinab. »Haben Sie den technischen Dienst der Klinik über die Medsyseinheit informiert, Doktor Rogan?«
    »Diese Drückeberger?« Rogans Zähne schlugen hörbar aufeinander. »Das dauert doch mindestens eine Umdrehung, bis die herkommen.«
    »Dann müssen Sie eben so zurechtkommen«, sagte die Schwester und schnaubte erneut. »Entschuldigen Sie mich, ich habe zu arbeiten.« Sie drehte sich um und duckte sich unter dem Rahmen des Durchganges hindurch, als sie ging. Doktor Rogan wandte sich wieder der Diagnosekonsole zu.
    »Kennen Sie sich mit dieser Art Technik aus?«, wollte er wissen, nachdem er einige Minuten ergebnislos damit zugebracht hatte, halbherzig an der Einheit herumzufuhrwerken.
    »Wahrscheinlich nicht mehr als Sie.« Ich hatte bereits die oberste Krankenakte von dem hohen Stapel genommen, der auf seine Aufmerksamkeit wartete, und aktivierte den Bildschirm. Doktor Rogan war offensichtlich nicht in Eile, mit der Behandlung seiner Patienten zu beginnen. »Das Wartezimmer ist ganz schön voll«, sagte ich betont beiläufig.
    »Die warten schon. Tun sie immer«, sagte Rogan. Er klang nicht sehr besorgt. Dann stand er auf und trat unvermittelt kräftig gegen die Einheit. Das statische Wimmern wurde von einem Summen unterbrochen, als die Ausrüstung wieder hochfuhr. Er tanzte mit sichtlicher Genugtuung umher. »Ich hab's geschafft, ich hab's geschafft!«
    Ich ignorierte seine alles andere als elegante Posse. Die Eingangsanamnese des nächsten anliegenden Falls hatte meine volle Aufmerksamkeit.
    »Gratuliere.« Ich zog meine Jacke aus. »Wollen doch mal sehen, ob es bei einer erwachsenen, weiblichen Orgemich mit geringen Schmerzen im Abdomen eine Diagnose erstellen kann.« Ich schaute mich im Raum um und entdeckte den Hauptbildschirm. Zeit, an die Arbeit zu gehen.
    »Hey, nur keine Eile!«, sagte er. »Wollen Sie sich nicht erst noch ein wenig umschauen, sich den Rest der Klinik ansehen?«
    »Sicher. Nachdem wir diese Fälle hier abgearbeitet haben.«
    »Ich sagte, die können warten .« Doktor Rogans Stimme nahm einen eindeutigen, weinerlichen Ton an: Ich will nicht, und du kannst mich nicht dazu zwingen.
    Also unterdrückte ich ein Seufzen, zog eine Platinspange aus der Tasche meines Kittels und sicherte meinen Zopf mit einer geübten Drehung. »Ich weiß«, sagte ich. »Aber ich warte nicht.«

3 Die erste Schicht
     
    Doktor Rogan kapitulierte vor meinem Arbeitswunsch, aber nicht ohne Gegenwehr.
    »Sie sind heute noch gar nicht für eine Schicht eingeteilt «, sagte er, als sich die

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