Stardoc 02 - Der Klon
die Nachricht an seine Station.
»Ich bitte um Entschuldigung, Heilerin Cherijo. Ich habe sie nicht gekennzeichnet, weil ich vorher mir dir sprechen wollte. Seit dem Angriff hatten wir allerdings sehr viel zu tun.«
Das Kommando von den unteren Decks aus zu fuhren, während die Mannschaft die schwer beschädigten oberen Decks reparierte, hatte bei allen zu Doppelschichten geführt.
»Diese Nachricht ist für dich bestimmt.«
»Woher kommt sie?«, fragte ich.
»Sie wurde von einem der Söldnerschiffe übertragen«, sagte Ndo. »Von deinem Vater, Heilerin.«
Ich spielte mit dem Gedanken, die Nachricht zu löschen, ohne sie anzuschauen. »Danke, Ndo.« Ich unterbrach die Verbindung und saß eine Weile vor dem Bildschirm.
Mein Vater. Tja, das war eine Bezeichnung für ihn.
Dr. Joseph Grey Veil hatte seine Karriere als brillanter Chirurg begonnen, war dann in die Forschung gewechselt und hatte dort neue und bessere Methoden der Thorax-Chirurgie entwickelt. Über die Jahre hatten seine Forschungen und deren Erfolge – hauptsächlich die Zucht von geklonten, gesunden Organen für Transplantationspatienten – Millionen Leben gerettet.
Jahrelang hatte ich geglaubt, dass mein »Vater« sich der Rettung des Lebens verschrieben hatte. Das hatte er auch. Aber nur, solange es menschliches Leben war.
Joseph Grey Veil hat eine Gruppe von tollwütigen Xenophoben um sich geschart und das Gesetz zum Erhalt genetischer Exklusivität als Weltgesetz durchgedrückt. Aufgrund seiner Bemühungen war es keinem nichtmenschlichen Einwanderer erlaubt, sich auf Terra anzusiedeln.
Nachdem er der Geschichte seinen Stempel aufgedrückt hatte, beschloss Joseph, sein Genie an einem anderen Projekt zu erproben. Er wollte den perfekten Menschen erschaffen; den ultimativen Arzt.
Da kam ich ins Spiel.
Joseph Grey Veil hatte mich erschaffen, indem er seine eigenen Zellen geklont hat. Ich war nicht der erste Prototyp gewesen, aber bisher der einzige, bei dem es geklappt hat. Vor mir waren neun weitere Klone erschaffen worden. Keiner meiner »Brüder« hatte sich in Josephs experimenteller Embryonenkammer richtig entwickelt.
Das war eine Schande. Wo ich es doch so gehasst hatte, ein Einzelkind zu sein.
Mein Erschaffer hatte meine DNA umfassend verbessert, mein Geschlecht geändert und so ziemlich alles andere optimiert. Neun Monate später wurde er Papi eines siebeneinhalb Pfund schweren, quicklebendigen Mädchens. Er hatte mich sogar nach der Abkürzung des Projekts benannt: Comprehensive Human Enhancement Research, ID: ›J‹ Organism. Umfassende Studie zur menschlichen Verbesserung, Identität: Organismus ›J‹. C.H.E.R.I.J.O.
Das war auf den Tag genau neunundzwanzig Jahre her.
Ich atmete tief durch und rief die Nachricht auf. Ein ernstes Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Joseph Grey Veil war ein attraktiver, wenn auch etwas entrückter Terraner. Sein silberschwarzes Haar (wie meines) hielt er kurz und perfekt frisiert (nicht wie meins). Er mochte seine geringe Körpergröße nicht (wie ich), darum arbeitete er hart daran, seinen überdefinierten Körperbau beizubehalten (nicht wie ich).
Anfänglich fühlten sich Frauen von ihm angezogen. Einige hielten es sogar einige Minuten in seiner Gegenwart aus. Mein Erschaffer kannte nur zwei Konversationsthemen: Was bin ich für ein Genie und Meine brillanten Pläne für die Zukunft. Kein Wunder, dass er für seine Fortpflanzung auf ein Reagenzglas hatte zurückgreifen müssen.
Neugier stellt sich für viele Lebensformen als tödlich heraus. Jenner hatte genug Verstand, um aus meinem Blickfeld zu verschwinden, als ich die Nachricht abspielte.
»Ich schicke diese Nachricht an das nicht-vernunftbegabte Wesen, das Cherijo Grey Veil genannt wird.« Josephs Einstellung hatte sich nicht geändert. Indem er behauptet hatte, dass ich nicht mehr als ein Experiment war, hatte er die Vereinte Liga der Welten davon überzeugt, ihm bei der Wiedererlangung seines »Eigentums« zu helfen. »Man hat mich informiert, dass viele Mannschaftsmitglieder der Sunlace beim jüngsten Versuch der Liga-Loyalisten, dich zurückzuholen, verletzt wurden.«
»Versuch … zurückzuholen? Liga-Loyalisten?« Ich schnaubte. »Nennt man so heutzutage unprovozierte Angriffe durch Gangster, die auf ein Kopfgeld aus sind?«
Er reagierte nicht darauf. Das war eine aufgezeichnete Nachricht … er konnte nicht reagieren.
»Du musst das Risiko erkennen, dass du für die Jorenianer darstellst«, sagte er. »Dein Schwur als
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