Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
Abreise.«
»Ah!« Trevayne nickte und wandte sich ab.
Li Han blickte nachdenklich auf seine breiten Schultern. Was mochte dieses »Ah!« bedeuten? Dass sich etwas dahinter verbarg, spürte sie deutlich. Wusste er etwas, das sie nicht wusste? Möglich. Sogar höchst wahrscheinlich. Trevayne war ein verheirateter Mann, der jüngste Offizier, der jemals eine Kampfgruppe befehligt hatte und ohne Zweifel auf dem Weg zum Chief of Naval Operations, möglicherweise sogar zum Space Marshal. Falls da irgendwelche Gerüchte im Umlauf waren, waren die bestimmt schon lange an seine Ohren gedrungen. Man sagte ihm eine geradezu unheimliche Fähigkeit nach, die Zukunft vorauszuahnen. Tat er das jetzt auch?
Han kannte ihn nicht gut genug, um sich dessen sicher zu sein, aber seinen Sohn kannte sie recht gut. Es war immer leichter, niedrigere Ränge zu kennen als höhere. Aber selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, war Lieutenant Commander Colin Trevayne vom Aufklärungskreuzer ASHANTI war eine höchst … sichtbare Persönlichkeit. Jahrhunderte der Tradition bestimmten, dass die Militärs der Föderation grundsätzlich keiner Partei angehören durften. Ein Offizierspatent in der Navy der Föderation anzunehmen, bedeutete, dass man sich gewissermaßen zum politischen Zölibat verpflichtete – wenigstens war das bis vor Kurzem so gewesen –, und Ian Trevayne hielt diese Tradition in Ehren. Colin andererseits war so temperamentvoll, wie sein Vater ruhig und kontrolliert war. Seiner unverhohlenen Sympathie für die Grenzwelten wegen wurde er dem Lager der »Jungtürken« zugerechnet, und Han fragte sich, ob die Gerüchte über Spannungen zwischen Vater und Sohn übertrieben waren.
Auf der Konsole des Adjutanten summte es leise, und er sprach etwas in den abgeschirmten Hörer seines Apparats und lauschte dann kurz.
»Admiral Trevayne, Captain Li. Admiral Rutgers würde Sie jetzt gern beide sprechen, wenn es Ihnen recht ist«, sagte er, und Han spürte, wie sich ihre Augenbrauen in die Höhe schoben. Da war etwas im Busch! Sie ließ Trevayne höflich den Vortritt ins Allerheiligste des Admirals, und spürte dabei, wie sich in ihr Spannung aufbaute.
Fleet Admiral William Rutgers war ein massiv gebauter Mann unbestimmter rassischer Herkunft, und Han lächelte warm, als bei der Begrüßung eine Pranke wie die eines Bären von Old Terra ihre winzige Hand umschloss. Rutgers, der einmal Stabschef ihres Vaters gewesen war, war vor fünfzehn Jahren in ihrem fünften Jahr auf der Akademie ihr Taktikausbilder gewesen.
»Ich danke Ihnen beiden für Ihre Geduld«, sagte er, setzte sich und bedeutete ihnen Platz zu nehmen. Han wartete, bis Trevayne sich gesetzt hatte, ehe sie sich ebenfalls niederließ. Es war ein wenig peinlich, einen so wesentlich niedrigeren Rang als die beiden anderen Anwesenden zu haben … besonders, nachdem sie gerade von ihrem Schiff gekommen war, wo sie unmittelbar nach Gott unbeschränkte Herrschaft ausübte, und selbst da verschwammen die Grenzen ein wenig.
»Geduld, Bill?« Trevayne schmunzelte. »Rangniedrigere Offiziere sind immer geduldig – sonst lernen sie, verdammt noch mal, wie man so tut!«
»Mit Ausnahme von Leuten wie dir, Ian«, sagte Rutgers und schüttelte gespielt betrübt den Kopf.
Trevayne lachte. Seine elegante Gestalt – er hatte mit seiner Uniform keine Probleme – saß locker, beinahe leger da, den rechten Knöchel aufs linke Knie gelegt. Um in Gegenwart eines Admirals so zu sitzen, musste man selbst Admiral sein. Aber Trevayne hatte noch etwas, und das war weitaus wichtiger: Er gehörte einer der »Dynastien« der Föderationsnavy an. Sein schneller Aufstieg war nicht ausschließlich seiner Herkunft oder seinem brillanten Verstand zuzuschreiben. Hans Vater war vor seiner Pensionierung Admiral gewesen, sein Großvater ebenfalls, und doch hatte sie dieses nicht ganz arrogante »etwas Andere« nicht. War es Charisma?
Aber woher kam es? Trevayne war jemand, der Wert auf Stil und Flair legte, selbst beides besaß und locker damit umging, aber das reichte als Erklärung nicht aus. Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass man Trevayne ebenso wie sie zum Führen erzogen hatte, dies aber in einer Gesellschaft, die sich solche Erwartungen offen eingestand und sie auch akzeptierte. Er erwartete es, das Kommando zu führen, und weil er es von sich selbst erwartete, erwarteten andere es auch von ihm. Und seine unzweifelhaften Fähigkeiten bestätigten einfach, wie klug und richtig diese
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