Stardoc 02 - Der Klon
der Wand der Zelle ab und rutschte zu Boden. Der Schreck und der Schmerz erschwerten die Atmung.
Vielleicht würde mich mein Mundwerk tatsächlich eines Tages umbringen.
Ich berührte mit zitternden Fingern mein Gesicht. Blut lief aus meiner Nase, dem Mund und vier kleinen Schnitten auf einer Wange. Diese Krallen waren wirklich scharf.
»Cherijo.« Jetzt hob mich Xonea auf, das Gesicht verzerrt. Als wenn er eine enge Bekanntschaft mit dem Plastpaneel gemacht hätte.
»Wachen«, rief ich und stöhnte, als dadurch die Wunde in meiner Lippe weiter aufriss.
Die Wachen erschienen vor dem Gitter. Als sie sahen, was Xonea getan hatte, rissen sie die Tür auf und stürmten hinein.
»Kapitän, die Oberste Heilerin muss auf die Krankenstation gebracht werden«, sagte einer von ihnen. Er schien bereit, Xonea in den Kopf zu schießen.
»Ich werde sie hinbringen.«
Der andere richtete tatsächlich sein Gewehr auf Xonea. »Lass sie los, Kapitän.«
Das wäre eine hervorragende Gelegenheit, um eine Meuterei vom Zaune zu brechen. Oder den Wachen dabei zuzusehen, wie sie den Kommandanten des Schiffes ausweideten.
»Nein«, sagte ich zu beiden. Ich hatte ihn absichtlich provoziert, obwohl ich gewusst hatte, wie wütend er war. »Es geht mir gut. Bringt mir einen Erste-Hilfe-Koffer und schafft ihn hier raus.«
Kaum fünfzehn Minuten nachdem die Wachen Xonea aus der Zelle geführt hatten, kamen Squilyp und Reever zu mir. Beide reagierten auf den Anblick meines blutenden Gesichts. Der Omorr fluchte laut und schob die Wachen aus dem Weg.
Reever stand einfach nur da, stumm und beobachtend. Seine Augen hatten noch nie diese Farbe gehabt, dachte ich. Eiskristalle hätten mehr Wärme ausgestrahlt.
»Es geht mir gut«, sagte ich, als der Assistenzarzt in die Hocke ging und mich scannte. »Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken.« Ich ließ zu, dass er die Schnitte reinigte und verband, und streckte dann die Hand nach Reever aus. »Hilf mir mal, ja?«
Die vernarbten Hände halfen mir vom Boden auf. Seit ich hier gelandet war, hatte ich mich nicht von der Stelle bewegt. Ich hatte nicht wissen wollen, was alles gebrochen war. Ich bewegte meine Arme, Beine, den Kopf, beugte mich vor. Keine Brüche – was für ein Glück.
»Wir bringen dich auf die Krankenstation«, sagte der Omorr.
»Geht nicht.« Mein Gesicht schmerzte, wenn ich sprach. »Ich muss hier bleiben, habe die Befehle des Kapitäns missachtet.«
»Der Kapitän hat angeordnet, dass man dich entlässt.«
»Hat er das? Wie aufmerksam.« Ich hatte über die ganze Lage gründlich nachgedacht. Ich schaute Squilyp an und berührte den Verband in meinem Gesicht vorsichtig. »Wie gut sind Sie mit Cardio-Elektrostimulatoren?«
Der Omorr schaute verwirrt drein. »Ich habe sie ein paarmal während Übungsstunden benutzt.«
Ich wandte mich an Reever. »Ich möchte in der Krankenstation auf die kulturelle und juristische Datenbank zugreifen. Du musst für mich etwas in den jorenianischen HausClan-Gesetzen und Traditionen herausfinden.«
Er senkte den Kopf zustimmend. »Wie steht das mit der Cardio-Ausrüstung in Verbindung?«
»Das sage ich dir, wenn ich die Daten habe, die ich brauche.«
Wir nahmen einen unlängst reparierten Gyrolift zur Krankenstation. Squilyp gab mir seinen Statusbericht über die Station. Reever wollte meinen Arm nicht loslassen. Wir kamen an diversen Mannschaftsmitgliedern vorbei, die voller Sorge und Verärgerung auf den Anblick meines Gesichtes reagierten.
Vielleicht kam es ja ganz ohne weitere Worte zu einer Meuterei.
»Machen Sie einen Untersuchungstisch frei«, sagte ich zu Squilyp. »Bereiten Sie sich auf einen Cardio-Fall vor. Ich möchte, dass Sie eine vollständige Video/Audio-Aufzeichnung der Prozedur anfertigen. Stellen Sie den Monitor hier drüben auf.«
Bevor er mir die unzähligen Fragen stellen konnte, die diese Anweisung hervorrief, nahm ich Reever mit in mein Büro und schloss die Tür.
»Ruf die Datenbank auf.«
»Was suchen wir denn genau?«
»Gesetze, die sich mit dem jorenianischen Recht des Erwählens auseinander setzen. Ich muss genau wissen, wodurch ein Erwählen wieder gelöst werden kann.«
Reever griff auf die juristische Datenbank zu, glich sie mit der kulturellen ab und fand binnen weniger Minuten die entsprechenden Gesetze. Ich stellte mich neben ihn und las sie. Ich hatte Recht.
»Kopier mir das«, ich zeigte auf einen Fall, »auf eine Disc.« Ich verriet ihm, was ich vorhatte, und schlug vor, dass wir uns Salo zur
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