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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zu.
    Ein ankommender Fahrstuhl klingelte leise.

    Es konnte einer der Mieter sein - kurz vor eins war nicht sehr spät in der großen Stadt, selbst an einem Donnerstagabend. Dennoch ging Stark blitzschnell hinter einer großen Topfpflanze in der Ecke in Deckung - neben einem völlig nutzlosen, gegenstandslosen Gemälde bildete sie den einzigen Schmuck des Fahrstuhl-Vorplatzes. Sein inneres Radar schrillte. Es konnte jemand sein, der aus einer Disco oder vom feucht-fröhlichen Nachspiel eines Geschäftsessens zurückkehrte, aber er glaubte es nicht. Er nahm an, daß es die Polizei war. Er wußte, daß es die Polizei war.
    Ein Streifenwagen, der zufällig in der Nähe war, als einer der Mieter in diesem Teil des Gebäudes anrief und meldete, daß auf dem Flur ein Mord begangen wurde? Möglich, aber er bezweifelte es. Wahrscheinlich war, daß Beaumont Alarm geschlagen hatte, und was da ankam, war Donaldsons Polizeischutz - besser zu spät, als überhaupt nicht.
    Er glitt langsam mit dem Rücken an der Wand entlang, und das blutbefleckte Sportjackett, das er trug, erzeugte ein leises, wisperndes Geräusch. Er verbarg sich nicht eigentlich, sondern tauchte wie ein Unterseeboot, das auf Periskoptiefe geht, und die Deckung, die ihm die Topfpflanze bot, war im Grunde minimal. Aber Stark zweifelte nicht daran, daß sich ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Beweisstück A richten würde, ein Stück weiter den Flur hinunter. Zumindest für ein paar Augenblicke - und das würde ausreichen.
    Die breiten Blätter der Topfpflanze malten sägerandige Schatten auf sein Gesicht. Stark starrte zwischen ihnen hindurch wie ein blauäugiger Tiger.
    Die Fahrstuhltür wurde geöffnet. Er hörte einen unterdrückten Ausruf, heiliger Sonstwas, und zwei uniformierte Polizisten stürzten heraus. Ihnen folgte ein Schwarzer in Röhrenjeans und weißen Turnschuhen mit Klettverschluß. Er trug ein T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln und der Aufschrift PROPERTY OF THE N. J. YANKEES und eine teure Sonnenbrille, und wenn Stark je einen Detektiv gesehen hatte, dann war dies einer. Wenn sie im geheimen operierten, gingen sie immer zu weit. Dies war Donaldsons Polizeischutz - oder hätte es zumindest sein sollen. In einem vorbeifahrenden Streifenwagen hätte kein Detektiv gesessen. Das wäre
ein bißchen zuviel des Zufalls. Dieser Bursche war mit den Türwächtern gekommen, um Donaldson zu verhören.
    Viel Glück, dachte Stark, aber ich glaube, Donaldson wird euch nichts mehr erzählen können.
    Er stieß sich von der Wand ab und ging um die Topfpflanze herum. Kein einziges Blatt bewegte sich. Seine Füße glitten lautlos über den Teppich. Er passierte den Detektiv, der sich niederbeugte und einen.32er aus einem Knöchelholster zog, in kaum einem Meter Abstand. Stark hätte ihm, wenn er es gewollt hätte, einen kräftigen Tritt in den Hintern versetzen können.
    In der letzten Sekunde, bevor die Tür wieder zuglitt, schlüpfte Stark in den offenen Fahrstuhl. Einer der uniformierten Polizisten hatte aus dem Augenwinkel heraus die Spur einer Bewegung wahrgenommen - vielleicht die Tür, vielleicht Stark selbst - und hob den über Donaldsons Leiche gebeugten Kopf.
    »Hey...«
    Stark hob die Hand und winkte grüßend mit den Fingern. Das, was der Cop vielleicht noch sagte, wurde von der Tür abgeschnitten.
    Die Eingangshalle war leer - bis auf den Pförtner, der besinnungslos am Boden lag. Stark trat auf die Straße, bog um die Ecke, stieg in den gestohlenen Wagen und fuhr davon.

2
    Phyllis Myers wohnte in einem der neuen Apartmenthäuser im Westen von Manhattan. Ihr Polizeischutz (begleitet von einem Detektiv mit einer Nike-Jogginghose, einem New-York-Islanders-Sweatshirt mit abgetrennten Ärmeln und - natürlich - einer teuren Sonnenbrille) war am Abend des 5. Juni gegen halb elf eingetroffen und hatte sie in Rage über eine geplatzte Verabredung angetroffen. Anfangs war sie mürrisch, aber ihre Laune besserte sich ganz erheblich, als sie hörte, daß jemand, der sich für George Stark hielt, vielleicht darauf aus war, sie zu ermorden. Sie beantwortete die
Fragen des Detektivs über das Thad-Beaumont-Interview und legte währenddessen in drei Kameras neue Filme ein und hantierte mit rund zwei Dutzend verschiedenen Objektiven. Als der Detektiv fragte, was sie da täte, zwinkerte sie ihm zu und sagte: »Wie die Pfadfinder - immer bereit. Wer weiß - vielleicht tut sich wirklich etwas.«
    Nach dem Interview, vor ihrer Wohnungstür, fragte einer der Uniformierten

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