Stardoc 01 - Die Seuche
hereingelassen.«
»Was?«
»Sie haben aufgrund eines verzeichneten Handelsangebots gehandelt. Die Gilde unterrichtete mich darüber, kurz nachdem deine Nachricht eingegangen war.«
»Ein Handels was? Wovon redest du?«
Anas Schultern zitterten verräterisch, als sie sich räusperte und mich dann ansah. »Ein Handelsangebot. Die Tauschhändler haben ein umfassendes und sehr kompliziertes Kommunikationssystem in der Kolonie errichtet.«
»Erklär's mir mit maximal zweisilbigen Worten, Ana.«
Sie presste ihre Lippen zusammen, dann fuhr sie fort: »Ich glaube, du hast gesagt, dass du alles, was du besitzt, gegen etwas Eis, Buttertoffee und einen Löffel tauschen würdest?«
Ich erzählte K-Cipok, der Oberschwester vom Dienst, am nächsten Tag von dem bizarren Vorfall, und sie bestätigte die Dinge, die Ana Hansen mir über die unangenehmen Machenschaften der Tauschhändler berichtet hatte.
»Und sie fallen einfach so über die Leute her?«, fragte ich.
»Ich bin überrascht, dass sie keine Beschwerde beim Rat eingelegt haben«, sagte K-Cipok. »Sie mögen es nicht, wenn man ablehnt, schon gar nicht bereits beim ersten Gebot.«
»Das sind ganz klar Fanatiker«, sagte ich in Erinnerung an ihr engstirniges Verhalten.
Sie gab einen nichts sagenden Laut von sich. »Aus Ihrer Perspektive. Einige Kulturen halten das Beschaffen von Handelsgütern für so wichtig wie ihr Terraner, sagen wir mal, eure täglichen Reinigungsrituale.«
»Aber all das nur aufgrund meiner Bemerkung anzustellen …« Ich versuchte ihr zu erklären, warum mich das verärgert hatte. »Es war nur so eine Redensart. Sie wissen schon, Wunschdenken.«
K-Cipok stieß einen tiefen, rumpelnden Ton aus, der so sehr einem Rindermuhen ähnelte, dass ich ein Kichern unterdrücken musste. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht mehr laut denken, Doktor.«
Die Aufnahme schickte den nächsten Fall nach hinten, und meine Erheiterung verschwand sofort. »Krankenblatt?«
»Nicht zur Aussage fähig«, sagte der gehetzte Pfleger, der die Trage schob.
Die Patientin wies Anzeichen schwerer innerer Verletzungen auf. Ihr Abdomen war hart und heiß, ihre Lebenszeichen schwach. Sie würde am Schock sterben, wenn wir uns nicht beeilten.
»Heben wir sie herüber.«
K-Cipoks dürre Glieder, die aussahen, als hätten sie Schwierigkeiten damit, ihren schweren Torso zu tragen, hoben die Patientin ohne Probleme von der Trage auf den Untersuchungstisch. Der Pfleger verschwand eilig, und als ich nun endlich auf das verzerrte Gesicht schaute, verstummte ich.
»Das kann doch nicht sein.«
Es war die Orgemich-Frau, bei der Phorap Rogan während meiner ersten Schicht in der Öffentlichen Klinik eine Gastroenteritis diagnostiziert hatte. Ich scannte sie einmal, mehr brauchte ich nicht zu tun. Sie hatte schon lange keinen nervösen Magen mehr.
»Bereiten Sie sie sofort für eine OP vor«, sagte ich der Schwester und schickte Doktor Dloh eine Nachricht, der mit mir zusammen Dienst hatte. »Ich habe hier einen Notfall und muss operieren.«
»Ich werde in der Anmeldung Bescheid geben und übernehmen«, antwortete er. »Die Orgemich, die gerade hereingebracht wurde?«
»Ja. Sieht aus, als hätte eine Blockade des Ileum die Eingeweide gangränös werden lassen.« Ich verdrängte den Gedanken an die Dinge, die ich Rogan antun wollte. »K-Cipok wird mir assistieren. Es wäre nett, wenn Sie auch die MedVerwaltung und Doktor Mayer für mich benachrichtigen könnten.«
K-Cipok war, wie alle Schwestern, auch als Anästhesistin ausgebildet. Bis ich meine Instrumente bereitgelegt hatte, hatte sie die Patientin bereits vorbereitet und in Narkose gelegt. Wir wuschen uns, legten Maske und Handschuhe an und aktivierten dann das sterile Feld um uns drei.
Ich setzte das Laserskalpell für den ersten Einschnitt an. Eine Blase von Faulgasen lauerte unter der äußeren Abdomenwand.
»Absaugen«, sagte ich, nachdem ich den ersten kleinen Schnitt gemacht hatte, durch den K-Cipok jetzt die Spitze des Absaugers einführte. Igitt. Der Gestank war schrecklich, aber das Sekret war schnell entfernt. Ich durchschnitt das harte, äußere Gewebe. »Klammer. Spülen, ja, genau da.« Ich klappte die schwere Schicht Fettgewebe zur Seite, sicherte es mit einer Klammer und starrte hinein. »Mein Gott, was für eine Schweinerei.«
K-Cipok schnappte nach Luft. »Wie konnte sie damit noch herumlaufen?«
Der ganze Dickdarm wurde von einer massiven Blockade abgeschnürt, die bereits schwere Gewebeschäden
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