Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
ließ schließlich den Stab fallen und tastete mit einer schwachen, kümmerlichen Geste mit beiden Händen nach der Kette. Dann sanken seine schlaffen Hände zu Boden, und Caitrin stemmte ihm das Knie in den Rücken, ihr Gesicht eine Maske aus Blut und Hass, und spannte die Kette noch enger.
Sie hielt sie fest, bis das letzte Licht aus den hervorquellenden, gelben Augen verblasste, dann sank sie über der Leiche ihres Feindes zusammen.
Caitrin MacDougall schlug die geschwollenen Augen auf, blinzelte, als über ihr verschwommen Angus’ Gesicht erschien, und unterdrückte ein Wimmern, als sie spürte, wie der bloße Akt des Atmens die gebrochenen Rippen in ihre Lungen presste.
»Wie kann man so blöd sein«, sagte Angus leise. Sein Akzent war jetzt noch ausgeprägter denn je, als er ihr Gesicht mit einem feuchten Lappen betupfte, den er irgendwo abgerissen hatte.
»Ich?«, flüsterte sie mit aufgequollenen Lippen. »Diesmal hätte er dich umgebracht, Angus.«
»Das habe ich doch gewollt, du blöde Kuh. Wo du doch viel zu viel für mich riskiert hast, Mädchen.«
»Na ja, jetzt haben wir’s eben beide versaut.« Sie seufzte. Mühsam versuchte sie sich aufzurichten, sank aber stöhnend wieder in sich zusammen. »Was machst du noch hier?«
»Kann dich doch nicht allein lassen«, sagte er nicht unvernünftig.
»Das wirst du aber müssen. Wenn du dich beeilst, schaffst du es vielleicht bis zum Draht. Ich würde dich doch bloß aufhalten …«
»Halt die Fresse! Du brauchst nicht abzuhauen. Dafür sorgen wir.«
»Wir?« Sie sah sich vorsichtig um und starrte die Schar Männer und Frauen in braunen Uniformen an. Jeder von ihnen hielt offenbar eine thebanische Maschinenpistole oder ein Sturmgewehr in der Hand. »Was …?«
»Der Yashuk hat die Schlüssel für unsere Handschellen und ein Messer, Katie«, sagte Angus mit einem grimmigen Lächeln, »und von denen da rechnet keiner damit, dass ’n ›Ungläubiger‹ hier frei rumrennt. Ich hab mich zwischen diesen Typen umgetan und Dutzend von diesen ›Lehrern‹ erledigt. Viel gespürt ham die nich, und als ich dann ’n Dutzend Pistolen in die Hütte geworfen hab, hey …«
Er zuckte die Achseln, als würde das alles erklären, und Caitrin starrte ihn mit geweiteten Augen an. »Soll das heißen, dass ihr Wahnsinnigen …?«
»Aye, Mädchen, wir haben das ganze verdammte Lager übernommen, und mit der KomHütte haben wir angefangen. Also bleib jetzt ganz ruhig liegen, Katie Mädchen. Wir haben ’ne Tragbahre, und du kommst jetzt mit.«
8 Eine Frage der Autorität
Senior Chief Petty Officer Hussein sah zu, wie Captain – nein, er verbesserte sich, Commodore – Avram in den Bootshangar der DUNKERQUE stapfte und empfand Bedauern für die nächste Person, die der Alten über den Weg laufen würde.
Er nahm ruckartig Haltung an, ebenso die Sideboys, aber Commodore Avram schien sie kaum zur Kenntnis zu nehmen. Sie salutierte dem Föderationsbanner vorne am Rumpf mit makelloser Präzision, als die Bootsmannspfeife schrillte, stieg dann wortlos in ihren Kutter, und der atmosphärische Druck im Bootshangar sank um mindestens ein halbes Hektopascal, als die Luke sich hinter ihr schloss. Der Kutter setzte sich in Bewegung und glitt durch das einseitig durchlässige Kraftfeld am Ende des Hangars. Chief Hussein schüttelte betrübt den Kopf.
Irgendeinem armen Teufel unten würde der Kopf abgerissen werden.
Hannah Avram unterdrückte ihre Wut und lehnte sich zurück, als der Kutter Kurs auf Gdansk, die Hauptstadt von Neu-Danzig nahm. Obwohl sie sich gut vorbereitet hatte, war ihre Position ausgesprochen fragil, und wenn sie ihrem gewaltigen Zorn freien Lauf ließ, würde das mehr schaden als nützen. Aber trotzdem …!
Sie strich über die Uniformmütze, die sie auf dem Schoß hielt, und musste unwillkürlich lächeln, als ihre Finger die Tressen am Mützenschild berührten. Das war die einzige Karte, die sie ausspielen konnte, und darauf hatte sie ihre gesamte Strategie aufgebaut. Und dass Commodore Hazelwood ein solches Weichei war, war ihr eine große Hilfe.
Sie schüttelte den Kopf und konnte immer noch nicht ganz glauben, was ihr bereits alles durchgegangen war. Richard Hazelwood stammte aus einer distinguierten Navy Familie, aber seit sie seine persönliche Bekanntschaft gemacht hatte, war ihr klar, weshalb man ihn zu Fortress Command, zum Festungskommando in einem System abgeschoben hatte, von dem niemand je auch nur im Traum erwartet hatte, dass es wirklich
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