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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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einen meiner Koffer hervor und suchte in meinem Disc-Halter nach Musik. In der Mitte des Ordners stieß ich auf die unbeschriftete Disc, die ich auf meiner Reise mit der Bestshot entdeckt hatte. Seltsam, ich beschriftete doch eigentlich alle meine Discs. Also steckte ich sie in den Player, um mir anzuhören, was ich da aufgenommen hatte.
    Maggies Stimme füllte die Stille aus.
    »Hey, Kleines«, sagte sie und erschreckte mich damit so sehr, dass ich den Player fallen ließ. Ihr herzliches Lachen füllte den Raum. Meine Beine wurden weich, und ich sank auf einen Stuhl. »Ja, ich bin's. Tut mir Leid, dass ich nicht mehr da bin. Diese Blutfäule – oder was auch immer – ist eine richtige Schlampe.«
    »Maggie?«, flüsterte ich. »Wie …?«
    »Setz dich hin und fang bloß nicht an zu heulen. Ich weiß, dass ich tot bin, darum hörst du das hier. Ich habe einen der Hausdroiden des Alten so programmiert, dass er die Disc zwischen den Müll packt, den du dir so gern anhörst. Natürlich erst, wenn der Metallidiot die Nachricht von meinem Tod bekommen hat.«
    »Gott.« Ich konnte keinen richtigen Atemzug tun, geschweige denn weinen. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand genau auf den Solarplexus geschlagen.
    »Jetzt hör mir gut zu, Joey.« Ich richtete mich aufgrund ihres befehlenden Tons auf. »Der Alte denkt, er hat alles durchgeplant. Ich brauche keinen Abschluss an der MedTech, um zu erkennen, dass er sich bei dir irrt. Du bist zu schlau, um nicht irgendwann herauszufinden, was für einen Mist er verzapft hat.«
    Maggie wusste also auch darüber Bescheid?
    »Er manipuliert dich, will dich glauben machen, du müsstest den guten Namen und die Familienintegrität bewahren, bla, bla, bla. So hat er dich von Anfang an dazu gekriegt, zu tun, was er will. Joseph hat ein Faible für Kontrolle, du weißt, wovon ich spreche.«
    »Untertreibung des Jahrzehnts«, murmelte ich.
    »Egal, was dieser Hurensohn mit dir vorhat, du selbst bestimmst über dein Leben. Nicht er. Verstanden?« Ich nickte. »Du fragst dich vermutlich, woher ich von der ganzen Schweinerei weiß.«
    Eine Art Stupor befiel mich, wegen des Schocks, vermutete ich. Als meine Gedanken sich wieder klärten, schien Maggies Stimme schwächer.
    »… dafür gesorgt. Was er nicht wusste: Er spricht im Schlaf, und ich bin eine gute Zuhörerin.«
    Worüber sprach sie da?
    »Er wird versuchen, dich aufzuhalten. Er verrät dir möglicherweise die Sache mit uns beiden. Und ja, ich weiß, dass du nicht eben begeistert sein wirst zu erfahren, dass ich mit deinem Dad geschlafen habe.«
    Ich war nicht begeistert. Ich war entsetzt.
    »Ich habe normalerweise einen deutlich besseren Geschmack, aber es war notwendig. Es hielt ihn ruhig, und ich konnte bei dir bleiben. Das war der Grund, warum ich es getan habe, Kleines, nicht weil er im Bett Gottes Gabe an die Frauen war.«
    Maggie und Dad? Hatten Sex gehabt?
    »Pass auf, Joey. Du musst diesen Planeten auf jeden Fall verlassen. Bring Abstand zwischen dich und deinen alten Herrn und such dir einen Ort, wo du nicht mehr sein persönlicher Droide bist. Tu es, Baby. Du wirst wissen, was zu tun ist, wenn es so weit ist.« Ihre Stimme klang belegt, als ob sie Tränen zurückhalten müsste. »Joey, ich liebe dich, als wärest du meine eigene Tochter. Trauere nicht um mich. Ich hatte eine wunderbares Leben, und du warst ein wunderbares Kind.«
    »Maggie.« Eine einzelne Träne rann über meine Wange.
    »Jetzt wirf diese Disc aus, zerstöre sie und fang an zu packen. Zackig.« Sie kicherte und dann verstummte das Geräusch.
    Ich zerstörte die Disc nicht. Stattdessen saß ich lange dort und starrte sie an. Maggie hatte offensichtlich die ganze Wahrheit gekannt und niemals ein Wort gesagt. Warum? Hatte sie sich oder mich beschützen wollen? Oder uns beide? Warum hatte sie sicherstellen wollen, dass ich erst nach ihrem Tod davon erfuhr?
    Ich musste irgendetwas tun; die Decke fiel mir auf den Kopf. Also verstaute ich Maggies Nachricht wieder und ging an meine Konsole.
    Kao Torin nahm meinen Anruf mit einem Lächeln an.
    »Heilerin Grey Veil. Ich habe gerade an dich gedacht.«
    Zu schade, dass ich nicht das Gleiche behaupten konnte. »Hallo, Kao. Bist du beschäftigt?«
    »Ich bin gerade dabei, mich auf meine Schicht vorzubereiten.« Sein Lächeln verschwand. »Cherijo, was ist passiert?«
    »Nichts«, log ich. »Hab eine schöne Umdrehung.«
    »Das werde ich, wenn du mir verrätst, warum du geweint hast.«
    Verdammt. »Ich? Geweint?«

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