Stardoc 01 - Die Seuche
fragte Kao, und ich nickte. »Würdest du uns bei einem Nahrungsintervall begleiten?«
Paul stöhnte und schaute in Richtung obere Atmosphäre. »Ich kann ihn nirgendwohin mitnehmen«, sagte er. Als er meine gehobenen Augenbrauen sah, fing er an zu lachen, und Kao Torin zeigte den Gesichtsausdruck eines seit langem Leidenden. »Dieser Fliegerbursche«, sagte mein Nachbar, »hat mehr Herzen im Pmoc-Quadranten gebrochen als ich.«
»Ihr habt Glück«, sagte ich und lächelte Kao an. »Ich bin Chirurg, ich kann sie reparieren.«
Beide Männer lachten, und wir beschlossen, gemeinsam zum Handelszentrum zu gehen und im Cafe Lisette zu Mittag zu essen. In den letzten Wochen hatte ich bei Lisette langsam, aber sicher Fortschritte gemacht, indem ich regelmäßig bei ihr eingekehrt war. Als wir ankamen, grüßte sie mich mit einer Art distanziertem Wohlwollen.
Genau wie Jenner biederte sie sich nicht an. Man musste das nicht mögen, aber man musste es respektieren.
Bei Gläsern voll duftendem, echtem Wein – in den umliegenden Weinbergen von K-2 angebaut – und großen Schüsseln voll Lisettes köstlicher Variante von Coq au vin unterhielten wir uns. Die Diskussion drehte sich um ein bei Kolonisten beliebtes Thema: Was vermisste man von der Heimatwelt?
»Ein echtes Beefsteak«, sagte Paul. »Mit Barbecue-Sauce und geräucherten Hülsenfrüchten.«
»Ich würde alles, was ich habe, gegen eine Badewanne voller Vanilleeis, ein Fass mit heißem Buttertoffee und einen Löffel tauschen«, sagte ich mit einem wehmütigen Seufzen. »Und du, Kao Torin?«
»Es gibt etwas, das ich vermisse«, sagte er und betrachtete seinen Kelch mit dem roten Wein nachdenklich. »Das Morgenbrot meiner ClanMutter. In meiner Jugend habe ich ihr Händchen für Backwaren nicht zu schätzen gewusst.«
Auf mein Drängen hin erzählte er mehr von seiner Heimatwelt. Joren lag tausende Lichtjahre weit weg, im entfernten Vallaran-Quadranten. Ich hatte von dem System oder dem Quadranten noch nie gehört und von dem Planeten erst recht nicht. Kaos Volk hatte sich von, wie er sagte, nomadischen Kriegerclans in eine technisch fortgeschrittene Rasse unersättlicher Erforscher entwickelt.
»Meine Rasse liebt das Erforschen. Jorenianer sind überall in diesem und vielen anderen Sektoren verstreut.« Er macht eine weitere seltsame Handgeste, und ich fragte mich, ob die Kommunikation der Jorenianer teilweise über Körpersprache funktionierte. Nicht einmal Ana konnte etwas so fließend Harmonisches zustande bringen. »Mein HausClan bereist die Randsysteme, wo es noch so viel Unbekanntes gibt.«
»Du musst die Herausforderung genießen«, sagte ich. »Sind die meisten Mitglieder deines Volkes Entdecker oder Piloten?«
»Piloten, Kursberechner – wir bevorzugen die Positionen am Steuer. Wir besitzen einen natürlichen Sinn für Navigation, der nützlich ist, wenn die Instrumente ausfallen.«
»Bieten Jorenianer ihre Dienste gegen Bezahlung an?«
»Nein, wir besitzen unsere eigenen Schiffe. Wir bieten unsere Dienste als Teil der …« Er suchte ein Wort und fragte schließlich: »Kontaktaufnahme mit anderen Völkern?« Ich lächelte und nickte.
»Das kann genauso anregend sein wie das Erforschen.« Kao betrachtete meinen Kittel nachdenklich.
Ich schaute ebenfalls an mir herunter. »Habe ich mich bekleckert?«
»Du trägst die Farben meines HausClans.« Er erzählte kurz von der Art, wie die Jorenianer ihre Familienverhältnisse, ihren Rang und ihren Beruf über ein komplexes Farbsystem unterschieden.
»Dein HausClan – deine Leute – sind geborene Heiler?«
Ich runzelte bei dem Gedanken an meinen Vater kurz die Stirn.
»Einige sind es, aber es benötigt eine jahrelange Ausbildung, bevor man auf Terra als Arzt qualifiziert ist. Auf die gleiche Weise, wie Paul studieren musste, um Ingenieur zu werden.«
Kao warf Paul einen sardonischen Blick zu. »Paul behauptet, er hätte niemals studieren müssen.« Er fuhr mit einigen amüsanten Anekdoten über Paul fort, als dieser gerade erst nach K-2 umgesiedelt war, und Paul revanchierte sich mit einigen Storys über Kaos Abenteuer.
»Frieden!« Ich warf meine Arme in die Luft und lachte. »Seid ihr zwei sicher, dass ihr wirklich Freunde seid?«
Kao nickte ernst, während Paul lachte.
»Doc, es würde mir nicht im Traum einfallen , es mir mit ihm zu verscherzen«, sagte der Ingenieur. »Jorenianische Krieger sind dafür berüchtigt, ihre Feinde zu verfolgen, bis zum Ende der Galaxis, wenn nötig. Ich werde
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