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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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nickte. Ich konnte es nicht fassen.
    »Er verblutete hier* In einem Krankenbett. Niemand hat ihn angerührt. Man hat ihn sterben lassen!«
    »Er starb, weil er es so gewollt hat.«
    »Was?«, brüllte ich.
    »Bola hat jede Hilfe abgelehnt. Er hat nur nach seinem Sprecher schicken lassen.«
    »Bola hat …« Verwirrt setzte ich mich. »Der Patient hat die Behandlung verweigert?«
    »Das war sein Recht.« Als ich sie fragend ansah, erklärte es Tonetka mir. »In unserer Kultur wird der Pfad nur von dem bestimmt, der auf ihm reist.«
    Es war also so ein religiöses Ding. Toll. »Du willst mir erzählen, dass Selbstmord bei deinem Volk in Ordnung ist.«
    Die Oberste Heilerin nickte. »So ist unser Brauch, Cherijo. Wenn jemand sich entschließt, die Unendlichkeit umarmen zu wollen, können wir ihm den Weg nicht versperren.«
    Religion war eine Sache, aber das Leben dieses Mannes hätte mit Leichtigkeit gerettet werden können. »Wie konnte man Bola zumuten, eine rationale Entscheidung zu treffen? Er stand unter Schock.«
    »Wir richten nicht über solche Entscheidungen, Cherijo, wir respektieren sie einfach.«
    »Ihr akzeptiert also den Wunsch eines verletzten Mannes zu verbluten.« Ich lehnte mich vor. »Verrat mir doch mal, was ihr sonst noch für lustige Bräuche habt, die ich noch nicht kenne? Ich weiß bereits, dass ihr gerne mal einen Feind ausweidet, während er noch lebt. Opfert ihr Kinder rituell irgendeiner Gottheit? Foltert jemanden, wenn der die Farbe Blau nicht mehr leiden kann?«
    »Natürlich nicht.« Sie klang verärgert. »Cherijo, warum bist du so wütend?«
    »Fünf Leute sind tot, Tonetka. Dreißig weitere verwundet. Nur, weil ich auf diesem Schiff bin. Ich bin keine Jorenianerin, also erwarte nicht von mir, dass ich deswegen tanze und singe.«
    »Du gehörst dem HausClan Torin an, Cherijo«, sagte Tonetka. »Du musst unsere Bräuche respektieren.« Ihre Stimme wurde weich. »Und du darfst dir auch nicht die Schuld an diesem Ereignis geben.«
    Ich würde mir die Schuld für alles geben, wozu ich verdammt noch mal Lust hatte. Aber das war nicht der Punkt. »Eure Bräuche verraten alles, an das ich als Arzt glaube. Wir sind ausgebildet worden, um zu pflegen und Leben zu retten. Egal, was dafür nötig ist.«
    Die Oberste Heilerin runzelte die Stirn. »Deine terranischen Ansichten können nicht einhunderttausend Jahre jorenianischer Tradition aufheben.«
    Das würden wir noch sehen. »Erklär mir etwas, Tonetka. Wenn ich Oberste Heilerin bin, werde ich dann die Wünsche dieser selbstmörderischen Patienten respektieren müssen?«
    Ein unbestimmbarer Schimmer huschte über ihr Gesicht. »Du kannst versuchen, sie dazu zu überreden, das Leben zu umarmen.«
    Ich erinnerte mich an das lange Gespräch, das Tonetka mit Hado Torin hatte, bevor wir ihn operiert hatten. Wie nachdrücklich sie ihn davon hatte abhalten wollen, zu sterben. Erinnerte mich an ihre Reaktion auf Roelms Tod.
    »Du denkst genauso darüber wie ich«, sagte ich. »Du versuchst ihnen das auszureden, nicht wahr? Das hast du bei Hado getan.«
    »Wenn ich es kann.« Sie rieb sich die Augen. »Manchmal höre ich ihre Bitte allerdings nicht. Ich bin weit gereist, meine Hörnerven sind alt.«
    Ich starrte auf das Krankenblatt. »Nur gestern nicht.« Ich schaute auf und sah ihren Schmerz durch meinen eigenen hindurch. »Du hast nichts von Bola gewusst, bis es zu spät war, richtig?«
    Sie machte eine elegante Geste.
    »Die Schwestern haben das getan. Eine von ihnen hat in der Chirurgie das Gleiche versucht.«
    »Hast du sie davon abgehalten, den Sprecher des Patienten zu holen?«
    »Abgehalten? Ich habe sie praktisch festgenagelt.«
    »Dann muss ich dich offiziell dafür rügen, dass du jorenianische Bräuche verletzt hast. Das ist hiermit geschehen.« Die Oberste Heilerin stand auf und wies auf die Tür. »Jetzt geh in dein Quartier und ruh dich etwas aus.«
    Ich verließ Tonetkas Büro, aber an Ruhe war nicht zu denken. Zumindest bis ich entschieden hatte, was ich tun würde.
    Ich könnte an Bord bleiben, aber die Söldner hatten uns einmal gefunden, es würde ihnen wieder gelingen. Meine Anwesenheit brachte die Mannschaft in Gefahr. Ich könnte einen Nicht-Liga-Planeten suchen, von Bord gehen und mich dort verstecken – aber meine Anwesenheit würde auch diese Leute in Gefahr bringen.
    Jeder Planet wird überrannt werden. Jedes Schiff wird angegriffen werden. Jeden der dir hilft, wird eliminiert werden.
    Schlussendlich gab es nur eine

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