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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kreuzung rollen. Auf der anderen Fahrspur kam ihm ein nordwärts in Richtung Orono fahrender Pickup entgegen.

    Als er die andere Seite der Kreuzung erreicht hatte, packte ihn ein fast unwiderstehlicher Drang, das Gaspedal bis zum Boden durchzutreten und mit dem Suburban davonzuschießen. Statt dessen fuhr er gemächlich in dem für die Schulzone vorgeschriebenen Tempo von fünfzehn Meilen pro Stunde weiter und ließ den Rückspiegel nicht aus den Augen. Der Plymouth wartete nach wie vor darauf, die Kreuzung überqueren zu können.
    Los, Milchlaster! dachte er, konzentrierte sich, drängte geradezu, als könnte er ihn durch schiere Willenskraft kommen lassen - wie er Menschen und Dinge in seinen Romanen durch Willenskraft kommen und gehen ließ. Komm endlich, Milchlaster!
    Und er kam tatsächlich, rollte mit gelassener, silbriger Würde langsam über die Kreuzung wie eine mechanische Herzoginwitwe.
    In dem Augenblick, in dem er den dunkelbraunen Plymouth in seinem Rückspiegel auslöschte, trat Thad das Gaspedal des Suburban tatsächlich durch.

2
    Einen halben Block weiter zweigte rechts eine Straße ab. Thad bog in sie ein, jagte im Vierzig-Meilen-Tempo die kurze Straße entlang und betete, daß kein Kind sich diesen Augenblick aussuchte, seinem Ball auf die Straße nachzulaufen.
    Es folgte ein Moment der Verzweiflung, als es den Anschein hatte, als wäre die Straße eine Sackgasse, aber dann sah er, daß er doch wieder rechts abbiegen konnte - die hohe Hecke, die zu dem Eckhaus gehörte, hatte ihm die Sicht auf die Querstraße versperrt.
    An der nächsten Einmündung hielt er eine Sekunde lang an, dann schleuderte er mit leise quietschenden Reifen nach rechts. Hundertachtzig Meter weiter bog er abermals rechts ab und gelangte damit an die Stelle, an der diese Straße die Route 2 kreuzte. Damit war er ungefähr fünfhundert Meter oberhalb der vierspurigen Kreuzung wieder auf der Hauptstraße
angelangt. Wenn der Milchlaster, wie er hoffte, sein Rechtsabbiegen verdeckt hatte, dann fuhr der braune Plymouth nach wie vor auf der Route 2 nach Süden. Vielleicht wußten sie noch nicht einmal, daß etwas vorgefallen war - obwohl Thad ernstlich bezweifelte, daß Harrison so dämlich war. Manchester vielleicht, aber nicht Harrison.
    Er bog links ab und schoß in eine Verkehrslücke, die so eng war, daß der Fahrer eines Ford auf der nach Süden führenden Spur hart bremsen mußte. Der Fahrer des Ford drohte Thad mit der Faust, als Thad vor ihm vorbeischoß und wieder auf Gold’s Autoteile und Schrottplatz zustrebte, den Fuß immer noch auf dem Gaspedal. Wenn zufällig eine Verkehrsstreife beobachten sollte, wie er die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht nur überschritt, sondern ganz offensichtlich versuchte, sie als nichtexistent zu betrachten, dann hatte er eben Pech gehabt. Er konnte es nicht riskieren, sich Zeit zu lassen. Er mußte diesen Wagen, der einfach zu groß und auffällig war, so schnell wie möglich von der Straße wegbekommen.
    Bis zu dem Schrottplatz mußte er eine halbe Meile zurückfahren. Fast auf der ganzen Strecke ließ Thad den Rückspiegel nicht aus den Augen, hielt nach dem Plymouth Ausschau. Als er nach links auf das Gelände von Gold’s einbog, war er nach wie vor nicht in Sicht.
    Er ließ den Suburban langsam durch ein offenes Tor in einem Maschendrahtzaun rollen. Auf einem schmutzigweißen Schild stand in verblichenen roten Buchstaben: ZUTRITT NUR FÜR ANGESTELLTE! An einem Werktag wäre er wahrscheinlich sofort entdeckt und zurückgewiesen worden. Aber es war Samstag und außerdem gerade Mittagszeit.
    Thad fuhr einen Gang zwischen Autowracks entlang, die doppelt und zum Teil dreifach übereinandergestapelt waren. Die in der untersten Lage hatten ihre Form praktisch verloren und schienen langsam mit der Erde zu verschmelzen. Der Boden war so schwarz von Öl, daß es unvorstellbar war, daß hier überhaupt etwas wachsen konnte, aber geil aufgeschossenes Unkraut und riesige, lautlos nickende Sonnenblumen sprossen in dichten Büscheln empor wie Überlebende eines nuklearen Holocaust. Eine große Sonnenblume
war durch die zerbrochene Windschutzscheibe eines Bäckereiwagens hindurchgewachsen, der auf dem Rücken lag wie ein toter Hund. Ihr behaarter grüner Stengel hatte sich wie eine knotige Faust um eine Radachse gewickelt, und eine zweite Faust klammerte sich an die Kühlerfigur des alten Cadillac, der auf dem Bäckereiwagen lag. Als Thad vorbeifuhr, hatte er das Gefühl, daß sie ihn anstarrte wie

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