Stardoc 02 - Der Klon
darauf, mich in meine Zelle zu bringen. Sie legte etwas um mein Handgelenk. Es war das gleiche metallische Gerät, das auch die anderen Gefangenen trugen.
»Was ist das?« Ich hielt den Arm hoch.
»Gefangenenschelle. Verrät deine Position. Diszipliniert dich.«
Ich fragte nicht weiter. Er hätte sonst vielleicht noch vorführen wollen, wie die Disziplinierung aussieht. Wir gingen schnell zu Deck Sechs. Das gefährliche Ende des Gewehrs blieb dabei die ganze Zeit auf meinen Rücken gerichtet.
Deck Sechs bestand zum größten Teil aus Mannschaftsquartieren.
Offiziersquartiere, wenn ich mich recht erinnerte. Kammer Eins war laut dem Schild am Eingang Colonel Shropana zugewiesen gewesen.
»Du bleibst hier, bis man dich holt.«
Ich nickte der Wache zu und trat durch die Tür. Shropana hatte vermutlich nicht viel Zeit hier verbracht. Es gab keine persönlichen Gegenstände. Nur wenig mehr als die Standardeinrichtung. Ich setzte mich auf einen harten, unbequemen Stuhl und wartete.
Meine Gedanken sprangen wie ein Gummiball zwischen Erleichterung und Wut hin und her.
Erleichterung. Joren war in Sicherheit.
Wut. Joseph Grey Veil war frei.
Erleichterung. Mein Volk würde nicht zerstört.
Wut. Dhreen hatte mich verraten.
Ich beschloss, mich lange und heiß zu reinigen. Der pochende Schmerz in meinem Kopf machte es unmöglich, an Schlaf auch nur zu denken. Wenn ich mich nicht entspannte, würde ich mich in einen Migräneanfall hineinsteigern. Und ich bezweifelte, dass mir irgendjemand von der Krankenstation auch nur eine Schmerztablette schicken würde.
Als ich den Kriegerknoten in meinem Haar löste, fiel Tonetkas Klinge klappernd zu Boden. Ich hatte sie ganz vergessen und starrte sie einen Moment an, dann nahm ich sie auf. Es konnte nicht schaden, sie zu behalten.
Vielleicht mochte ich es ja nicht, Hsktskt-Eigentum zu sein.
Es fühlte sich gut an, wieder sauber zu sein. Ich wühlte mich durch Shropanas Schränke und fand ein Hemd, das mir als langes Kleid passte. Mehr brauchte ich nicht, nur etwas, um mein nacktes Fleisch zu verhüllen. Ich legte mich auf die Schlafplattform und starrte die Decke an; stellte mir vor, wie es sein würde, das Leben als Versuchsobjekt in irgendeiner Hsktskt-Forschungsabteilung.
»Doktor«, rief eine Stimme von Shropanas Konsole aus. »Bereite dich darauf vor, zu deinem OberHerren gebracht zu werden.«
»Verstanden«, sagte ich. OberHerr? Das war eine Neuigkeit. Ich formte mein Haar wieder zu einem Kriegerknoten und steckte das Messer hinein. Dann stellte ich mich neben die Tür. Die Wache erschien fast sofort.
»Hier lang.« Er wies mit der Waffe in den nach unten führenden Gang.
Wir gingen schnell drei Decks tiefer. Meine Finger waren kalt, meine Kehle trocken. Ich hatte keine Angst, so erging es mir immer, wenn jemand mir ein Gewehr in den Rücken drückte.
»Halt.« Er öffnete eine Tür. »Da rein.«
Er stieß mich mit dem Gewehr. Ich stolperte über meine eigenen Füße und versuchte die Gangwand zu fassen, um den Sturz zu bremsen. Die Wache hielt meine Ungeschicklichkeit für Widerstand. Ein schmerzvoller Schlag traf meine Schulter und warf mich auf die Knie. Bevor ich etwas sagen konnte, hob er mich hoch und schleuderte mich in die dunkle Kammer.
Ich landete auf dem Gesicht, in meiner Wange und meinem Mund pochte der Schmerz, und meine Schultern standen in Flammen. Warum hatte er das getan? Mein Übersetzungsgerät war verrutscht, darum klang die körperlose Stimme, die ich jetzt hörte, entfernt und entstellt.
»Einen Augenblick.« Verzweifelt richtete ich das Gerät wieder aus. »Könntest du das wiederholen?«
»Steh auf.«
Ich tat es. Wegen der Dunkelheit sah ich anfangs nicht viel. Dann gewöhnten sich meine Augen langsam daran, und ich erkannte eine sitzende Gestalt am anderen Ende der Kammer. Ich sah das metallische Glitzern einer Hsktskt-Uniform.
»Du bist der OberHerr?«
»Ja.«
Die Stimmte klang irgendwie nicht richtig. Es gab nichts von dem Zischen oder lauten Atmen, das die Hsktskt beim Sprechen von sich gaben.
»Okay. Ich bin hier. Was nun?« Ich blinzelte, um die Gestalt besser zu erkennen, aber sie stand auf und zog sich in den tieferen Schatten zurück.
»Ruhe.«
Eine Gefangene zu sein, würde mir nicht leicht fallen. Nun gut, beruhige dich, dachte ich. Hsktskt hatten es also nicht gern, wenn man frech wurde. Das sollte ich mir merken.
Ich hörte, dass etwas eingetippt wurde. Ein helles, blendendes Licht schien mir ins Gesicht.
»Nennen
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