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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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damit sie nicht unter ihm nachgaben. Er fuhr mit dem Handrücken über seine Kehle, und danach war seine Hand schweißnaß.
    »Aber ich hoffe, Sie sind so anständig, die Reparaturkosten zu übernehmen, falls er - demoliert zurückkommt«, sagte Rawlie. »Ich bezweifle, daß meine Versicherung zahlen wird, wenn Sie auf der Flucht vor der Polizei sind.«
    Auf der Flucht vor der Polizei? Weil er den Beamten, die ihn einfach nicht beschützen konnten, entwischt war? Er wußte nicht, ob er dadurch zu einem Flüchtling vor der Polizei geworden war oder nicht. Es war eine interessante Frage, mit der er sich später einmal würde beschäftigen müssen. Später, wenn er nicht halb verrückt war vor Angst und Sorgen.
    »Sie wissen, daß ich das tun würde.«

    »Ich stelle noch eine zweite Bedingung«, sagte Rawlie.
    Thad schloß abermals die Augen. Diesmal vor Verzweiflung. »Und die wäre?«
    »Ich möchte, daß Sie mir alles erzählen, wenn Sie es hinter sich haben«, sagte Rawlie. »Ich möchte wissen, warum Sie in Wirklichkeit so daran interessiert waren, welche Rolle Sperlinge im Volksglauben spielen, und warum Sie blaß wurden, als ich Ihnen sagte, was Psychopompen sind und welche Rolle man ihnen zuschreibt.«
    »Bin ich blaß geworden?«
    »Leichenblaß.«
    »Ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen«, versprach Thad.
    Er lächelte ein wenig. »Vielleicht glauben Sie sogar einen Teil davon.«
    »Wo sind Sie?« fragte Rawlie.
    Thad sagte es ihm. Und bat ihn, so schnell wie möglich zu kommen.

4
    Er legte den Hörer auf, kehrte durch das Tor in dem Maschendrahtzaun auf den Schrottplatz zurück und setzte sich auf die breite Stoßstange eines Schulbusses, der aus irgendeinem Grund in der Mitte durchgetrennt worden war. Es war ein guter Platz zum Warten, wenn man schon warten mußte, denn er war von der Straße aus nicht einzusehen, aber wenn er sich ein wenig vorbeugte, konnte er den Parkplatz des Autoteile-Ladens überblicken. Er hielt Ausschau nach Sperlingen, sah aber keine - nur eine große, fette Krähe hackte in einer der Gassen zwischen den Schrottautos träge auf blitzende Chromteile ein. Der Gedanke, daß er sein zweites Telefongespräch mit George Stark erst vor gut einer halben Stunde beendet hatte, flößte ihm ein Gefühl der Unwirklichkeit ein. Ihm war, als wären seither Stunden vergangen. Ungeachtet der Angst, die stetig in ihm bohrte, fühlte er sich so schläfrig, als wäre es später Abend.

    Ungefähr fünfzehn Minuten nach seinem Gespräch mit Rawlie überkam ihn wieder dieses kribbelnde, juckende Gefühl. Er sang abermals die Bruchstücke von »John Wesley Harding«, an die er sich erinnerte, und nach ein oder zwei Minuten verschwand das Gefühl wieder.
    Vielleicht ist es psychosomatisch, dachte er, aber er wußte, daß das Unfug war. Das Gefühl besagte, daß George Stark versuchte, sich Zugang zu seinem Denken zu erzwingen, und je stärker Thad sich dessen bewußt wurde, desto empfindlicher reagierte er darauf. Er nahm an, daß es auch umgekehrt funktionieren würde. Und vermutlich würde er früher oder später gezwungen sein, den umgekehrten Weg zu gehen - aber das hieß, daß er versuchen mußte, die Vögel zu rufen, und danach verlangte ihn durchaus nicht. Außerdem - als es ihm das letzte Mal gelungen war, in George Starks Denken einzudringen, hatte es damit geendet, daß ein Bleistift in seiner linken Hand steckte.
    Die Minuten krochen mit aufreibender Langsamkeit dahin. Nachdem fünfundzwanzig von ihnen vergangen waren, begann Thad zu fürchten, daß Rawlie seine Meinung geändert hatte und nicht kommen würde. Er verließ die Stoßstange des demolierten Busses und stellte sich an das Tor zwischen Autofriedhof und Parkplatz; jetzt war es ihm einerlei, wer ihn von der Straße aus sah. Er begann sich zu fragen, ob er es riskieren konnte, per Anhalter zu fahren.
    Dann beschloß er, erst noch einmal in Rawlies Büro anzurufen, und er hatte bereits den halben Weg zu dem vorfabrizierten Gebäude zurückgelegt, als ein staubiger Volkswagen-Käfer auf den Parkplatz einbog. Er erkannte ihn sofort und lief darauf zu, wobei er leicht amüsiert an Rawlies Bedenken hinsichtlich der Versicherung dachte. Auf Thad machte der Käfer den Eindruck, als könne er einen Totalschaden verursachen und ihn mit dem Pfand für eine Kiste leerer Colaflaschen begleichen.
    Rawlie hielt am Ende des Gebäudes an und stieg aus. Thad war ein wenig überrascht, als er feststellte, daß seine Pfeife angezündet war und

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