Stardoc 02 - Der Klon
Anstalten machte, den Aufnahmedroiden einzuschalten. Sie nahm Roelms verunstaltetes Gesicht in beide Hände und beugte sich zu ihm hinunter. »Vergib mir, alter Freund. Ich kann mich über deine neue Reise nicht freuen. Ich kann es nicht.«
Langsam machte ich mir Sorgen um sie. »Oberste Heilerin?«
Sie ließ die Arme sinken, und ihr Gesicht glättete sich. »Du kannst anfangen, Cherijo.«
Ich hatte oft genug etwas vorgespielt, um zu bemerken, wenn es jemand bei mir versuchte. Sie hätte nicht die Kraft, mir dabei zuzusehen, wie ich einen Mann aufschnitt, für den sie tiefe Gefühle hegte. »Vielleicht sollte ich eine Schwester hereinrufen, die mir assistieren kann, während du …«
Sie warf mir einen dieser jorenianischen Blicke zu, die aussagten: Du fängst an, mir gehörig auf die Nerven zu gehen. »Er war mein Freund, Cherijo. Mein ClanOnkel. Er würde wollen, dass ich hier bin.«
Nickend schaltete ich den Droiden auf Aufnahme. »Wenn du es dir anders überlegst, gib mir Bescheid.«
»Fahre fort.«
Ich unterdrückte ein Seufzen, dann gab ich für die Aufnahme die Fakten wieder: »Postmortem-Untersuchung von Roelm Torin, Jorenianer, einundfünfzig Jahre alt. 210,5 Zentimeter groß. Bei der Einlieferung 173,5 Kilogramm schwer.« Ich warf einen Blick auf den Monitor der Untersuchungsliege. »Die Verformung des Körpers deckt sich mit der Diagnose akuter Aszites.«
Tonetka führte die notwendigen Hautscans durch. Ich stellte mein Laserskalpell ein und nahm einen Schnitt von der Kehle bis zum Becken vor. Über die Maske hinweg warf ich einen Blick auf meine Chefin. Ihre Augenbrauen bildeten einen durchgängigen schwarzen Strich über sorgenvollen weißen Augen. Der Scanner zitterte etwas in ihren Händen.
»Die Abdomenhöhlung ist erheblich vergrößert, mit deutlichen Hautstriemen.« Ich wählte die Klammern aus. Zählte die Einstichstellen, durch die Tonetka eine ganze Armee von Medikamenten verabreicht hatte. »Sieben Hautverletzungen, die sich mit der Anwendung von Druckspritzen decken. Vier kreisförmige Blutergüsse auf dem oberen Torso von den Stimulatorelektroden der Wiederbelebung.«
Die Jorenianerin machte eine verbitterte Geste.
Ich schaltete den Rekorder aus. »Tonetka. Komm schon. Du musst aufhören, dir deswegen Vorwürfe zu machen.«
Sie schüttelte den Kopf, beugte sich vor und schaltete die Aufnahme wieder ein. Sie würde nicht damit aufhören.
Ich legte die Hautlappen mit Klammern zurück, während Tonetka den Rippenspreizer vorbereitete. Dann schnitt ich durch die zähe innere Schicht der Bauchhöhle, und Flüssigkeit sammelte sich unter dem Laser in einer dunklen Pfütze. Das war seltsam. Jorenianisches Blut wurde eigentlich nicht schwarz, auch nicht, wenn es gerann.
»Ich sehe seine Rippen nicht«, murmelte sie.
»Die Eingeweide und das Skelett werden durch etwas verdeckt, das eine nekroide Flüssigkeit zu sein scheint.« Ich nahm eine Probe. »Absaugen, bitte.« Tonetka führte die Saugerspitze ein und entfernte die Flüssigkeit eine scheinbare Ewigkeit lang.
Die inneren Organe tauchten nicht auf, ebenso wenig wie die Knochen. Wir schauten uns an und sie schaltete die Pumpe des Saugers ab.
»Ich scanne nach der momentanen Position der inneren Organe.« Ich nahm die Messungen vor, dann reichte ich den Scanner an Tonetka weiter und nahm mir eine chirurgische Sonde.
Sie presste die Lippen aufeinander, als sie die Anzeigen las. »Diese Daten können nicht stimmen.«
»Hoffentlich.« Noch während ich es aussprach, bewies das Gerät in meiner Hand das Gegenteil.
Ich legte die Sonde weg und schob den Ständer des Laserskalpells zur Seite. Die Oberste Heilerin schaute weg, als ich meine behandschuhte Hand in Roelms Körper schob und mit den Fingern suchte. Die schwarze Flüssigkeit fühlte sich kalt und zäh an.
»Tonetka. Tonetka.« Sie wollte es nicht hören, aber wir mussten es für die Aufnahme aussprechen. »Seine inneren Organe sich verschwunden. Seine Rippen. Alles ist weg.«
»Mutter aller Häuser.« Tonetka verließ den Untersuchungstisch und riss sich die Maske herunter. »Das kann nicht sein. Ich habe gestern erst einen umfassenden Organscan durchgeführt, gleich nach seinem Tod. Sie waren alle intakt, ebenso sein Skelett.«
Das war heute nicht mehr der Fall. Ich wollte wissen, was heute mit dem Mann geschehen war. Ich zog die beschmutzten Handschuhe aus und desinfizierte meine Hände, bevor ich neue anzog.
Mir fiel etwas ein, ein Übelkeit erregender Gedanke. »Sag
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