Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
die er im Drogenrausch Fionna MacTaggart entgegengeschleudert hatte. Sprach da wieder sein verdammtes Vorurteil aus ihm? Aber nein, Fionna MacTaggart und Amanda Sydon konnte man nicht miteinander vergleichen. Beide waren zufälligerweise Frauen, aber Fionna war darüber hinaus auch menschlich gewesen.
»Sie wissen genau, wovon ich rede, falls Sie sich die Mühe machen, die Wahrheit zu akzeptieren, Amanda«, sagte er ruhig.
»Die Wahrheit«, spottete sie, »die Wahrheit ist, dass die Grenzwelten nicht einmal wissen werden, was mit ihnen jetzt seit zehn Jahren geschieht – falls sie sich dort draußen je die Mühe machen, darüber nachzudenken! Mit unserer Mehrheit werden wir infolge der Neuverteilung nach dem Zusammenschluss die Kontrolle über die Versammlung haben. Und dann werden wir sie so ausnehmen, dass sie uns die nächsten fünfzig Jahre nicht mehr in die Quere kommen!«
»Fünfzig?« Dieter schmunzelte. »Amanda, Sie sind ganz offensichtlich nicht so gut über die demografischen Fakten informiert, wie Sie glauben.« Er spürte, wie seine Gestalt sich straffte, als er ihr die Herausforderung hinwarf, spürte welche Kraft ihm sein auf Überzeugung, und nicht Zweckmäßigkeit basierender Mut verlieh. »Es werden keine fünfzig Jahre sein, meine Liebe. Wenn die Bevölkerungskurven der Grenzwelten so bleiben, wie sie sind, und unsere Grenzen sich weiterhin ausdehnen, werden es eher hundertfünfzig sein.«
Sein Blick wanderte zu Taliaferro, und er merkte, wie manche den Atem anhielten, als sie zum ersten Mal die korrekten Zahlen hörten. Ihre Wut hinter der Maske unechter Jovialität amüsierte ihn. Simon hatte also nicht gewollt, dass seine Helfershelfer das ganze Ausmaß seines Ehrgeizes erfuhren? Hatte er Angst, dass sogar sie die Folgen begreifen würden?
»Du liebe Güte, Amanda – hat Simon das nicht erwähnt?« In der plötzlich eingetretenen Stille klang Dieters Stimme schroff. »Das hätte er tun sollen, schließlich haben die Grenzwelter zweihundert Jahre abgewartet, bis ihre Abgeordnetenzahl der unseren entsprach. Sie werden ganz bestimmt eine Hochrechnung für den schlimmsten Fall anstellen und erkennen, dass ihnen mindestens ein weiteres Jahrhundert der Machtlosigkeit bevorsteht. Wie glauben Sie wohl, werden die darauf reagieren?«
»Wie können sie denn reagieren?«, spottete Taliaferro. »Sie werden nicht über die nötige Stimmenzahl verfügen, um es zu verhindern.«
»Genau«, erklärte Dieter ausdruckslos. Er atmete tief durch und erhob sich, und sein Blick wanderte über die ihn umgebenden Gesichter. Die Schuldgefühle wegen Fionnas Tod und der Rolle, die er dabei gespielt hatte – mit und ohne Absicht –, die Föderation an diesen Wendepunkt zu bringen, stützten ihn. Es reichte nicht aus, dass er nur das Spiel gespielt hatte. Spiele waren etwas für Kinder, als Erwachsener musste man die Pflichten des Erwachsenseins tragen. Zorniger Selbsthass verlieh ihm eine Art visionäre Kraft, und plötzlich wusste er, wie Kassandra im alten Griechenland sich gefühlt haben musste. Und trotzdem musste er es versuchen, und wäre es nur, um sich selbst zu beweisen, dass er einmal das Recht besessen hatte, im selben Saal wie Fionna MacTaggart zu sitzen.
»Hören Sie mir gut zu, Sie alle«, sagte er, ohne laut zu werden. »Wir können es tun. Wir können Skjorning dazu benutzen, die Macht der Grenzwelten zu brechen, und dann die Neuverteilung der Sitze einfach gegen die restliche Opposition durchpeitschen. Aber sind Sie alle wirklich so blind, dass Sie nicht erkennen, was dann geschehen wird?«
»Sagen Sie es uns, Oskar, da Sie ja offenbar über prophetische Gaben verfügen«, spottete Taliaferro, ohne seine Verachtung noch länger zu verbergen.
»Ich werde es Ihnen sagen, Simon«, sagte Dieter mit bedrückter Stimme. »Krieg.«
»Krieg!« Taliaferro lachte laut auf. »Krieg mit wem, Oskar? Diesem armseligen Haufen primitiver Barbaren? Zum Teufel, Mann, die Taliaferro-Werften allein können schon mehr Schiffe bauen als alle Grenzwelten zusammengenommen! Nicht einmal Grenzwelter könnten so dumm sein, sich gegen eine derartige Feuerkraft zu stellen!«
»Können sie das nicht? Simon, ich habe den Vorsitz im Militärausschuss. Ich weiß, wovon ich rede. Sie können kämpfen, und sie werden es tun. Und dazu werden sie bereit sein, wenn Sie Skjorning aus der Versammlung drängen …« Er sah, wie manche verärgert das Gesicht verzogen, offenbar gefiel ihnen seine Wortwahl nicht. »Aber das ist nicht
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