Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
Die gewaltige, unförmige Masse von Skywatch Three, dem orbitalen Hauptquartier der Systemverteidigung von Galloway’s World, bildete den idealen Hintergrund für die Eleganz des Schlachtkreuzers. Das Licht des G4-Sterns im System spiegelte sich in den eleganten Flanken der LONGBOW und ließ die vertieften Waffenbuchten des Schiffes wie rußige Schattenovale erscheinen und verbarg die dahinter kauernden tödlichen Geräte. Selbst das Gewirr externer Zielerfassungsgeräte und die mächtigen Gehäuse der Antriebsaggregate schienen ihr elegant und ausgewogen. Andere Schiffe trugen schwerere Bewaffnung oder mehr Verteidigungs gerät, aber an Geschwindigkeit, Manövrierfähigkeit und an die gewaltige Energie im Inneren der finsteren Schönheit kam keines der LONGBOW gleich.
Han seufzte und wandte den Blick ab. Schön, ja, das schon, aber dennoch eine Tötungsmaschine, eine Kriegswaffe, um die Feinde der Menschheit zu bekämpfen und zu vernichten. Dass das Personal der Navy sich eines Tages vor die Entscheidung gestellt sehen könnte, exakt welche Menschen Feinde waren, lag jenseits ihres Vorstellungsvermögens.
Die Luft kreischte an der Hülle des Kutters entlang, als er in die Atmosphäre von Galloway’s Welt eintauchte, und das kleine Boot kippte sanft zur Seite ab, als es Kurs auf die Landeplätze der Werft nahm. Han sah zu, wie der Jamieson-Archipel größer wurde, und wie stets amüsierte es sie, dass die viertgrößte Werft der Flotte die einzige Basis der Navy war, die keinen Namen hatte. Sie hieß einfach »Werft«, und so hatte sie schon seit dem Ersten Interstellaren Krieg geheißen, als Galloway’s World die Navywerft der Föderation gewesen war – ebenso, wie die sich kilometerweit ausdehnenden Wohnanlagen, die sie umgaben, einfach die »Reservation« hießen. Es gab jetzt größere Stützpunkte, Zephrain beispielsweise, aber was die Zahl der Schiffe anging, die von den militärischen und zivilen Slip-Anlagen von Galloway’s World in Dienst gestellt wurden, kam ihr kein anderer Planet gleich.
Der Kutter schwebte über den unschuldigen Wetterkuppeln, unter denen sich die Lenkwaffen-Silos und Projektorbettungen der Werft verbargen. In der Regel zog es die Navy der Terranischen Föderation vor, bewohnte Planeten mit Orbitalfestungen zu verteidigen und damit der Zivilbevölkerung die bei modernen Kampfhandlungen unvermeidbaren Kollateralschäden zu ersparen, aber was den Jamieson Archipel anging, konnte man ohnehin niemandem etwas vormachen. Allein schon die Werft machte die Inselkette zu einem Vorzugsziel für jeden Feind – und die Werft war nicht allein. Sie drängte sich Schulter an Schulter an die Taliaferro-Werft, Kreuger Space Works, Vickers-Mitsubishi-Galloway’s World; General Dynamics of Terra und ein Dutzend andere größere Industrieanlagen. Im Verein mit den Orbitalfabriken, wo die auf dem Boden gebauten Teile montiert wurden, stellte der Archipel die größte Konzentration industrieller Macht in der erforschten Galaxis dar.
Der Kutter sank schnell auf seinen Landekreis, und Han sah zu, wie ihnen der Boden entgegenraste, aber ihre Gedanken galten dem bevorstehenden Treffen mit dem Hafenadmiral. Sie atmete tief durch, konzentrierte sich auf die mentale Disziplin, die den Puls beruhigte, und sah auf die Uhr: auf die Sekunde genau. Gut.
»Guten Tag, Captain Li.« Der Adjutant im Vorzimmer lächelte respektvoll, als die winzige Frau eintrat. »Bitte, nehmen Sie Platz. Admiral Rutgers letzte Verabredung hat sich ein wenig in die Länge gezogen.«
Han ließ sich auf einem bequemen Sessel nieder und sah erneut auf die Uhr, in der Hoffnung, dass Admiral Rutgers sich nicht zu sehr verspäten würde. Sie wurde in zwei Stunden auf dem Schiff gebraucht, das nach Christophon unterwegs war, und vor dem Ablegen gab es immer letzte Details zu erledigen. Dass die Launen von Hafenadmiralen etwa das gleiche Gewicht wie ein direktes Dekret von Gott hatten, war wohl bekannt, aber wenn der Admiral am anderen Ende wissen wollte, wo man die zusätzliche Stunde verbracht hatte, half einem das nur selten.
Die Tür ging auf, Han sah hoch – und sprang dann schnell auf, als sie die Streifen eines Vice Admiral an den Ärmeln sah. Der hochgewachsene Mann mit dem dunklen Teint und dem gepflegten Bart nickte ihr zu.
»Captain.«
»Admiral Trevayne.«
»Eine weitere Büßerin in Erwartung des Admirals, Captain Li?«
»Nein, Sir«, Han unterdrückte ein Lächeln. »Nur ein Höflichkeitsbesuch vor der
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