Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
Übermaß von Heldenverehrung lernte es, seinen Vorgesetzten nicht zu verhätscheln, wenn man ihn oft genug zurechtwies, und Ensigns mussten gelegentlich ein wenig zurechtgestutzt werden. Später würde ihnen das nützen.
Mallory huschte voraus, um den Aufzugknopf zu drücken, und diesmal bedachte ihn Anderson mit einem kurzen Kopfnicken, als er die Kabine betrat. Es tat ihm sofort wieder leid, als der Ensign strahlte, gerade als würde er, wie Anderson mürrisch fand, mit einem nicht vorhandenen Schwanz wedeln. Dann lösten sich seine Gedanken von Mallory, und er stand stumm da und trommelte sanft auf die Krücke seines Stocks, während die Stockwerksanzeigen vorbeihuschten. Wenn das ONI herausgefunden hatte, was er erwartete, würde er jemandem den Arsch aufreißen – und großes Vergnügen daran haben.
Der Aufzug kam zum Stillstand, und der alte und der junge Mann traten in den Flur. Ein vorurteilsloser Zeuge hätte vielleicht darüber nachgedacht, wie sehr der Ensign doch wie eine wesentlich jüngere Version seines Chefs aussah, aber wenn er Anderson gegenüber eine entsprechende Andeutung gemacht hätte, wäre dem die Galle hochgekommen. Er mochte den jungen Mallory, aber daran erinnert zu werden, dass er selbst jemals so grün gewesen war, hätte sein stark entwickeltes Selbstbewusstsein verletzt.
»Sind die Berichte fertig, Andy?«, fragte er, als sie sich seinem Büro näherten.
»Ja, Sir.«
»Gut.«
Seine Bürotür öffnete sich, und er bedeutete Yeoman Gonzales sitzen zu bleiben, als die in die Höhe schießen wollte. Sie ließ sich mit etwas mehr Gelassenheit, als Mallory wahrscheinlich an den Tag gelegt hätte, wieder auf ihren Stuhl sinken, und Anderson lächelte ihr auf dem Weg in sein eigenes Büro kurz zu.
Er schaltete sein Terminal ein und scheuchte Mallory aus dem Zimmer. Seine knorrigen Finger tippten verblüffend geschickt auf der Tastatur, und seine blauen Augen verengten sich, als eine Dateiüberschrift auftauchte.
»Oh, hallo, Mister Anderson. Was für eine angenehme Überraschung.«
Lawrence Taliaferro stand auf, als der Minister für Kriegsproduktion sein luxuriöses Büro betrat. Er war ein untersetzter Mann mit einem breiten Gesicht, der anfing, korpulent zu werden. Seine grauen Augen blickten argwöhnisch, und Anderson fragte sich, wie viele unterschiedliche Gründe Taliaferro wohl haben mochte, unruhig zu sein. Wahrscheinlich eine ganze Menge, aber für den Anfang würde der Anlass genügen, der ihn hierher führte.
»Danke«, sagte er gnädig, als Taliaferro ihm höchstpersönlich einen bequemen Sessel näher an seinen Schreibtisch zog.
»Keine Ursache. Überhaupt keine Ursache. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?« Taliaferros Finger schwebte über dem Knopf an seinem Schreibtisch, aber Anderson schüttelte den Kopf. Der ostentative Einsatz persönlicher Bediensteter seitens des Adels der Konzernwelten war ihm zuwider. Außerdem hielt er viel von der Gewohnheit der Orioner, niemals von Chofaki Speise oder Trank anzunehmen.
»Nun denn!« Taliaferro strahlte. »Was führt Sie zu mir, Mister Anderson? Was auch immer wir für Sie tun können, es wird uns eine Ehre sein.«
»Oh, nochmals vielen Dank«, sagte Anderson heiter. Dies war seine erste persönliche Begegnung mit Lawrence Taliaferro. Die Taliaferro-Werft hatte bei der Reaktivierung von Antonows Schiffen gute Arbeit geleistet, aber das war schließlich nicht mehr, als man erwarten durfte. Nachdem sie sich in den letzten vierzig Jahren immer mehr ihrer Wettbewerber einverleibt hatten, gehörte ihnen heute die Hälfte des Jamieson Archipels. Selbst auf einer Welt, deren Verfassung den Kapitalismus reinster Prägung zu einer Art Religion erhoben hatte, waren die Taliaferros etwas weit gegangen.
Er musterte seinen Gastgeber nachdenklich. Lawrence war der Enkel von Winston Taliaferro, dem Gründer des Familienimperiums. Anderson konnte sich aus dem Ersten Interstellaren Krieg gut an Winston erinnern und fand es sehr bedauerlich, dass der alte Mann gestorben war, ehe die Antigeron-Therapie verfügbar geworden war. Er war ein harter, gnadenloser alter Pirat gewesen, aber er war ein Mann gewesen. Und so weit Anderson das wusste, hatte er sich bei allem Ehrgeiz nie irgendwelche Freiheiten mit der Sicherheit der Terranischen Föderation herausgenommen. Zum Glück war die Bevölkerung von Galloway’s World inzwischen so angewachsen, dass Lawrence Taliaferro auswandern müsste, sollte er eine Antigeron-Behandlung haben
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