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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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heftig angeschwollen, dass sich dunkle Striemen wie gezackte Streifen darüber zogen.
    »Aszites?« Einen so extremen Fall hatte ich bisher noch nie gesehen. Jede Form von Ödem verursachte gelegentlich, dass sich die überschüssige Flüssigkeit in einem anderen Teil des Körpers sammelte – vor allem im Abdomen – aber nicht so. Und nicht so schnell. Ich zog mir Handschuhe an, bevor ich ihn berührte. »Was ist passiert?«
    »Roelm hat die Krankenstation verlassen und wollte den Antrieb überprüfen. Xonea fand ihn im Gang auf Deck Elf«, sagte die oberste Heilerin. »Als man ihn hierher gebracht hatte, waren seine Atemwege bereits verschlossen. Nur Augenblicke später kam es zum vollständigen Kreislaufversagen.«
    »Hirnscan?«, fragte ich und betastete vorsichtig den unteren Torso. Das Gewebe war so aufgeschwemmt, dass meine Finger Dellen zurückließen.
    »OB. Keine Blutungen. Es muss ein anaphylaktischer Schock sein.«
    »Es ähnelt keinem mir bekannten Fall.« Ich überprüfte den restlichen Körper und zog dann meine Handschuhe aus. Bis zur Postmortem-Untersuchung konnte ich nichts mehr tun.
    Man würde eine Autopsie durchfuhren, aber erst in einer Umdrehung. Die jorenianischen Bräuche verboten es, den Körper während der Zeit zu stören, in der die »Splitter der Seele« ihrer Meinung nach noch darin sein könnten. Ich persönlich hielt das für Blödsinn. Tot war tot.
    »Führst du eine umfassende toxikologische Untersuchung durch?«, fragte ich.
    »Ja.« Tonetka berührte zärtlich Roelms Wange. »Er hat mich gestern zu seiner Sprecherin gemacht, Cherijo. Als hätte er es geahnt.«
    Das hieß, dass Roelm ihr seinen letzten Willen anvertraut hatte, eine große Verantwortung. Mit der sie offensichtlich nicht allzu gut klarkam, wie ich während der nächsten Stunde feststellte, als sie Instrumente fallen ließ, diverse Krankenakten verlegte und jeden anfauchte, der sie ansprach. Schließlich konnte ich Tonetka dazu überreden, für heute Feierabend zu machen, und wies eine der Schwestern an, sie in ihr Quartier zu bringen.
    Ich erstattete Ndo Bericht und bat darum, dass er die Crew informierte. Der Kapitän würde die Vorbereitungen für die Totenzeremonie koordinieren. Ich überprüfte die momentane Belegungsliste und machte meine Visite. Alle Patienten, bis auf Fasala, hatten Roelms tragisches Ende mit angesehen. Niemand hatte viel dazu zu sagen. Die Schwestern waren ungewöhnlich ernst. Sogar Squilyp war zur Abwechslung einmal zurückhaltend.
    Meine jüngste Patientin schlief immer noch, als ich ihr Bett erreichte. Darea saß neben ihr, noch immer einen Ausdruck des Schreckens auf dem Gesicht.
    »Ich nehme an, du warst auch hier«, sagte ich, und die jorenianische Frau nickte. Ganz egal, wie sehr sie den Tod eines ClanMitglieds feierten, es war trotzdem nicht leicht, jemanden sterben zu sehen. Vor allem, wenn das Ende so gewaltsam war, wie das von Roelm. »Es tut mir Leid. Ich habe ihn sehr gemocht.«
    »Ich habe ihn ebenfalls geehrt.« Sie schaute auf Roelms Körper, der gerade für den Transport in die Leichenhalle vorbereitet wurde. »Wie geht es Tonetka?«
    »Sie kommt zurecht.« Ich wechselte das Thema. »Fasalas Lebenszeichen liegen im Normalbereich, wie ich sehe. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Sie folgt weiterhin ihrem Pfad.« Dareas Blick verdüsterte sich. Es war offensichtlich, dass diese Mutter den Tod ihres eigenen Kindes nicht feiern würde. »Dank sei der Mutter.«
    »Die Mutter sollte dir danken«, stellte ich fest. »Fasala spürt deine Anwesenheit. Diese Sicherheit beschleunigt die Heilung stärker, als alles, was ich tun kann.«
    »Du bist sehr freundlich, Heilerin Cherijo.« Sie schaute Squilyp nach, der an uns vorbeihüpfte, und ihre Züge wurden hart. »Im Gegensatz zu dem mit dem schmutzigen Mund.«
    Ich aktualisierte Fasalas Krankenblatt und ging zurück zu Roelms Bett, sobald die Postmortem-Vorbereitungen der Leiche abgeschlossen waren. Ich wiederholte die Untersuchungen, für die man den Leichnam nicht öffnen musste, und kam zu einer sofortigen Diagnose.
    Wenn dieser Mann an einem anaphylaktischen Schock gestorben war, war ich eine Omorr.
    Roelms Lymphödeme waren nur eine geringfügige Belästigung gewesen. Ich überprüfte die pharmakologische Historie. Die Diuretika, die Tonetka eingesetzt hatte, waren Standard gewesen. Ich griff auf die medizinische Vorgeschichte zu und stellte fest, dass er genau die gleichen Medikamente erst vor einem Jahr schon einmal bekommen

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