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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte, daß es stimmte. Eine merkwürdige Anspannung hatte von ihm Besitz ergriffen, ein Gefühl, daß irgendwelche Dinge in Bewegung geraten waren. Dinge, die er nicht wußte - die er aber bald wissen würde.
    »Es macht mir nichts aus, Ihnen von dem Fall zu erzählen«, sagte Pritchard gelassen. »Mir ist mehr als einmal der
Gedanke gekommen, mich selbst mit Mr. Beaumont in Verbindung zu setzen, und sei es nur, um ihm zu erzählen, was kurz nach seiner Operation passiert ist.«
    »Was war das?«
    »Darauf komme ich noch, keine Sorge. Ich habe seinen Eltern nicht erzählt, was bei der Operation zum Vorschein gekommen war, weil es keine Rolle spielte - jedenfalls nicht in praktischer Hinsicht -, und ich wollte mit ihnen nichts mehr zu tun haben. Vor allem mit seinem Vater nicht. Der Mann hätte in einer Höhle zur Welt kommen und sein Leben mit der Jagd auf Wollmammuts verbringen müssen. Damals beschloß ich, ihnen zu sagen, was sie hören wollten, und die Verbindung zu ihnen so schnell wie möglich abzubrechen. Und natürlich spielte auch die Zeit ihre Rolle. Man verliert seine Patienten aus den Augen. Ich habe daran gedacht, ihm zu schreiben, als Helga mir seinen ersten Roman zeigte, und danach ist mir der Gedanke mehrmals gekommen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er mir nicht glauben würde - oder daß es ihm gleichgültig war - oder daß er vielleicht denken würde, ich wäre ein Spinner. Ich kenne keine berühmten Leute, aber sie tun mir leid - ich stelle mir vor, daß ihr Leben defensiv, ungeordnet und von Ängsten erfüllt ist. Es erschien mir richtiger, schlafende Hunde nicht zu wecken. Und nun dies. Wie meine Enkelkinder sagen würden - es ist ein Hammer.«
    »Was war mit Thad? Was hat ihn zu Ihnen gebracht?«
    »Trancezustände. Kopfschmerzen. Phantomgeräusche. Und schließlich...«
    »Phantomgeräusche?«
    »Ja - aber Sie müssen schon zulassen, daß ich Ihnen die Geschichte auf meine Weise erzähle, Sheriff.«
    Wieder hörte Alan die unbewußte Arroganz in der Stimme des Mannes.
    »Ich bitte darum.«
    »Und schließlich hatte er einen Krampfanfall. Für all diese Symptome war eine kleine Masse in seinem Stirnlappen verantwortlich. Wir operierten, gingen von der Annahme aus, daß es sich um einen Tumor handelte. Wie sich herausstellte, war der Tumor Thad Beaumonts Zwilling.«

    »Wie bitte?«
    »So war es«, sagte Pritchard. Es hörte sich an, als freute ihn der unüberhörbare Schock in Alans Stimme. »Das ist gar nicht so ungewöhnlich - Zwillinge werden häufig in utero absorbiert, und hin und wieder ist die Absorption unvollständig -, aber der Ort war ungewöhnlich, und ebenso der Wachstumsspurt des fremden Gewebes. Derartiges Gewebe bleibt sonst immer unverändert. Ich halte es für möglich, daß bei Thad ein frühes Einsetzen der Pubertät diese Probleme ausgelöst hat.«
    »Moment«, sagte Alan. »Einen Moment.« Er hatte den Ausdruck >ihm drehte sich der Kopf< schon ein- oder zweimal in Büchern gelesen, aber dies war das erste Mal, daß er ein derartiges Gefühl selbst hatte. »Wollen Sie damit sagen, daß Thad ein Zwilling war, aber - irgendwie - seinen Bruder verzehrte?«
    »Oder seine Schwester«, sagte Pritchard. »Aber ich vermute, daß es ein Bruder war, weil meiner Ansicht nach Absorptionen bei zweieügen Zwillingen weitaus seltener vorkommen. Das ist keine erwiesene Tatsache, aber ich bin davon überzeugt. Und da eineüge Zwillinge immer gleichgeschlechtlich sind, lautet die Antwort auf Ihre Frage ja. Ich glaube, daß der Fetus, der Thad Beaumont einmal gewesen ist, im Uterus seiner Mutter seinen Bruder aufgezehrt hat.«
    »Großer Gott«, murmelte Alan. Er konnte sich nicht erinnern, in seinem ganzen Leben etwas so Grauenhaftes - so Abwegiges - gehört zu haben.
    »Das klingt, als wären Sie schockiert«, sagte Dr. Pritchard heiter, »aber dazu besteht nicht die geringste Veranlassung. Sie müssen die Sache nur unter dem richtigen Blickwinkel betrachten. Wir reden nicht von Kain, der aufsteht und seinen Bruder Abel mit einem Eselskinnbacken erschlägt. Hier handelte es sich nicht um Mord, sondern lediglich darum, daß ein biologisches Kommando ausgeführt wurde, das wir nicht verstehen. Vielleicht ein falsches Signal, ausgelöst von irgend etwas im endokrinen System der Mutter. Wir reden, genau genommen, nicht einmal von Feten; zur Zeit der Absorption gab es in Mrs. Beaumonts Gebärmutter zwei Ansammlungen von Gewebe, die vermutlich noch nicht einmal
humanoid waren. Lebende

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