Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
deren Auffahrt. Stark bestand darauf, daß sie sich beeilten, und als sie vor dem verschlossenen Garagentor angekommen waren, war sie außer Atem. Er hatte sich erboten, eines der Kinder zu nehmen, aber sie hatte abgelehnt.
Er setzte den Koffer ab, zog seine Brieftasche aus der Gesäßtasche, holte einen schmalen, spitz zulaufenden Metallstreifen heraus und schob ihn ins Schloß des Garagentors. Er drehte ihn mit lauschend geneigtem Kopf zuerst nach rechts und dann zurück nach links. Es gab ein Klicken, und er lächelte.
»Gut«, sagte er. »Sogar einfache Kastenschlösser an Garagentoren können eine Pest sein. Starke Federn. Schwerer
Riegel. Aber das hier ist völlig ausgeleiert. Unser Glück.« Er drehte den Griff und schob. Das Tor rumpelte in seinen Schienen hoch.
Die Garage war heiß wie ein Backofen, und im Innern des Volvo-Kombis der Clarks war es sogar noch heißer. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz. Stark bückte sich unter das Lenkrad und bot ihr damit seinen Nacken dar. Ihre Finger zuckten. Sie würde nur eine Sekunde brauchen, um die Schere loszureißen, aber selbst das war womöglich zu langsam. Sie hatte gesehen, wie schnell er auf das Unerwartete reagierte. Im Grunde überraschte es sie nicht, daß seine Reflexe so schnell waren wie die eines wilden Tieres; genau das war er.
Er zerrte ein paar Drähte unter dem Armaturenbrett heraus, dann holte er aus seiner anderen Gesäßtasche ein blutiges Rasiermesser. Sie zitterte und mußte zweimal schlucken, ganz schnell, um einen Brechreiz zu unterdrücken. Er klappte die Klinge heraus, bückte sich abermals, streifte von zweien der Drähte die Isolierung ab und brachte die nackten Kupferadern zusammen. Ein paar blaue Funken sprühten auf, und dann begann der Motor zu arbeiten. Einen Moment später lief der Wagen.
»Großartig!« triumphierte George Stark. »Auf geht’s!« Die Zwillinge plapperten vergnügt und winkten ihm zu. Stark erwiderte das Winken. Als er aus der Garage herausfuhr, griff Liz verstohlen hinter Wendy, die auf ihrem Schoß saß, und berührte die runden Fingeröffnungen der Schere. Nicht jetzt, aber bald. Sie hatte nicht die Absicht, auf Thad zu warten. Dazu war ihr zu unwohl bei dem Gedanken, was dieses dunkle Geschöpf in der Zwischenzeit den Zwillingen antun konnte.
Oder ihr.
Sobald er hinreichend abgelenkt war, würde sie die Schere aus ihrem Versteck holen und sie ihm in die Kehle stoßen.
DRITTER TEIL
Die Sperlinge fliegen
»Die Dichter reden über Liebe«, sagte Machine und ließ das Rasiermesser in einem stetigen, hypnotischen Rhythmus auf dem Streichriemen hin und her gleiten, »und das ist okay. Liebe gibt es. Die Politiker reden über Pflicht, und das ist auch okay. Pflicht gibt es. Eric Hoffer redet über die Postmoderne, Hugh Hefner redet über Sex, Hunler Thompson redet über Drogen, und Jimmy Swaggart redet über Gott den Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde. All das gibt es, und alles ist okay. Weißt du, was ich damit sagen will, Jack?«
»Ja, ich denke schon«, sagte Jack Rangely. Er wußte es nicht, hatte nicht die leiseste Ahnung, aber wenn Machine in einer solchen Stimmung war, hätte sich nur ein Wahnsinniger auf eine Diskussion mit ihm eingelassen.
Machine drehte das Rasiermesser, so daß die Schneide nach unten zeigte, und zerschlitzte plötzlich den Streichriemen. Ein langes Stück davon fiel auf den Boden des Billardzimmers wie eine abgeschnittene Zunge. »Aber das, wovon ich rede, ist Tod und Verderben«, sagte er. »Denn letzten Endes ist Tod und Verderben das einzige, was zählt.«
Riding to Babylon
VON GEORGE STARK
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Thad auf der Flucht
1
Stell dir vor, es wäre ein Buch, das du schreibst, dachte er, als er nach links auf die College Avenue abbog und damit den Campus hinter sich ließ. Und stell dir vor, du wärest eine der Personen dieses Buches.
Der Gedanke wirkte Wunder. In seinem Verstand hatte tosendes Chaos geherrscht - eine Art geistiger Tornado, in dem Bruchstücke eines möglichen Plans herumwirbelten wie Erd- und Felsbrocken. Als er auf die Idee kam, sich vorzustellen, das alles wäre eine harmlose Geschichte, in der er nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen Personen (wie Harrison und Manchester zum Beispiel) auf die gleiche Weise bewegen konnte, wie er sie auf dem Papier zu bewegen pflegte, in der Sicherheit seines Arbeitszimmers mit heller Beleuchtung, eine Dose kalte Cola oder eine Tasse heißen Tee neben sich - als ihm dieser
Weitere Kostenlose Bücher