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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Röntgenstrahlen.
    »Alle Telefone im Ort sind an diese Vermittlung angeschlossen«, sagte Thad demütig. Er bekam heftiges Sodbrennen. Unter normalen Umständen hätte es ihn mißmutig und ziemlich unerträglich gemacht. Heute dagegen fühlte er sich lediglich erschöpft, verletzlich und ungeheuer traurig.
    Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Ricks Vater, der in Tucson lebte, und zu Miriams Eltern in San Luis Obispo. Was mochte der alte Mr. Cowley jetzt denken? Oder die Penningtons? Wie wurden diese Leute, von denen in Gesprächen oft die Rede gewesen war, die er aber nie kennengelernt hatte, damit fertig? Wie wurde man mit dem Tod eines Kindes fertig, mit dem völlig unvermuteten Tod eines erwachsenen Kindes? Wie wurde man fertig mit der simplen, irrationalen Tatsache seiner Ermordung?
    Thad begriff, daß er aus einem ganz einfachen Grund nicht an die Opfer, sondern an die Hinterbliebenen dachte: Er fühlte sich für alles verantwortlich. Warum nicht? Wenn er nicht an der Existenz von George Stark schuld war, wer war es dann? Richard Nixon? Alexander Haig? Selbst dafür, daß das antiquierte elektromechanische Wählsystem in Ludlow den Technikern unvorhergesehene Schwierigkeiten bereitete, fühlte er sich verantwortlich.
    »Ich glaube, das war alles, Mr. Beaumont«, sagte einer der FBI-Agenten. Er hatte seine Notizen noch einmal überflogen, wobei er von den Technikern Wes und Dave ebensowenig Notiz zu nehmen schien wie diese von ihm. Jetzt klappte der Agent - er hieß Malone - sein Notizbuch zu. Es war in Leder gebunden, und in der linken unteren Ecke waren seine Intitialen in Silber eingeprägt. Er trug einen grauen Straßenanzug und einen wie mit dem Lineal gezogenen Scheitel. »Hast du noch Fragen, Bill?«
    Bill, alias Agent Prebble, klappte sein eigenes Notizbuch zu - gleichfalls in Leder gebunden, aber ohne Initialen - und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, das war alles.« Agent
Prebble trug einen braunen Straßenanzug und gleichfalls einen wie mit dem Lineal gezogenen Scheitel. »Vielleicht ergeben sich im weiteren Verlauf der Untersuchung noch ein paar Fragen, aber fürs erste haben wir alles, was wir brauchen. Wir danken Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft.« Er bedachte sie mit einem breiten Lächeln und entblößte dabei Zähne, die entweder überkront waren oder so makellos, daß es fast unheimlich wirkte, und Thad dachte: Wenn wir fünf Jahre alt wären, würde er uns beiden eine HEUTE-WAR-EIN-GUTER-TAG-BESCHEINIGUNG ausstellen, damit wir sie mit nach Hause nehmen und unserer Mutter zeigen können.
    »Schon gut«, sagte Liz mit matter, schleppender Stimme. Sie massierte mit den Fingerspitzen ihre linke Schläfe.
    Offensichtlich hatte sie das Gefühl, daß ihr heftige Kopfschmerzen bevorstanden.
    Thad warf einen Blick auf die Uhr über dem Kaminsims und stellte fest, daß es erst kurz nach halb drei war. War dies der längste Nachmittag seines Lebens? Er gelangte nicht gern zu derart voreiligen Schlüssen, argwöhnte aber, daß es so war.
    Liz stand auf. »Ich glaube, ich lege mich eine Weile hin, wenn niemand etwas dagegen hat. Mir ist nicht besonders.«
    »Das ist eine gute...« Idee, hatte er natürlich sagen wollen, aber bevor er es konnte, läutete das Telefon.
    Alle Anwesenden schauten darauf, und Thad spürte, daß in seinem Hals ein Puls wie ein Schmiedehammer zu schlagen begann. Er mußte aufstoßen, und heiße Magensäure bahnte sich ihren Weg in seinen Schlund.
    »Grandios«, sagte Wes erfreut. »Jetzt können wir uns die Mühe sparen, jemanden mit einem Testanruf zu beauftragen.«
    Thad hatte plötzlich das Gefühl, in einen Mantel aus eiskalter Luft eingehüllt zu sein. Er bewegte sich mit ihm, als er auf den Apparat zuging, der seinen Tisch jetzt mit einem Instrument teilte, das aussah wie ein Ziegelstein aus Chrom, in dessen Seite bunte Lichter eingebettet waren. Jetzt flackerte eines dieser Lichter bei jedem Läuten auf.
    Wo sind die Vögel? Eigentlich müßte ich jetzt die Vögel hören. Aber es waren keine da. Das einzige, was er hörte, war das fordernde Läuten des Telefons.

    Wes kniete vor dem Kamin und verstaute sein Werkzeug in einem schwarzen Behälter mit Chromverschlüssen, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Picknickkoffer hatte. Dave stand an der Schwelle zwischen Wohnzimmer und Eßzimmer. Er hatte Liz gefragt, ob er sich aus der Schale auf dem Tisch eine Banane nehmen dürfte; jetzt schälte er sie gedankenverloren und hielt zwischendurch immer wieder inne,

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