Stardoc 03 - Die Flucht
dafür.
Es schmeckte nicht nach Chemikalien, und es gab auch keine Anzeichen für Gift oder Drogen.
Schließlich legte ich mich, erschöpft vom Genuss und der neuen Hoffnung, die er brachte, auf die Seite und schlief wieder ein.
Ich hatte einen bizarren Traum, der nicht aus Bildern, sondern nur aus Eindrücken bestand. Eine lange Zeit war ich sicher, wieder auf die Sunlace gebracht worden zu sein. Die kalten, undurchdringlichen Wände verschwanden, und ich lag wieder auf meiner Schlafplattform, kuschelte mich in saubere, warme Laken. Jenners kalte, trockene Nase stupste mich einige Male an, und einmal dachte ich, er würde an meinem verbrannten Arm lecken, aber es tat nicht weh, also beachtete ich es nicht weiter.
Ich hätte gerne noch eine Woche lang geschlafen, aber irgendjemand glaubte, dass ich lang genug geträumt hatte.
Wach auf.
Ich murmelte etwas grob Beleidigendes und drehte mich auf die andere Seite.
Wach auf, Frau.
Die seltsame Stimme brummte in meinen Ohren, und ich schlug über die Störung empört mit einer Hand danach.
Willst du hier bleiben?
Ich öffnete ein Auge und schrie sofort auf. Beziehungsweise hätte geschrien, wenn das über mich gebeugte Wesen nicht eine Flosse auf meinen Mund gepresst hätte.
»Sei still, oder man wird uns entdecken. Ich bin nicht hier, um dir zu schaden.« Langsam nahm er seine flossenförmige Hand weg. Es – er? – sie? – sprach durch ein Handgelenk-Kom und nicht durch ein Hsktskt-Gerät. Ein Kapuzenmantel bedeckte es von Kopf bis Fuß. Wenn es Füße hatte.
»Komm, wir müssen jetzt gehen.«
Der Mantel war dunkelbraun. Nicht gelb. Nicht orange.
»Wie bist du hier hereingekommen?«
Hinter ihm sah ich ein Loch in der Wand, das noch nicht da gewesen war, als ich eingeschlafen war. Ein Lok-Teel ratschte über meine Brust; ich nahm ihn automatisch herunter und setzte ihn auf den Boden. »Woher kommst du? Wer bist du?«
»Ein Freund.«
Er – ich schätzte, es war ein Er- half mir auf die Beine, und ich unterdrückte einen weiteren Aufschrei, als sich die Tage der Inaktivität in meinen verkrampften Muskeln bemerkbar machten.
»Du musst dort hindurchkriechen«, er wies auf die Öffnung, »um an die Oberfläche zu gelangen.«
»Ich will nicht zur Oberfläche.« Wollte ich? Nein, ich würde Jenner oder Alunthri nicht erneut zurücklassen. Außerdem waren da noch Zella und Ahrom, FurreVa, die anderen Patienten … ich konnte nicht gehen. »Bring mich zur Klinik.«
»Ich hole Gefangene hier heraus«, sagte er mit seiner seltsamen, sirrenden Stimme. Das Handgelenk-Kom übersetzte die Worte, aber es konnte das Hintergrundsummen nicht herausfiltern. »E s sind Vorbereitungen getroffen worden. Wir müssen jetzt gehen.«
»Nein.« Ich setzte mich wieder und griff nach dem Flüssigkeitsbehälter. »Danke, ich bleibe.«
Der Sklavenbefreier griff erneut nach mir, aber ich schüttelte den Kopf. »Versteh mich nicht falsch, ich bin dir für das Angebot dankbar. Aber ich lasse meine Freunde nicht im Stich.« Ich dachte darüber nach, was er gesagt hatte. »Wer hat Vorbereitungen getroffen?«
»Ich.« Er gab einen mürrischen Laut von sich. Auf jeden Fall ein Mann. »Na gut. Ich bringe dich in deine Klinik.«
Der Kriechgang durch den Tunnel dauerte wegen des Zustands, in dem ich mich befand, sehr lange. Der verhüllte Humanoide ging voraus und hielt alle paar Meter inne, um zu mir zurückzuschauen.
»Mir geht es gut. Kriech weiter.« Ich mochte enge Räume nicht, und die Wände des schmalen Tunnels fingen bereits an, näher zu kommen. »Wie heißt du?«
Er hielt an einer Kreuzung einen Moment inne und kroch dann in die rechte Abzweigung. »Noarr.«
»Mein Name ist Cherijo.«
»Ich weiß.« Er schwieg wieder einige Minuten, bis wir das Ende des Ganges erreichten. »Ich springe herunter. Warte.« Er verschwand.
Der Gang endete über einem der Gemeinschaftsräume der Gefangenenreihungen. Ich erblickte Noarr gute vier Meter unter mir. Er winkte mir, ich solle springen.
Ich schüttelte den Kopf. »Zu tief!«
Er vollführte nur eine ungeduldigere Variante der Geste.
»Okay.« Ich schob meine Beine über den Rand, atmete tief durch und stieß mich dann ab.
Sekunden später landete ich in starken Armen.
»Wow.« Ich packte seinen Mantel und riss dabei ein kleines Stück ab. »Das war gruselig.«
Ein warmer, dunkler Geruch stieg aus der Kleidung und kitzelte mich in der Nase. Ich schaute unter die dunkle Kapuze. Ich konnte seine Augen nicht sehen, und das störte
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