Stardoc 02 - Der Klon
bildete mir das nur ein. Aber diese Wut … warum die?
Nach dieser Lektion achtete ich genau darauf, so sachlich wie möglich im Umgang mit Xonea zu sein. Es geschah nie wieder, und er sprach auch nicht über den Vorfall; er behandelte mich einfach so, wie er ein kleines, ärgerliches Kind behandeln würde. Was mir sehr recht war.
Dann war da das Problem, den Kampf geheim halten zu müssen. Tonetka war die Erste, der auffiel, dass ich mich am nächsten Tag bei der Arbeit so steif bewegte.
»Was fehlt dir, Heilerin?«
Ich zog eine Grimasse. »Ich habe es gestern während meiner Freizeit etwas übertrieben.« Ich rieb mir die schmerzenden Oberschenkel. »Ich denke, das nächste Mal versuche ich es mit Korbflechten.«
Sie musterte mich mit scharfen Augen ganz genau. »Welche Art von Erholung hast du betrieben?«
»Och, du weißt schon …« Ich machte eine unverbindliche Geste. »Dehnen, solche Sachen.« Wobei solche Sachen sich darauf bezog, dass ich vierzig- oder fünfzigmal in jeder Übungsstunde auf dem Hintern landete.
Die Oberste Heilerin runzelte misstrauisch die Stirn, aber bevor sie mich weiter befragen konnte, unterbrach uns eine Krankenschwester.
Soweit ich wusste, hatte Xonea es niemandem verraten, ebenso wenig wie Squilyp, Reever oder Alunthri. Offensichtlich lag es an mir, die Neuigkeit zu verbreiten. Tja, ich würde ganz sicher nicht das halbe Schiff einladen, dabei zuzusehen, wie der Omorr mit mir das Deck wischte. Laut der Datenbank durfte ich einen »Sekundanten« wählen, jemanden, der das Handtuch werfen konnte, wenn ich zu stark verletzt war, um aufzugeben.
Wie beruhigend.
Unter diesen Umständen konnte ich Xonea nicht fragen. Also ging ich zu Reever und bat ihn um seine Unterstützung. Er sagte nicht sofort ja. Er musste mich erst dafür arbeiten lassen. Natürlich.
Schließlich war der Tag der Entscheidung da.
Squilyp wärmte sich bereits auf, als ich den Umweltsimulator zur verabredeten Zeit betrat. Er hatte seinen Assistenzarztkittel ausgezogen und trug nur eine kurze, einbeinige Hose. Seine Gliedmaßen waren länger, als ich sie in Erinnerung hatte. Sein Körper und seine Muskeln größer.
Hinter mir öffnete sich die Tür zum Umweltsimulator erneut und Duncan Reever, Xonea und etwa zwanzig andere Jorenianer kamen herein. Ich wusste, dass Alunthri nicht kommen würde, denn ich hatte ihn gebeten, auf Jenner aufzupassen. Die Chakakatze war viel zu sensibel, um sich hier hinzusetzen und dabei zuzusehen, wie sich zwei Wesen die Grütze aus dem Schädel prügelten.
Xonea hatte bereits versprochen, über die Herausforderung Stillschweigen zu bewahren. Also funkelte ich den Schiffs-Linguisten an.
»Du hast ein großes, loses Mundwerk«, sagte ich, als Reever an mir vorbeiging.
»Es ist winzig im Vergleich zu deinem Temperament.«
»Ich habe dir gesagt, du sollst es keinem verraten.«
»Du sagtest, dass der Kapitän oder die Oberste Heilerin nichts von diesem Debakel erfahren sollen«, sagte Reever. »Ihnen habe ich nichts verraten.«
Er ging an mir vorbei direkt zum Omorr, den er in ein erregtes, unverständliches Gespräch verstrickte.
Xonea programmierte Sitzreihen für die Zuschauer, bevor er zu mir kam. Er betrachtete auch meinen Gegner. »Das ist verrückt, Heilerin.«
»Du bist mir ja ein toller Trainer.« Ich machte einige Dehnübungen und versuchte, hart dabei auszusehen. Okay, dann war er eben ein bisschen größer. »Wenn du denkst, dass das hier verrückt ist, warum hast du mir dann beigebracht, wie man kämpft?«
Mein ClanBruder drehte sich zu mir um. Er war nicht glücklich. »Du hast mir nicht gesagt, dass der Omorr auf seiner Heimatwelt ein Champion war.«
Offensichtlich hatte das jemand anders nachgeholt. Und ich brauchte nicht dreimal zu raten, wer das getan hatte: Reever, das fleißige Bienchen.
»Und?«
»Ich hätte diesem Irrsinn niemals zustimmen sollen«, sagte Xonea, ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. »Er wird deinen Pfad umlenken.«
Ich hatte es ein für alle Mal satt, dass mir jeder sagte, wie toll Spliss-Lippe war. »Vielleicht auch nicht.« Ich beugte mich vor und legte beide Handflächen auf den Boden, dann richtete ich mich wieder auf. Noch vor einer Woche wäre ich dazu nicht in der Lage gewesen. »Wenn ich gewinne, kriege ich dann wohl seinen Titel?«
Xonea zog mich dicht an sich heran, indem er mich im Nacken packte und mal kurz seine Muskeln zucken ließ. »Tu das nicht, Cherijo.«
Ich schlug seine Hand weg. »Was ist los mit
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