Stardoc 02 - Der Klon
Was er sagte, wurde nicht übersetzt, so schlimm war es.
»Okay, ich habe es verstanden.«
»Unser Volk ist nicht dazu fähig, so eine asoziale Handlung zu vollführen«, sagte er und wirkte dabei sehr selbstgerecht.
»Aber du glaubst, dass ich dazu fähig wäre. Oder Reever. Oder Alunthri.« Ich stemmte die Hände in die Hüfte. »Alunthri, um Himmels willen, der noch nie auch nur laut geworden ist.«
Er hatte zumindest den Anstand sich zu schämen. »Du bist nicht unter uns geboren, kennst unsere Traditionen nicht.«
»Es war keiner der Nicht-Jorenianer, Xonea«, sagte ich.
»Das wird man feststellen.« Er machte eine unverbindliche Geste. »Wenn du herausfinden solltest, wer das getan hat, dann musst du mir Bescheid geben. Sofort.«
»Okay, sagen wir mal, ich finde es heraus und sage es dir. Was passiert dann?«
»Unsere Traditionen sind eindeutig«, antwortete er. »Der Verräter wird seine Tat vor dem ganzen Haus gestehen. Egal, ob er ein Außenseiter oder Torin ist, wird er danach zur ClanBeute erklärt. Wenn der Verräter sich in feiges Schweigen flüchtet, wird er verbannt.«
Ich hatte in den HausClan-Protokollen über Verbannung gelesen. Für einen Jorenianer bedeutete das den Ausstoß aus dem Haus-Clan. Es war ihm verboten, auf die Heimatwelt zurückzukehren, und er wurde von allen Jorenianern gemieden – für immer.
»Warum sollte jemand so viel aufs Spiel setzen?« Dann fiel der Groschen. »Warte mal. Gelten für Nicht-Jorenianer die gleichen Gesetze?«
»Ja.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar über seiner gefurchten Stirn. »Ich muss mit Kapitän Pnor über die anderen sprechen.«
Die anderen und ich steckten in Schwierigkeiten. Automatisch dachte ich an Reever, der immer dann aufzutauchen schien, wenn ich das tat. Zu dumm, dass er nicht jetzt hereinschneien konnte. Reever könnte … Reever!
»Warte. Ich kann nicht beweisen, dass ich nicht der Saboteur bin, aber Duncan Reever kann es vielleicht. Er kann auf meine Erinnerungen zugreifen …«
»Nein.« Xonea trat zu einem seiner Waffengestelle und strich mit der starken, blauen Hand liebevoll über ein Messer mit sechs Klingen und einem mit Ornamenten geschmückten Griff. »Ich glaube dir, Cherijo. Linguist Reever muss da nicht hineingezogen werden.«
»Das ist sehr großzügig von dir«, sagte ich. »Aber ich kann meine Unschuld beweisen, warum solltest du mich daran hindern wollen?«
Seine Finger bogen sich um das glänzende Metall. »Ich glaube dir. Du hast keinen Grund, Reever zu befragen.«
»Xonea, er hat das schon früher …«
»Nein! Es ist ein Verstoß!« Xonea ballte die Faust, und sofort floss grünes Blut an seinem langen Arm herab. Er zischte und zog die Finger von den Klingen zurück. Seine Handfläche hatte einen tiefen Schnitt davongetragen.
»Na toll«, sagte ich und eilte zu ihm. Sein Blut tropfte auf den Boden. Ich nahm seine Hand in meine und drückte, um den Blutfluss zu stoppen. Das würde genäht werden müssen. »Gut gemacht. Geht es dir jetzt besser?« Ich griff nach unten und riss einen Streifen Stoff vom Saum meiner Robe. So viel zu meiner zeremoniellen Kleidung. »Gehen wir zur Krankenstation und kümmern uns darum.«
Xonea schwieg auf dem Weg zum Gyrolift. Ich ging hinter ihm. Sein Rücken war so undurchdringlich wie sein Schweigen. Als wir in der Krankenstation eintrafen, dauerte es nur ein paar Minuten, um die Wunde an seiner Hand zu behandeln. Aus Neugier scannte ich seine Fingerspitzen.
»Eure Krallen sind in Wirklichkeit die Spitze des letzten Fingerknochens«, sagte ich und beugte vorsichtig einen Finger, um der dünnen Knochenklinge dabei zuzusehen, wie sie unter dem dunkelblauen Nagel hervorkam.
Xonea schaute sich um, während ich die Naht verband. »Es ist sehr ruhig hier, heute.«
»Das ist es. Wir vermissen Roelm. Er wusste, wie man die Stimmung hebt.« Ich dachte an die verwunderliche Postmortem-Untersuchung und Roelms mysteriöse Anschuldigung. »Xonea, hat dir jemand erzählt, wie Roelm gestorben ist?«
»Nein. Kapitän Pnor hat diese Sache für vertraulich erklärt.«
Pnor. Kein Wunder, dass er versucht hatte, das Podest zu ersteigen und Tonetka davon abzuhalten, Roelms Bombe platzen zu lassen. Er musste geahnt haben, dass etwas nicht stimmte und wie die Crew darauf reagieren würde.
»Tonetka und ich haben eine Autopsie an Roelm vorgenommen.« Wenn es einen Saboteur an Bord gab, hatte er mehr getan, als nur den Sternenantrieb zu manipulieren. »Er hatte vermutlich Recht
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