Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
haben.«
»Aber wir haben weitere Tests gebraucht und …«, sagte Taliaferro mit gequälter Stimme.
»Die brauchen Sie immer«, unterbrach ihn Anderson kühl. »In mancher Hinsicht, denke ich, ist das auch ganz gut so. Die neuen Systeme hätten Admiral Li in der … taktischen Situation, in der er sich in Lorelei befand, wenig genützt, und der Feind hätte sich zweifellos Muster beschaffen können. Aber mittlerweile hat Ihr Verhalten zweifellos Hunderte, wenn nicht Tausende Leben gekostet, weil der Flotte ein dringend benötigtes System vorenthalten wurde. Ferner geht aus Ihrer letzten Mittelanforderung an das Marineamt hervor, dass Sie weitere tausend Mega-Credits für ›Beschleunigung der Entwicklungsarbeiten‹ brauchen, um das System einsatzbereit zu machen. Das ist ziemlich habgierig von Ihnen, Mister Taliaferro. Zuerst stehlen Sie eine Milliarde Credit, indem Sie Testergebnisse zurückhalten, und dann wollen Sie eine weitere Milliarde erpressen, um ein bereits einsatzfähiges System der Flotte erst nach weiteren sechs Monaten ›Entwicklungsarbeiten‹ zu übergeben.«
»Das können Sie nicht beweisen!«
»Oh, glauben Sie mir, das kann ich. Und wenn ich das muss, werde ich das auch tun. Die kompletten Unterlagen befinden sich bereits in meinen Akten und denen des ONI auf Old Terra.«
»Aber, was Sie da sagen …! Das würde uns ruinieren!«
»Nein, das wird es nicht. Ihre Dividenden werden etwas knapper ausfallen, aber wenn wir diese Unterlagen dem Beschaffungsamt übergeben, werden die Bußgelder mindestens das Doppelte davon betragen. Und Sie werden natürlich die nächsten paar Jahrzehnte im Gefängnis verbringen.«
»Aber, das Marineamt hat jede einzelne Programmstufe genehmigt!«
»Ist mir bekannt. Hatte ich schon erwähnt, dass Vice Admiral Wilson nach Old Terra unterwegs ist, wo er sich vor einem Kriegsgericht verantworten muss?« Taliaferros dickliche Gestalt sank sichtlich in sich zusammen. »Ich warte noch auf den abschließenden Bericht des ONI , um zu erfahren, wie genau das Marineamt dazu gekommen ist, diesen Entwicklungsauftrag zu erteilen. Ich bin mir ziemlich sicher, es wird sich herausstellen, dass auch da Admiral Wilson dahintersteckt, und ich habe ebenso wenig Zweifel am Urteilsspruch in diesem Prozess wie Sie. Aber wir haben keine Zeit zu vergeuden, und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Nachkriegsregierung, sofern Sie sich mit meinen bescheidenen Vorschlägen einverstanden erklärt, nicht viel mehr tun wird, als Ihnen mit ein paar Mega-Credits Bußgeldern auf die Finger zu klopfen.«
»Ich kann nicht …«, setzte Taliaferro an, verstummte dann aber und sackte noch tiefer in den Sessel, als sich die eisigblauen Augen in ihn bohrten. »Also gut«, sagte er stumpf. »Sie haben gewonnen.«
»Vielen Dank, Mister Taliaferro. Sie werden die ersten Aufträge bis heute Nachmittag in Händen halten.«
Anderson stand auf und lehnte sich auf seinen Stock. Taliaferro machte keine Anstalten, sich zu erheben. Er starrte den alten Mann nur wie hypnotisiert an, und Anderson blieb stehen.
»Lassen Sie mich, ehe ich gehe, noch hinzufügen, dass ich Ihren Großvater und Ihren Vater gekannt habe. Beide waren Meister in der Kunst, den letzten Centi-Credit aus einem Beschaffungsvertrag herauszuquetschen, und wir hatten in der Guten Alten Zeit so manche Auseinandersetzung, aber weder Ihr Vater noch Ihr Großvater wäre so dumm gewesen, so etwas zu versuchen. Und da es keinem der beiden je gelungen ist, eine Runde gegen mich zu gewinnen, sollten Sie vielleicht darüber nachdenken, dass es schon ein besonders kalter Tag in der Hölle sein muss, ehe eine jämmerliche Figur wie Sie das schafft. Guten Tag, Mister Taliaferro.«
Als er das Büro verließ und sich zum nächsten bedauerlichen Industriemagnaten auf seiner Liste begab, fühlte er sich so munter, wie er sich seit Jahrzehnten nicht mehr gefühlt hatte.
Commodore Angelique Timoschenko, kommissarische Leiterin des Marineamts der TFN , drückte einen Knopf an der Arbeitstafel. Eine schematische Darstellung leuchtete darauf auf, und ihr schlanker Zeigefinger tippte an eine blinkende Linie darin.
»Da ist es, Sir«, erklärte sie, und Howard Anderson nickte. Der Unterschied zu ihrem ehemaligen Vorgesetzten, dessen Ausscheiden niemand beklagt hatte, war ganz erheblich, überlegte er. Obwohl sie für ihren Rang und in noch höherem Maße für ihre neue Position noch jung war, war sie ebenso brillant wie attraktiv. Und Mumm hatte sie auch.
Weitere Kostenlose Bücher