Stardoc 02 - Der Klon
Oberste Heilerin las die Laborergebnisse. »Die Blutuntersuchung zeigt keinen Hinweis auf ein Gift. Mir fällt keine Substanz ein, die einen solchen Schaden anrichten könnte, ohne bei unseren Scans entdeckt zu werden.«
Ich hatte meine Lektion in Bezug auf fassbare Beweise auf K-2 von einem Krankheitserreger gelernt, der das Gewebe, das er befiel, nachahmte, um der Entdeckung zu entgehen. »Vielleicht ähnelt es der Magensäure.«
»Dann hätten die Enzymwerte erhöht sein müssen.«
»Das stimmt.« Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Vielleicht rührt es nicht von etwas her, das den Männern verabreicht wurde.«
Tonetka hob den Kopf. »Was könnte es sonst sein? Jede äußere Kraft hätte massive Schäden an der Haut hinterlassen müssen.«
»Lass mich etwas überprüfen.« Ich ging hinüber zur Datenbank. Sie wusch sich zu Ende und kam dann zu mir an die Konsole.
»Du vergleichst Gewebeproben von Roelm und dem Söldner. Warum?«
»Es muss eine Gemeinsamkeit geben.«
»Es wird lange dauern, die zu finden. Einer ist Jorenianer, der andere Mensch. Sogar die Blutchemie unterscheidet sich vollkommen.« Sie griff an mir vorbei und schaltete das Terminal aus. »Das reicht, Heilerin. Geh und ruh dich aus. Es war ein ereignisreicher Tag für dich.«
Das war es tatsächlich gewesen.
Ich ging zurück in mein Quartier und verbrachte eine halbe Stunde unter der Reinigungseinheit. Das wusch die Erinnerung an Leos Berührung oder die Schläge, die Ktarka meinetwegen erleiden musste, nicht weg, aber es lenkte mich ab. Dann zog ich mich an und rief Reever an.
Er schien über meine Nachricht überrascht. »Ja, Doktor?«
»Es tut mir Leid, Reever. Ich habe ganz vergessen, mich dafür zu bedanken, was du heute getan hast.« Ich wischte mir nasses Haar aus dem Gesicht. »Ich bin sehr froh, dass du zu diesem Zeitpunkt aufgetaucht bist.«
»Es freut mich, wenn ich helfen konnte.« Er schien eher daran interessiert zu sein, meinen Fingern mit den Augen zu folgen, während ich mein Oberteil zurechtzog.
Ich sollte ihm sagen, wozu ich mich entschlossen hatte, dachte ich. Aber die Worte kamen einfach anders heraus. »Wo hast du das gelernt, was du da getan hast, um den Söldner auszuschalten?«
Er blickte auf und mir in die Augen. »Das willst du nicht wissen.«
Bevor ich antworten konnte, hatte Reever die Verbindung unterbrochen.
Hado stellte etwas mit Leos Leiche an, aber ich versuchte nicht, Einzelheiten zu erfahren. Ich hatte ein Gespräch zweier Schwestern über die verschiedenen Methoden des ClanZeichens mitgehört, und das hatte mir gereicht. Ich beschäftigte mich damit, die Mannschaftsmitglieder zu behandeln, die bei dem Angriff verletzt worden waren.
Leos Brutalität hatte auch ihr Gutes: Die Abneigung der Mannschaft mir gegenüber verschwand, und sie behandelten mich wieder wie ein Mitglied der Familie. Die Veränderung war eine Erleichterung, aber trotzdem vergaß ich meine Entscheidung nicht. Als der Kapitän mich kontaktierte, äußerte ich meine Bitte höflich. Mit der gleichen Höflichkeit verweigerte er sie mir.
»Ich kann nicht erlauben, dass du das tust, Heilerin. Nicht, bis die Ermittlungen beendet sind.«
Ich erzwang eine Zusicherung von ihm. »Und wenn sie beendet sind? Was dann?«
Widerstrebend nickte Pnor.
Um die Angelegenheit zu beschleunigen, machte ich mich daran, alle verfügbaren Daten über die beiden Männer zu analysieren. Jemand an Bord hatte den Ingenieur und den Söldner getötet. Wie sie ermordet worden waren, blieb noch unklar. In den folgenden Wochen führte ich jeden erdenklichen Test und jede mögliche Vergleichsanalyse zwischen den Krankengeschichten der beiden Männer durch. Ich kam zu dem Schluss, dass sie nicht durch ein bekanntes Virus, ein Bakterium oder eine chemische oder organische Substanz getötet worden waren.
Damit kam dann nur noch eine Waffe infrage. Aber was für eine Waffe konnte einen lebenden Körper in Matsch verwandeln? Das und die Gedanken an die Zukunft ließen mich bis weit in die Nacht auf und ab gehen.
Entschlossenheit wurde zu Besessenheit. Ich vergaß zu essen. Pfunde, die ich eigentlich nicht loswerden musste, schwanden. Der Schlafentzug ließ mich ebenfalls ausgezehrt erscheinen. Und trotzdem blieb ich dran, ignorierte die neu erwachte freundschaftliche Sorge der Mannschaft.
An einem Nachmittag, während ich einige Akteneinträge vervollständigte, kam die Oberste Heilerin früher, um mich abzulösen. Sie übergab die Leitung der
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